Als David Ellison einmal in einem Interview nach seinem Lieblings-Film gefragt wurde, da nannte er eines der wohl ikonischsten Action-Werke der 1980er-Jahre: Top Gun, das Kampfflieger-Epos mit Tom Cruise aus dem Jahr 1986. „Dieser Film bedeutet mir alles“, sagte Ellison der „New York Times“. „Ich werde nie vergessen, wie ich als kleines Kind diesen Film gesehen habe. Es war der Film, der den Wunsch in mir geweckt hat, Pilot zu werden.“
Ellisons Vorliebe ist insofern bemerkenswert, als er nun einen der größten Coups in der Geschichte des US-Filmbusiness verantwortet: Gemeinsam mit Partnern übernimmt der Mann mit dem kantigen Gesicht den traditionsreichen Paramount-Konzern – und damit genau das Studio, das einst den Top-Gun-Film aus der Taufe gehoben hatte. Mehr als 8 Mrd. Dollar werden dafür in einem komplexen Konstrukt investiert. Es ist als hätte ein Junge endlich das Spielzeug bekommen, auf das er seit Langem hingefiebert hat.
Hilfe von Steve Jobs
Ellison ist selbst ein Kind der 80er-Jahre. Der Sohn des Oracle-Mitgründers Larry Ellison wuchs in diesem vielleicht amerikanischsten aller Jahrzehnte in Kalifornien auf und studierte Film an der University of Southern California – obwohl sein Vater ihn lieber an einer der Elite-Unis gesehen hätte. Schon als Teenager steuerte Ellison als Pilot Flugzeuge, hatte erste Schauspielrollen und lebte das Leben eines Menschen, der mit dem goldenen Löffel geboren wurde. Ein blonder, blauäugiger Junge unter der Sonne des amerikanischen Westens.
Selbst als Ellison seine eigene Produktionsfirma Skydance Media gründete, erhielt er mächtige Starthilfe: Er bekam nicht nur Geld von seinem Vater, sondern wurde zudem von Apple-Übervater Steve Jobs und der Musikproduzenten-Legende David Geffen beraten. „Die Geschichte von David Ellisons Vorstoß ins Unterhaltungsgeschäft ist so alt wie Hollywood selbst“, schrieb das „Wall Street Journal“. „Ein reiches Kind kommt in die Stadt und träumt davon, das ganz große Rad zu drehen.“
Erfolg mit Mission Impossible
Das Erstaunliche aber ist: Genau das scheint Ellison tatsächlich zu gelingen, er schaffte es, erfolgreich etwas Neues zu schaffen. Ellison und seine Firma produzierten Filme aus der Mission Impossible-Reihe, Baywatch und Jack Reacher. Auch an der jüngsten Fortsetzung des Top-Gun-Epos Maverick war sein Unternehmen beteiligt. Es ist die erste Liga der Action-Kunst, in der Ellison unterwegs ist. Und es ist ein ökonomisches Erfolgsmodell: Skydance ist profitabel und eine schlagkräftige Maschine im Film- und Seriengeschäft.
Ein Faktor scheint zu sein, dass Ellison auch geduldig sein kann. Der Einstieg bei Paramount schien Mitte Juni schon gescheitert, die Gespräche mit der Eignerfamilie Redstone lagen auf Eis. Doch Ellison blieb dran, er verfeinerte den Deal, verbesserte die Konditionen für die anderen Aktionäre und nahm damit möglichen juristischen Attacken den Wind aus den Segeln. Anfang 2025 soll das komplizierte Geschäft endgültig abgeschlossen werden.
Angriff auf Netflix
Doch was plant Ellison mit Paramount, dem Studio mit dem berühmten Berg im Logo, das legendäre Filme wie Titanic, Forrest Gump und Der Pate hervorgebracht hat? Was macht man mit einem solchen Spielzeug? Die Antwort, die der 41-Jährige darauf gibt, ist des Sohnes eines Silicon-Valley-Moguls würdig. Er wolle „ein Technologie-Unternehmen“ aus Paramount machen, sagte Ellison der „Financial Times“.
Vor allem der strauchelnde Streaming-Service Paramount+ soll endlich in die Gänge kommen, ein Vehikel, das Netflix Konkurrenz machen sollte, aber nie richtig in Fahrt kam. Der Dienst soll verbraucherfreundlicher werden, mit effizienteren Algorithmen arbeiten und die Nutzer schneller zu neuen Angeboten führen.
Natürlich bekommt Ellison auch dabei Hilfe von seinem Vater, dessen Unternehmen bei Cloud-Anwendungen führend ist und diese nun auch der Neuerwerbung seines Sohnes zur Verfügung stellen will.
Apple mit Problemen
Und doch ist es ein fast titanisches Unterfangen, das Ellison angeht. Im Kampf um das Streaming-Geschäft haben sich schon ganz andere die Finger verbrannt oder zumindest angewärmt. Apple und Disney bauten eigene Streaming-Dienste auf, haben aber große Probleme, ein profitables Geschäft aufzubauen und Netflix wirklich gefährlich zu werden.
Es ist eine Mission, die fast zu groß klingt als dass sie erfolgreich sein könnte. Eine Aufgabe wie für einen alternden Star-Piloten wie in Top Gun Maverick.