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Lebensmittelriese Beziehung zu Mitarbeiterin – Nestlé feuert Konzernchef Freixe

Nestlé-Chef Laurent Freixe
Nestlé-Chef Laurent Freixe wurde gefeuert
© Jean-Christophe Bott/Keystone / Picture Alliance
Wegen einer geheim gehaltenen Beziehung zu einer direkt unterstellten Mitarbeiterin verliert Laurent Freixe seinen Posten als Nestlé-Chef nach nur einem Jahr. Sein Nachfolger steht schon fest

Der Chef des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé ist wegen einer geheimgehaltenen Liebesbeziehung mit einer Mitarbeiterin entlassen worden. Konzernchef Laurent Freixe habe eine „Liebesbeziehung mit einer direkten Untergebenen“ nicht offengelegt und sei daher mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die geheimgehaltene Beziehung zwischen Freixe und der Mitarbeiterin verstoße gegen den Verhaltenskodex von Nestlé.

Nachfolger wird Philipp Navratil, der bisher das Geschäft mit dem Konzernbereich Nespresso leitete und in der Konzernleitung sitzt. Unter der Leitung des schweizerisch-österreichischen Doppelstaatlers will der Hersteller von Maggi und Kitkat an der bisherigen Strategie und auch an den Finanzzielen festhalten.

„Dies war eine notwendige Entscheidung“, erklärte Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke. „Nestlés Werte und Governance bilden das solide Fundament unseres Unternehmens.“ Einer mit der Situation vertrauten Person zufolge wurde Nestlé bereits im Frühjahr über eine interne Whistleblower-Hotline auf die Beziehung hingewiesen. Eine interne Untersuchung habe keine Belege ergeben, Freixe selber habe verneint, dass er eine Beziehung zu einer Mitarbeiterin unterhalte. Nach einer externen Untersuchung und weiteren internen Meldungen habe Nestlé dann gehandelt, so die Person. Freixe erhalte keine Abfindung, erklärte ein Firmensprecher.

Nestlé steckt im Tief

Der erneute Chefwechsel kommt zur Unzeit für den Konzern. Freixes Vorgänger musste das Unternehmen verlassen, nachdem Nestlé Ziele verfehlt und an Rückhalt bei Investoren und Mitarbeitern verloren hatte. Anleger sind auch mit Bulcke unzufrieden, der 2026 dem ehemaligen Inditex-Manager Pablo Isla Platz machen wird. Der Firmenveteran Freixe hätte Nestlé eigentlich in ruhigere Gewässer steuern und das Wachstum wieder ankurbeln sollen. 

Die Investoren überzeugte er damit noch nicht richtig. Mit gut 75 Franken notiert die Aktie weit unter dem Höchststand von knapp 130 Franken Anfang 2022. Im gleichen Zeitraum haben die Erzrivalen Unilever und Danone deutlich zugelegt.

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Navratil, der seine Karriere bei Nestlé 2001 in der internen Revision begann, will nun gegensteuern. „Ich freue mich darauf, mit der gesamten Unternehmensführung und in naher Abstimmung mit dem Verwaltungsrat, dem Präsidenten Paul Bulcke und dem designierten Präsidenten Pablo Isla daran zu arbeiten, die Umsetzung unserer Strategie zu beschleunigen und unseren Wertschöpfungsplan intensiv voranzutreiben“, so der 1976 geborene.

Analysten reagierten kritisch. „Wir sind enttäuscht, dass der neue CEO derzeit gezwungen ist, die Strategie seines Vorgängers fortzusetzen, obwohl der Markt angesichts der historisch niedrigen Aktienbewertung von Nestlé an deren Erfolg zweifelt“, erklärte die Experten der US-Großbank J.P. Morgan. Mit dem erneuten Wechsel dürfte die Frage nach der mittelfristigen Ausrichtung des Unternehmens weiter schwelen, bis mehr über die Pläne von Navratil bekannt werde.

rtr/AFP/dpa/kb

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