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Gastbeitrag Wie Manager den Januar-Blues mit Humor bekämpfen können

Mit Humor lässt sich vieles besser ertragen - auch im Berufsleben
Mit Humor lässt sich vieles besser ertragen - auch im Berufsleben
© Pixabay
Lachen kann tatsächlich die beste Medizin sein – auch im Geschäftsleben, so Paula Jarzabkowski, Professorin für strategisches Management an der Cass Business School

Mit dem abklingenden Nachglühen der Urlaubszeit rückt der „Blue Monday“ – der deprimierendste Tag des Jahres – näher. Die Kombination aus Winterfrust, den düsteren Folgen der Ausgaben für Weihnachten und dem Back-to-Work-Blues dürfte am dritten Montag des neuen Jahres einen Höhepunkt erreichen. Im Jahr 2019 fällt dieser Tag auf den 21. Januar. Auch wenn es sich womöglich um einen pseudowissenschaftlichen Befund handelt, wer hat schon Lust, sich an irgendeinem Montag im Januar zur Arbeit zu schleppen?

Eine Möglichkeit, den Januar-Blues zu überwinden, ist Humor – vor allem bei der Arbeit. Lachen ist schließlich eine natürliche, alltägliche Reaktion. Auch in schwierigen Situationen. Humor ist eine Möglichkeit, mit Spannungen, Widersprüchen und Paradoxien bei der Arbeit umzugehen, wie meine Kollegin Jane Le und ich in unserer Forschungsarbeit feststellen.

In einer zweijährigen Studie über eine wichtige Veränderung in einem Telekommunikationsunternehmen fanden wir heraus, dass Meetings am Arbeitsplatz normalerweise sehr fröhlich verliefen. In jeder Besprechung lachten mindestens zwei Personen und oftmals alle Anwesenden im Durchschnitt 13-mal. In weit mehr als der Hälfte dieser Fälle ging es um spezifische Probleme am Arbeitsplatz.

Große Unternehmen haben häufig konkurrierende Ziele, zum Beispiel zwischen globaler Kontrolle und lokaler Autonomie, der Verbesserung der Patientenversorgung und Kostensenkung oder der Umsetzung einer gesunden Work-Life-Balance. Und Humor ist ein entscheidender Weg, um mit diesen Paradoxien fertig zu werden.

Die beste Medizin

Das von uns untersuchte Telekom-Unternehmen sah sich mit strategischen und organisatorischen Widersprüchen konfrontiert, die auf gesetzliche Änderungen zurückgingen. Um nicht gegen Wettbewerbsregeln zu verstoßen, musste das Unternehmen umstrukturiert werden. Die wichtigsten Dienstleister aus verschiedenen Geschäftsbereichen durften danach nicht mehr miteinander kommunizieren, wenn dies zu einem unlauteren Wettbewerbsvorteil führen würde.

Diese Vorgabe wurde in vielen Fällen zur Farce, da Techniker Dienstleistungen nicht mehr in den Wohnungen der Kunden erbringen konnten, aus Angst gegen gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen. Und die Ingenieure konnten nicht zusammenarbeiten, um die wichtigsten Produkte und Dienstleistungen ab- und wieder zusammenzubauen. Während der Versuch von Spannungen geprägt war, Termine vor dem Hintergrund drohender hoher Bußgelder einzuhalten, scherzten die Mitarbeiter über die scheinbar pathologischen Widersprüche ihrer Arbeit.

Manager neigen nicht dazu, Humor als Managementlösung zu betrachten, besonders wenn Mitarbeiter in verschiedene Richtungen gelenkt werden. Aber wir fanden heraus, dass Humor eine dominante Dynamik bei Managern auf allen Ebenen darstellt. Lachen ist eine Möglichkeit, wie die Mitarbeiter mit Paradoxien am Arbeitsplatz umgehen können, insbesondere wenn es unmöglich ist, widersprüchliche Anforderungen zu erfüllen.

Nicht jeder erlebt Spannungen auf die gleiche Weise und manchmal kann eine Lösung für die eine Seite ein Problem für die andere sein. Lachen ist eine harmlose Form, wie Menschen Spannungen signalisieren und andere in ihre Erfahrung einbeziehen können. Es bietet die Möglichkeit, Wege zu finden, das Paradoxon für beide Seiten zu umgehen oder zumindest anzuerkennen, dass die Lösung, obwohl sie nicht für alle optimal ist, einen annehmbaren Kompromiss zur Bewältigung einer bestimmten Aufgabe darstellt.

Das bedeutet nicht, dass Humor ein Führungsinstrument ist. Ein Manager kann nicht nur ein paar Witze machen und dann erwarten, dass das Team mit Problemen fröhlich umgeht. In unserer Studie haben die Mitarbeiter manchmal subversiv mit Humor auf die Lächerlichkeit einer Situation reagiert - und damit die Schuld für das Scheitern eines Projekts von sich gewiesen. Das Lachen gewährte ihnen Solidarität, um Veränderungen zu begegnen, die sie für unzumutbar hielten. Humor kann entweder negative Gefühle verstärken, die das Paradoxon verschärfen, oder positiver genutzt werden, um ein Problem anders zu behandeln.

Humor ernst nehmen

Humor kann zwar nicht von der Unternehmensleitung zum eigenen Vorteil manipuliert werden, aber er ist aber ein nützlicher Indikator dafür, was in einem Unternehmen vor sich geht. Anstatt ihn nur als Ausfallzeit oder Spiel abzutun, sollten Manager das Lachen ernst nehmen und darüber nachdenken, wie sie damit Solidarität zwischen den Teammitgliedern fördern und Problemlösungen entwickeln können.

Widerstandsbasierter Humor ist aber zugleich ein Zeichen dafür, dass Mitarbeiter der Meinung sind, vor unüberwindbaren Hindernissen zu stehen. In diesem Fall wäre eine neue Vorgehensweise erforderlich. Humor, der häufig auf Ungereimtheiten oder der Gegenüberstellung unterschiedlicher Auffassungen zurückgeht, ist ein Weg, um Paradoxien am Arbeitsplatz zu identifizieren; ein wichtiger erster Schritt zu deren Bewältigung.

Alle Unternehmen sehen sich mit Widersprüchen und konkurrierenden Zielen konfrontiert. Diese sind für die beteiligten Mitarbeiter oft frustrierend und verursachen kostspielige Verzögerungen in den Geschäftsprozessen. Manager können dem Humor - einer einfachen alltäglichen Antwort auf Konflikte - mehr Aufmerksamkeit schenken, um Belastungsfaktoren in der Arbeitswelt zu verstehen und sie zu entschärfen. In diesem Sinne kann Lachen wirklich eine Arbeitsmedizin sein, die bei der Suche nach Antworten auf Fragen hilft, die sonst zu einem teuren, zeitaufwändigen Stillstand führen würden.

Die Mär vom „Blue Monday“ hat vermutlich Ben Goldacre in seiner Bad Science-Kolumne für die Zeitung Guardian auseinandergenommen. Aber es schadet nicht, einen trostlosen Monat mit ein wenig Gelächter im Büro zu meisten – das könnte sogar Ihrem Team gut tun.

Dieser Artikel wurde ursprünglich in The Conversation

veröffentlicht.

Paula Jarzabkowski ist Professorin für strategisches Management an der Cass Business School der City University London

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