Seien wir ehrlich: Die Faszination von Uhrenliebhabern für Modelle, die in Tiefen präzise ticken, von denen Jules Verne einst schrieb, ist merkwürdig. Die wenigsten robusten Zeitmesser finden sich wohl am Handgelenk tollkühner Apnoetaucher oder in Expeditionskapseln auf dem Meeresgrund. Sie bleiben bestenfalls beim Schnorcheln zwischen Clownfischchen am Arm, im Hotelpool oder beim Händewaschen. Dennoch lautet die wichtigste Frage bei der Präsentation der neuen Modelle jedes Jahr: How low can they go?
Im Fall der „Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa“ von Panerai ist die Antwort: moderate 300 Meter oder 30 bar. Reicht auch. Zudem ist die jüngste Kreation der Marke mit italienischem Ursprung und Ateliers in Neuchâtel für eine Wassersportuhr angenehm puristisch. So darf das in hellem Silber gehaltene Zifferblatt mit allen Facetten seines Sonnenschliffes strahlen, ohne mit Skalen überfrachtet zu sein. Inspiriert ist das Design vom glänzenden Rumpf der futuristischen Segeljacht vom Typ AC75, dem die Uhr im Namen Respekt zollt: „Luna Rossa Prada Pirelli“. Deren achtköpfige Mannschaft kämpft im Oktober vor Barcelona um den Sieg im 37. America’s Cup. Seit 2019 unterstützt Panerai das Regattateam, zuvor war man als Sponsor bei Oracle und Softbank an Bord. Leidenschaft für Präzision, das Meer und moderne Helden – so wird die Marke inszeniert.
Beim Design setzen die Uhrmacher auf Wellenmuster in der Sekundenanzeige, die mit Spezialwerkzeugen nach der Azurage-Technik herausgearbeitet werden. In Kombination mit dem Armband aus Kautschuk und Textilgewebe mit rotem „Luna Rossa“-Streifen gelingt eine lässige Hommage. Das mit 4,2 Millimetern recht flache P.900-Werk ist in satiniertem Edelstahl der Güte AISI 316L oder „Marinequalität“ verschalt. Das Automatikkaliber besteht aus 171 Teilen, und sein Federhaus liefert genügend Energie für 72 Stunden Gangreserve. Die einseitig drehbare Lünette aus Keramik zeigt die Dauer des aktuellen Tauchganges an.
Dass heute Leuchtmasse auf den Indizes nahezu jeder Sportuhr platziert wird, verdanken wir übrigens Panerai und einem gewissen Oberleutnant Carlo Ronconi, die 1916 gemeinsam mit einer Pulvermischung auf Radium-Basis experimentierten. Ebenso innovativ und seit 1956 zum Patent angemeldet ist die „Incabloc“-Bügelsicherung, die die Krone vor Stößen schützt. Die Krone selbst ist bei der „Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa“ gummiert. Für den sicheren Griff nasser Hände. Die Marke kennt sich eben aus mit Jobs, die nah am Wasser gebaut sind. Trotz der Gründung vor knapp 165 Jahren entdeckte Panerai jedoch erst Anfang der 1990er-Jahre die zivile Kundschaft für sich und bot Modellreihen wie „Luminor” oder „Radiomir“ auch Nicht-Militärs an.
Details zur „Submersible QuarantaQuattro Luna Rossa“:
Durchmesser — 44 mm
Material — AISI 316L Edelstahl
Werk — Kaliber P.900, 171 Teile
Gangreserve — 72 Stunden
Preis — circa 12.300 Euro, limitiert
Die Marke Officine Panerai
startete in einer Uhrmacher- Werkstatt, die Giovanni Panerai 1860 an der Ponte alle Grazie in Florenz eröffnete. Bis in die 1990er-Jahre belieferte die Marke ausschließlich Marineeinheiten. Der Verkauf an Richemont 1997 brachte den Durchbruch bei Privatkunden.