Überstunden: Wo viele und wo wenige anfallen
Mehr als jeder zehnte Beschäftigte macht in Deutschland Überstunden. Das Statistische Bundesamt (Destatis) ermittelte in einer Auswertung zum Mikrozensus 2023 knapp 4,6 Millionen Arbeitnehmer, die mehr gearbeitet haben, als in ihrem Arbeitsvertrag vereinbart war. Das entsprach den Angaben zufolge einem Anteil von zwölf Prozent aller abhängig beschäftigten Personen. In den Wirtschaftsbereichen fiel das Ergebnis sehr unterschiedlich aus. Den geringsten Anteil von Überstunden fanden die Experten etwas überraschend im Gastgewerbe mit lediglich 6,3 Prozent.
Auch im Bereich „Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen“ waren Überstunden laut der Statistik 2023 eher die Ausnahme. 8,4 Prozent der Arbeitnehmer seien länger geblieben als vertraglich vereinbart. Männer machten deutlich häufiger Überstunden als Frauen (9,9 versus 6,8 Prozent). In den Wirtschaftsbereich fallen unter anderem Gebäudereinigung oder Wach- und Sicherheitsdienste.
Das Baugewerbe gehörte laut Destatis zu den Schlusslichtern unter den Branchen mit den meisten Überstunden. 9,0 Prozent der Arbeitnehmer gaben demnach laut Mikrozensus an, 2023 mehr gearbeitet zu haben als vertraglich vereinbart. „Für die meisten Beschäftigten war der Umfang der Mehrarbeit auf wenige Stunden pro Woche begrenzt. 40 Prozent gaben an, durchschnittlich weniger als fünf Überstunden (pro Woche) geleistet zu haben“, teilte die Statistikbehörde mit und bezog sich dabei auf alle Branchen. Einige Betroffene kamen hingegen auf zwei volle Extra-Tage
Die Top 10 der Branchen mit den meisten Überstunden wurde eröffnet vom Bereich „Grundstücks- und Wohnungswesen“. 9,0 Prozent der Gruppe mit Maklern und Immobilienverwaltern leisteten demnach im Durchschnitt Mehrarbeit. Über alle Branchen hinweg kam laut Destatis die große Mehrheit von 70 Prozent der betroffenen Beschäftigten auf weniger als zehn Überstunden pro Woche. „Allerdings leistete knapp ein Fünftel (19 Prozent) der Betroffenen mindestens 15 Stunden Mehrarbeit in der Woche.“, hieß es.
Schon eher alltäglich sind Überstunden laut dem Ranking im Bereich „Erziehung und Unterricht“. Die Statistikbehörde ermittelte einen Anteil von 13,0 Prozent der Arbeitnehmer. Männer waren dabei den Angaben zufolge mit 17,1 Prozent deutlich stärker betroffen (Frauen: 11,5 Prozent). Branchenübergreifend wurden 20 Prozent der Personen, die 2023 mehr gearbeitet haben, dafür nicht bezahlt, wie Destatis mitteilte. „17 Prozent wurden für ihre Überstunden bezahlt. 71 Prozent nutzten ein Arbeitszeitkonto für die geleistete Mehrarbeit. Mehrarbeit wurde teilweise über eine Kombination der drei Formen geleistet“, hieß es.
„Information und Kommunikation“ gehört zu den Wirtschaftsbereichen, in denen Überstunden weit verbreitet sind. 13,9 Prozent der Arbeitnehmer blieben 2023 länger als vereinbart, wie Destatis mitteilte. Unter den Frauen lag die Branche mit 12,4 Prozent auf Platz drei, bei Männern mit 14,6 Prozent lediglich auf Rang sechs.
Rund jeder siebte Arbeitnehmer im Bereich „Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Extrateritoriales“ hat 2023 Überstunden gemacht. Das Ranking wies für die Branche einen Anteil von 14,9 Prozent aus. Bei Frauen lag der Öffentliche Dienst mit 14,0 Prozent auf Platz zwei der Branchen mit den meisten Überstunden (Männer: 16,1 Prozent, Platz vier).
In drei Wirtschaftsbereiche machten laut der Analyse 2023 mehr als 15 Prozent der Arbeitnehmer Überstunden. Männer leisteten dabei besonders häufig Mehrarbeit. Die Branche „Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen“ kam bei Männern mit 18,2 Prozent auf den ersten Platz. Der Anteil von lediglich 12,4 Prozent unter Frauen ergab einen Endwert von 15,1 Prozent.
Gängig waren Überstunden zudem 2023 bei Energieversorgern und Energiekonzernen. Sie belegten mit 17,1 Prozent nur knapp „geschlagen“ Platz zwei im Ranking der Branchen mit den meisten Überstunden. Dies war auch der Anteil der Männer, die mehr gearbeitet haben. Frauen waren in dem Bereich so selten vertreten, dass die Statistiker für sie keinen Wert ausweisen konnten.
Am weitesten verbreitet war Mehrarbeit bei den Finanz- und Versicherungsleistungen. Die Branche kam knapp mit 17,3 Prozent auf Platz eins des Rankings. Das galt auch, wenn man nur Männer betrachtet. Bei ihnen lag der Überstundenanteil bei Banken und Versicherungen bei 20,8 Prozent. Das war der höchste Einzelwert des Rankings (Frauen: 14,3 Prozent)