Am 9. Februar wurden die Oscars verliehen. Nur einer der zehn erfolgreichsten Filme 2019 war in der Hauptkategorie nominiert. Ob sich das mal wieder in schlechten Einschaltquoten niederschlägt, wird sich zeigen.
Die Oscars sind zwar weiterhin unangefochten die wichtigsten Preise der Filmbranche, zu der mittlerweile auch Netflix und Amazon gehören. Aber die einst so enorme Strahlkraft für die Einspielergebnisse hat nachgelassen. Denn die größten Blockbuster 2019 brauchten wirklich keine Oscars, um Milliarden einzuspielen.
2019 war für Hollywood ein gutes Jahr. Und wenn wir „Hollywood“ sagen, ist vor allem Disney gemeint, der Mutterkonzern von Star Wars und den Avengers. Acht der zehn Filme mit dem weltweit höchsten Einspielergebnis sind Disney-Produktionen oder Koproduktionen. Neun der zehn Spitzenreiter haben weltweit jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar eingespielt. Drei sind in die Allzeit-Bestenliste aufgestiegen. Damit ist 2019 neben 2015 mit ebenfalls drei Einträgen das derzeit erfolgreichste Kinojahr der Geschichte.
Gute Nachrichten gab es auch für die deutsche Kinolandschaft. Der Umsatz wuchs laut vorläufigen Zahlen von ComScore um 14,9 Prozent auf 964 Millionen Euro, wie „Blickpunkt:Film“ berichtete.
Das sind die erfolgreichsten Filme in 2019
Das sind die erfolgreichsten Filme 2019
„Fast & Furious“ ist das einzige Franchise, das Disney verlässlich die Stirn bieten kann. Das gelang 2019 sogar ohne Star Vin Diesel. Denn das Spin-off „Hobbs & Shaw“ konnte mit Dwayne Johnson glänzen, dem laut „Forbes“ derzeit bestbezahlten Schauspieler der Welt. Der Actionfilm mit ihm und Jason Statham spielte laut dem Branchendienst Box Office Mojo weltweit rund 759 Millionen US-Dollar ein. Damit verwies Johnson seinen anderen Film „Jumanji: The Next Level“ auf Platz elf. „Fast & Furious“ ist in erster Linie ein internationales Phänomen. Der Film von Universal Pictures spielte mehr als drei Viertel seines Ergebnisses außerhalb der USA ein. Das war der mit Abstand höchste Wert in den Top 10.
„Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ ist auf Platz neun der erste Film der Rangliste, der mehr als eine Milliarde US-Dollar eingespielt hat. Diese Marke war in den Kinocharts 2018 erst auf Platz fünf erreicht worden. Der Abschluss der dritten Trilogie der bahnbrechenden Science-Fiction-Saga spielte bis zum Jahresende 1,047 Milliarden US-Dollar ein. Das wird noch mehr werden, denn der Film war erst Ende Dezember angelaufen. „Star Wars“ lebt im Gegensatz zu „Fast & Furious“ in erster Linie von der heimischen Fanbasis. Der neunte Teil mit Daisy Ridley, John Boyega und Oscar Isaac spielte rund die Hälfte in den USA ein.
Disney besinnt sich bei der Dominanz über Hollywood auch wieder auf alte Stärken – oder plündert sein Erbe, je nach Sichtweise. In der langen Reihe von Realverfilmungen der Zeichentrickklassiker des Hauses war 2019 auch „Aladdin“ an der Reihe. Die Rechnung ging für Disney auf. Das Musical mit Will Smith spielte global 1,050 Milliarden US-Dollar ein.
Schurken als Titelhelden gab es schon bei „Suicide Squad“ und dass die strenge US-Altersfreigabe R kein Kassengift sein muss, hat „Deadpool“ eindrucksvoll bewiesen. Doch „Joker“ war 2019 selbst für Branchenkenner ein Überraschungshit. Regisseur Todd Phillips und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix gewannen mit dem düsteren Porträt von Batmans späterem Gegenspieler erst Preise und dann den Wettkampf an den Kinokassen. „Joker“ spielte 2019 laut Box Office Mojo rund 1,070 Milliarden US-Dollar ein. Der kontrovers diskutierte Außenseiter aus dem DC Universum ist zudem als einziger Vertreter dieser Top 10 für einen Oscar als bester Film nominiert. Mehr als das: „Joker“ geht mit elf Nominierungen als Favorit ins Rennen.
1995 begann mit dem komplett am Computer entstandenen Animationsfilm „Toy Story“ eine neue Ära. Das innovative Studio Pixar, bei dem einst Steve Jobs die Fäden in der Hand hielt, gehört längst zu Disney. Neun lange Jahre nach dem dritten Teil kam 2019 endlich die Fortsetzung in die Kinos. Die Fans bewiesen, dass sie Woody, Buzz Lightyear & Co. nicht vergessen haben. „Toy Story: Alles hört auf kein Kommando“ spielte weltweit 1,073 Milliarden US-Dollar ein. Er ist bei den Oscars als bester animierter Film nominiert.
Die Avengers sind ein ziemlicher Herrenclub. Mit Captain Marvel kam 2019 endlich die erste Solo-Titelheldin dazu. Brie Larson spülte als Supersoldatin Carol Danvers weltweit 1,128 Milliarden US-Dollar in die Kinokassen.
Wer hat das Sorgerecht für Peter Parker? Diese Frage sorgte auch 2019 für Schlagzeilen. Vor 20 Jahren dominierten noch mit Batman und Superman die Helden von DC Comics das Kinogeschäft. Der angeschlagene Konkurrent Marvel verkaufte die Filmrechte an Spider Man an Sony. 2017 wurde zwar Reunion mit den Avengers gefeiert. Die stand 2019 aber plötzlich wegen Streitigkeiten um Gewinnanteile auf der Kippe. Dann aber gab es Entwarnung. Der nächste Film mit Hauptdarsteller Tom Holland ist für Sommer 2021 geplant.
2013 bewies Disney, dass es weiterhin mit Animationsfilmen Megahits landen kann. „Die Eiskönigin“ wurde zum globalen Phänomen. Die Fortsetzung ließ auf sich warten. 2019 war es endlich so weit. Die Kritiker waren nicht so begeistert, die Kinogänger aber machten „Die Eiskönigin II“ mit einem Einspielergebnis von 1,419 Milliarden US-Dollar zum dritterfolgreichsten Film 2019 und zur Nummer eins in Deutschland. In der Allzeit-Bestenliste liegt der Film auf Platz zehn. Der Vorgänger ist mit 1,281 Milliarden US-Dollar auf Platz 16 abgerutscht. Eines aber hat er der Fortsetzung voraus. „Die Eiskönigin“ wurde 2014 als bester Animationsfilm bei den Oscars geehrt. Der Nachfolger ist noch nicht einmal nominiert.
Die Disney-Recycling-Maschine hat 2019 die afrikanische Savanne erreicht. Das „Real“-Remake von „Der König der Löwen“ spielte 1,657 Milliarden US-Dollar ein. Damit liegt der computeranimierte Film mit den Stimmen von Donald Glover und Beyoncé Knowles auf Platz sieben der erfolgreichsten Filme aller Zeiten.
Gegen diese Endschlacht hatte kein Film in der Geschichte Hollywoods eine Chance. „Avengers: Endgame“ pulverisierte mit einem Einspielergebnis von 2,798 Milliarden US-Dollar nicht nur 2019 die Konkurrenz. Er beendete nach zehn Jahren auch die Herrschaft von „Avatar“ (2,790 Milliarden US-Dollar) als der erfolgreichste Film aller Zeiten.