Das sind die Kassenschlager unter den Oscar-Kandidaten
Am 10. März 2024 werden zum 96. Mal die Oscars verliehen. Der kommerzielle Erfolg spielt bei dem wichtigsten Filmpreis keine Rolle. Das kommt dem Siegeszug der Streamingdienste bei den Academy Awards zugute. Netflix' Prestigeprojekt „Maestro“ über den Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein ist einer von zehn Konkurrenten um den Oscar für den besten Film 2023. Das Drama mit Bradley Cooper, der auch Regie führte, und Carey Mulligan lief nur begrenzt in Kinos. Der Branchendienst „Box Office Mojo“ verzeichnete für „Maestro“ ein weltweites Einspielergebnis von lediglich 383.532 US-Dollar. Der Film brachte Produzent Steven Spielberg die 23. Oscar-Nominierung ein.
Gleich zwei Filme mit der deutschen Charakterdarstellerin Sandra Hüller treten im Rennen um den besten Oscar an. Sie verkörpert in „The Zone of Interest“ die Ehefrau des Auschwitz-Kommandanten, die Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager eine nationalsozialistische Familienidylle lebt. Der Film des britischen Regisseurs Jonathan Glazer spielte bis rund zwei Wochen vor der Oscar-Verleihung weltweit etwa 16,4 Mio. Dollar ein (Daten abgerufen am 26. Februar). Kinostart in Deutschland war erst am 29. Februar, einen Monat später als in Frankreich oder dem Vereinigten Königreich. „The Zone of Interest“ vertritt das Vereinigte Königreich bei den Oscars auch in der Sparte „Bester internationaler Spielfilm“.
„American Fiction“ gilt im Wettbewerb um den Oscar als bester Film des Jahres als Außenseiter. Die bissige Komödie des Regiedebütanten Cord Jefferson mit Jeffrey Wright und Tracee Ellis Ross kam in der Übersicht von „Box Office Mojo“ auf ein weltweites Einspielergebnis von 20,8 Mio. Dollar. Dabei waren allerdings lediglich Umsätze in den USA und dem Vereinigten Königreich berücksichtigt.
Auch auf Platz sieben der Oscar-Favoriten mit dem größten Einspielergebnis findet sich ein Regiedebüt. Die US-Amerikanerin Celine Song landete mit „Past Lifes“ einen internationalen Hit. Der zärtliche Liebesfilm mit Greta Lee und Teo Yoo – angesiedelt zwischen Seoul und New York – brachte Song auch eine Nominierung für das beste Drehbuch ein. „Box Office Mojo“ registrierte bis kurz vor der Oscar-Verleihung ein weltweites Einspielergebnis von 26,6 Mio. Dollar. Der Umsatz aus Deutschland fehlte da aber noch. 2024 waren erstmals Produktionen von drei Regisseurinnen in der Kategorie „Bester Film“ nominiert.
Sandra Hüller gilt mit ihrer Rolle in „Anatomie eines Falls“ als Geheimtipp für den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Bereits die Nominierung für eine fremdsprachige Rolle war eine Seltenheit in der Geschichte der Academy Awards. Das französische Justizdrama von Justine Triet kam im Ranking der Oscar-Kandidaten mit einem globalen Einspielergebnis von 29,6 Mio. Dollar auf Platz sechs. Hüller spielt eine deutsche Schriftstellerin, die des Mordes an ihrem Mann bezichtigt wird.
„The Holdovers“ ist eine Komödie von Alexander Payne mit Paul Giamatti als Lehrer, der Anfang der 70er Jahre Schüler eines Internats über die Weihnachtsferien betreuen muss. „The Holdovers“ erhielt fünf Oscar-Nominierungen, darunter für Giamatti als bester Hauptdarsteller. 42,9 Mio. Dollar bedeuteten Platz fünf im Ranking der Oscar-Kandidaten.
„Poor Things“ lag zum Stichtag bei „Box Office Mojo“ unter den 2023 gestarteten Filme mit den höchsten Einspielergebnissen auf dem 50. Platz. 99,6 Mio. Dollar brachten dem kontrovers diskutierten Drama von Regisseur Yorgos Lanthimos unter den Oscar-Nominierten Platz vier ein. Emma Stone hatte für die Hauptrolle und auch als Produzentin Aussicht auf einen Academy Award. „Poor Things“ erhielt elf Nominierungen. Das konnte nur ein Film überbieten.
Mit zehn Oscar-Nominierungen geht „Killers of the Flower Moon“ als ein Favorit ins Rennen um die Oscars. Regisseur Martin Scorsese ist ebenso nominiert wie Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio, Hauptdarstellerin Lily Gladstone und Nebendarsteller Robert De Niro. Ihr historisches Drama ist in diesem Ranking der erste Film, der zum Stichtag offiziell den Sprung über 100 Mio. Dollar schaffte. „Box Office Mojo“ wies 156,8 Mio. Dollar für das dreieinhalbstündige Epos aus.
Ein Film über die Entwicklung der Atombombe hat 2023 an den Kinokassen sämtliche Marvel-Filme geschlagen. „Oppenheimer“ spielte den Angaben zufolge bis zum Stichtag 957,6 Mio. Dollar ein und war damit der dritterfolgreichste Film 2023. Geht es nach der Zahl der Nominierungen, führt bei der Oscar-Verleihung am 10. März 2024 kein Weg an „Oppenheimer“ vorbei. Christopher Nolans Drama über den Physiker J. Robert Oppenheimer wurde in elf Kategorien nominiert, darunter Film, Regie, Hauptdarsteller (Cillian Murphy) und Nebendarsteller (Robert Downey Jr. und Emily Blunt). Nicht preisverdächtig fanden die Mitglieder der Academy hingegen Regisseurin und Hauptdarstellerin des erfolgreichsten Films des Jahres.
Der kommerzielle und künstlerische Erfolg von „Barbie“ könnte Hollywood verändern. Der Film wurde entgegen allen Erwartungen mit einem Einspielergebnis von 1,4 Mrd. Dollar weltweit zur erfolgreichsten Produktion des Jahres. Bei den Oscars aber scheinen noch alte Machtmechanismen vorzuherrschen. Weder Regisseurin Greta Gerwig noch Hauptdarstellerin Margot Robbie wurden für einen Oscar nominiert. Stattdessen bedachte die Oscar-Akademie die Nebendarsteller Ryan Gosling und America Ferrera. Gosling tritt beim besten Lied mit seinem satirischen Männer-Rocksong „I'm Just Ken“ gegen Billie Eilishs tiefschürfende Ballade „What Was I Made For?“ an. Für die beiden treibenden Frauen hinter dem Projekt könnten „Trost“-Oscars bleiben: Robbie ist bei „Barbie“ als Produzentin, Gerwig als Drehbuchautorin nominiert.