2020 war der Club der Milliardärinnen noch geschrumpft. In der Corona-Pandemie zählte das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hingegen weltweit 36 Prozent mehr superreiche Frauen. Ihre Zahl stieg zum Stichtag 5. März 2021 laut dem aktuellen Milliardärs-Ranking von 241 auf 328. Damit fiel das Wachstum unter den Frauen höher aus als unter allen Dollar-Milliardären (plus 24 Prozent). Dennoch lautet auch 2021 das Fazit: Nicht mal jeder neunte Milliardär weltweit ist weiblich. Die meisten der zehn reichsten Frauen der Welt haben ihr Vermögen geerbt oder in einer Scheidung aus dem gemeinsam erarbeiteten Vermögen erhalten.
Reichste Frauen der Welt werden reicher
2020 war für die Superreichen ein Boom-Jahr sondergleichen. Das schlug sich auch bei den Frauen nieder. Ihr Gesamtvermögen stieg den Berechnungen zufolge binnen zwölf Monaten um fast 60 Prozent auf 1,53 Billionen Dollar. Das Plus von 570,7 Mrd. Dollar entsprach fast dem kombinierten Vermögen der vier reichsten Menschen der Welt. Der Großteil ging auf gestiegene Aktienkurse zurück.
Rund drei von vier der weiblichen Neuzugänge auf der Milliardärs-Liste waren noch nie in dem Ranking vertreten. Zu den 61 Newcomerinnen gehörte beispielsweise Whitney Wolfe Herd, Mitgründerin der Dating-App Bumble, die im Februar 2021 an die Börse gegangen war. Herd wurde mit 31 Jahren zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt. Eine weitere Newcomerin konnte aus dem Stand in die Top 10 vorstoßen und verdrängte dort unter anderen die laut „Forbes“ reichste Frau Deutschlands. Eine Milliardärin spendete ein Vermögen und wurde trotzdem reicher. Und auch an der Spitze sorgte die Corona-Pandemie für neue Verhältnisse.
Dies sind laut „Forbes“ die reichsten Frauen der Welt 2021:
Die reichsten Frauen der Welt
Iris Fontbona ist die Witwe des 2005 gestorbenen Unternehmers Andrónico Luksic. Sie und ihre drei Kinder kontrollieren laut „Forbes“ unter anderem das Bergbauunternehmen Antofagasta Plc, das Kupferminen betreibt. Die Chilenin hat ihr Vermögen im ersten Jahr der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt. Es stieg laut den Analysten von 10,8 auf 23,2 Mrd. Dollar. Die 78-Jährige verbesserte sich damit im globalen Ranking vom 124. auf den 74. Platz und rückte unter den reichsten Frauen der Welt in die Top 10 vor.
Auch in Australien liefen die Geschäfte im Bergbau 2020 offenbar glänzend. Gina Rinehart verteidigte ihren Status als reichster Mensch des Kontinents. „Forbes“ schätzte ihr Vermögen auf 23,6 Mrd. Dollar, 10,5 Mrd. Dollar mehr als im Vorjahr. Die 67-Jährige stieg in der allgemeinen Rangliste von Platz 85 auf Platz 70 und unter den Frauen einen Rang auf Platz neun. Die Tochter des Eisenerzmagnaten Lang Hancock leitet seit dessen Tod 1992 die Hancock Prospecting Group und machte das laut „Forbes“ einst angeschlagene Unternehmen zu einem der führenden Bergbau- und Agrarkonzerne des Landes.
Für BMW-Großaktionärin Susanne Klatten ging es unter den reichsten Frauen der Welt hingegen einen Platz nach unten. Das lag aber weniger an der Entwicklung ihrer Vermögenswerte. Die erhöhten sich dank der Höhenflüge der BMW-Aktie laut „Forbes“ von 16,8 auf 27,7 Mrd. Dollar. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin ist auch alleinige Eigentümerin des Pharmakonzerns Altana. Die 58-Jährige stieg im Gesamtranking einen Platz auf Rang 53. Dass es unter den Frauen nur noch für Rang acht reicht, lag vor allem an der Newcomerin in den Top 10. Die Tochter des Industriellen Herbert Quandt kam in der Bestenliste für Deutschland auf Platz drei. Spitzenreiterin Beate Heister taucht in der „Forbes“-Liste der reichsten Frauen hingegen nicht auf. Die Aldi-Süd-Erbin wird von dem Magazin nur gemeinsam mit ihrem Bruder Karl Albrecht junior geführt. Die Geschwister kamen im aktuellen Ranking mit zusammen 39,2 Mrd. Dollar auf Platz eins der reichsten Deutschen.
Yang Huiyan ist mit 39 Jahren mit Abstand die jüngste der reichsten Frauen der Welt. Die Chinesin hält laut „Forbes“ 57 Prozent an der Immobilienentwicklungsgesellschaft Country Garden, die von ihrem Vater Yeung Kwok Keung gegründet wurde. Das Vermögen der Absolventin der Ohio State University erhöhte sich um fast 50 Prozent von 20,3 auf 29,6 Mrd. Dollar. Im Vorjahr hatte sie noch ein Minus von rund zehn Prozent verzeichnet. Wegen der Newcomerin unter den Top-Milliardärinnen ging es aber auch für die Unternehmerin einen Rang nach unten. Auf der Liste der reichsten Chinesen (ohne Hongkong) belegte Yang Platz zehn.
Jacqueline Mars zählt ebenfalls zu den Nutznießerinnen des Corona-Booms unter den Superreichen. Ihr Vermögen stieg laut „Forbes“ binnen zwölf Monaten von 24,7 auf 31,3 Mrd. Dollar. Damit ging es in der Gesamtliste jedoch von Platz 29 runter auf Platz 48. Unter den reichsten Frauen stieg Mars hingegen nur einen Rang hinab. Die 81-Jährige ist die Enkelin von Franklin und Ethel Mars, die 1911 den gleichnamigen Nahrungsmittelkonzern gründeten. Sie hat fast 20 Jahre in dem Unternehmen gebreitet und soll laut „Forbes“ schätzungsweise ein Drittel von Mars besitzen. Der Rest gehört den Angaben zufolge ihrem Bruder John und den Töchtern ihres verstorbenen Bruders Forrest junior.
Miriam Adelson ist 2021 neu in den Club der Milliardärinnen eingezogen und hat mit 38,2 Mrd. Dollar gleich Platz fünf für sich reklamiert. Grund ist laut „Forbes“ das Erbe ihres im Januar 2021 gestorbenen Mannes Sheldon Adelson, dem ehemaligen CEO des Casino-Unternehmens Las Vegas Sands. Die 75-Jährige besitzt nun den Angaben zufolge mehr als die Hälfte des Glücksspielimperiums, dessen Marktwert auf rund 48 Mrd. Dollar beziffert wurde.
Julia Koch war 2020 eine der Newcomerinnen der Top 10 gewesen. Sie und ihre drei Kinder hatten laut „Forbes“ im August 2019 von ihrem verstorbenen Mann David rund 42 Prozent an dem Öl- und Chemiekonsortium Koch Industries geerbt. Kochs Vermögen erhöhte sich laut der Analyse zum Stichtag 5. März 2021 von 38,2 auf 46,4 Mrd. Dollar. Damit verschlechterte sich die 58-Jährige vom dritten auf den vierten Platz.
MacKenzie Scott war 2020 dank der Scheidung von Amazon-Gründer Jeff Bezos mit einem Vermögen in Höhe von 36,1 Mrd. Dollar auf Platz vier in die Rangliste der reichsten Frauen eingestiegen. Sie spendete laut „Forbes“ 2020 fast sechs Mrd. Dollar an Hilfsorganisationen in den USA. Trotzdem wurde die Philanthropin, die den weiterhin reichsten Mann der Welt 1994 kurz vor der Gründung von Amazon geheiratet hatte, noch reicher. Der Höhenflug der Amazon-Aktie katapultierte ihr Vermögen laut den Analysten auf 53 Mrd. Dollar. Das reichte im Milliardärs-Wettrennen aber gerade mal, um im globalen Ranking Platz 22 zu halten. Unter den Frauen stieg Scott hingegen eine Position.
Die reichste Frau der Welt 2020 musste den Spitzenplatz räumen. Walmart-Erbin Alice Walton verzeichnete ein vergleichsweise moderates Plus von 54,4 auf 61,8 Mrd. Dollar. Deshalb fiel die einzige Tochter des Walmart-Gründers Sam Walton im allgemeinen Ranking von Platz neun auf Platz 17 und musste ihrer ewigen Konkurrentin den Vortritt lassen. Waltons Schwägerin Christy Walton war auf Platz 352 übrigens die erste Milliardärin, deren Vermögen binnen zwölf Monaten geschrumpft ist. Es fiel laut „Forbes“ von 8,9 auf 7,2 Mrd. Dollar. Christy Walton ist die Witwe von John Walton.
Françoise Bettencourt Meyers konnte im Corona-Jahr 2020 den Titel der reichsten Frau der Welt zurückerobern. Die L'Oréal-Erbin steigerte ihr Vermögen „Forbes“ zufolge von 48,9 auf 73,6 Mrd. Dollar. Damit kletterte die 67-jährige Französin unter allen Milliardären von Platz 15 auf Platz zwölf. Dort rangierte sie hinter dem Inditex-Mitgründer Amancio Ortega (Zara). Bettencourt Meyers hat ihr Vermögen von ihrer 2017 gestorbenen Mutter Liliane geerbt, der Tochter des Firmengründers Eugène Schueller. Die L'Oréal-Aktie war 2020 zeitweise fast bis auf 200 Euro gefallen. Im März 2021, dem letzten Monat für die „Forbes“-Berechnungen, stieg das Papier des Weltmarktführers im Kosmetikbereich bis auf knapp 330 Euro.