Gründerinnen sind unter den Milliardären der USA noch die Ausnahme. Die reichsten Frauen des Landes haben ihr Vermögen geerbt oder bei einer Scheidung erhalten. Sie gelten damit nicht als Selfmade-Milliardärinnen, auch, wenn sie ihren Ex-Ehemann maßgeblich bei der Firmengründung unterstützt haben – siehe Mackenzie Scott und Jeff Bezos.
Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat im Oktober 2020 die reichsten Selfmade-Frauen der Vereinigten Staaten gekürt . Die Spitzenreiterin lag in den Milliardärinnen-Charts der USA für 2020 auf Platz zehn. Etliche der reichsten Selfmade-Frauen haben ihre Firma mit ihrem Ehemann gegründet und führen die Geschäfte nach seinem Tod weiter. Nur zwei der Unternehmerinnen haben ihr Vermögen in erster Linie mit Software beziehungsweise Online-Handel gemacht.
All das schlägt sich im vergleichsweise hohen Alter der Selfmade-Milliardärinnen wider. Keine der Frauen der Top 15 ist unter 60 Jahre alt. Nur zwei in den Top 30 sind jünger als 50 Jahre: Mega-Influencerin Kim Kardashian West (39 Jahre) auf Platz 24 (780 Millionen Dollar) und ihre Halbschwester, Beauty-Tycoon Kylie Jenner (23 Jahre) auf Platz 29 (700 Millionen Dollar).
Die reichsten Selfmade-Frauen der USA
Doris Fisher hat 1969 mit ihrem 2009 gestorbenen Ehemann Donald in San Francisco The Gap gegründet. Aus dem Bekleidungsgeschäft, in dem anfangs nur Levi's-Jeans und Schallplatten verkauft wurden, hat sich eine Kette mit Tausenden von Filialen weltweit entwickelt. „Forbes“ schätzte das Vermögen der 89-Jährigen zum Stichtag 13. Oktober 2020 auf 2,4 Milliarden Dollar. Das reichte für Platz zehn der reichsten Selfmade-Frauen der Vereinigten Staaten.
Oprah Winfrey hat sich aus eigener Kraft ihren Amerikanischen Traum verwirklicht. Die Tochter einer Teenagerin im ländlichen Mississippi wuchs in bitterer Armut auf. Als Talkshow-Moderatorin stieg Winfrey nicht nur zu einer der reichsten Frauen des Landes, sondern auch zu einer moralischen Instanz auf. Die 66-Jährige kam mit 2,6 Milliarden Dollar auf Platz neun der reichsten Selfmade-Frauen der USA. Im Milliardärs-Ranking 2019 hatte „Forbes“ Winfrey mit 2,5 Milliarden Dollar geführt.
Deutlich nach oben ging es auch für Johnelle Hunt. Ihr Vermögen stieg von März 2019 bis Oktober 2020 laut „Forbes“ von 2,8 auf 3,5 Milliarden Dollar. Die mittlerweile verwitwete Unternehmerin hatte 1961 mit ihrem Ehemann J.B. das Logistikunternehmen J.B. Hunt Transport Services gegründet. Es gehört heute dem Bericht zufolge mit einem Jahresumsatz von 9,2 Milliarden Dollar zu den Branchenführern in den USA. Die 88-Jährige hält laut „Forbes“ 17 Prozent an dem Konzern.
Lynda Resnick ist ebenfalls mit ihrem Ehemann als Geschäftspartner zu einer der reichsten Selfmade-Unternehmerinnen der USA geworden. Sie und Stewart Resnick sind über ihre Holding The Wonderful Company vor allem im Lebensmittel- und Getränkemarkt aktiv. Ihnen gehört unter anderem die Mineralwassermarke Fiji Water. „Forbes“ taxierte das Vermögen der 77-Jährigen auf 3,6 Milliarden Dollar. Das waren 800 Millionen Dollar mehr als bei der im Juni 2019 veröffentlichten Selfmade-Frauen-Rangliste.
Marian Ilitch hat mit ihrem Ehemann Mike (r., gestorben 2017) 1959 die Pizzakette Little Caesars Pizza gegründet. Das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von vier Milliarden Dollar ist nicht die einzige Einnahmequelle der 87-Jährigen, die von „Forbes“ auf 4,1 Milliarden Dollar geschätzt wurde. Sie ist Besitzerin des Eishockey-Franchises Detroit Red Wings und des Luxushotels MotorCity Casino Hotel in Detroit.
Judy Love war im Juni 2019 noch 2,9 Milliarden Dollar schwer. Im Oktober 2020 war sie im Selfmade-Ranking mit 4,7 Milliarden Dollar auf Platz vier geklettert. Judy und Ehemann Tom hatten 1964 mit einem Darlehen seiner Eltern eine Tankstelle in Watonga, Oklahoma, eröffnet. Daraus wurde die Tankstellenkette Love's Travel Stops & Country Stores mit über 520 Niederlassungen. Love ist mit 83 Jahren weiterhin Geschäftsführerin des Unternehmens, Tom der Vorstandsvorsitzende.
Meg Whitman hat sich aus eigener Kraft zu einer der reichsten Selfmade-Frauen der USA hochgearbeitet. Sie hatte von 1998 bis 2008 als CEO den Aufstieg von Ebay in die Wege geleitet und den Umsatz des Online-Auktionshauses laut „Forbes“ von rund sechs Millionen auf acht Milliarden Dollar gesteigert. Nach dem Posten als CEO von Hewlett-Packard führt die 64-Jährige aktuell die 2020 gestartete Videoplattform Quibi des Ex-Disney-Chefs Jeffrey Katzenberg.
Viele der reichsten Männer der USA verdanken ihr Vermögen der Digitalisierung. Bei den vermögendsten Selfmade-Frauen ist dieser Karriereweg die Ausnahme. Nach Whitman geht aber auch Platz zwei dieser Rangliste an eine Vorreiterin der Branche. Die Programmiererin Judy Faulkner hat 1979 in einem Keller Epic Systems gegründet. Mithilfe der Gesundheitssoftware des Konzerns werden laut „Forbes“ die Krankenakten von mehr als 250 Millionen Patienten geführt. Faulkner war mit 77 Jahren immer noch CEO der Firma und wurde von „Forbes“ auf 5,5 Milliarden Dollar geschätzt.
Diane Hendricks (73) ist mit 8,0 Milliarden Dollar mit Abstand die reichste Selfmade-Frau der USA. Sie und ihr Ehemann Ken (2007 gestorben) hatten 1982 das Dachdeckerunternehmen ABC Supply gegründet. Es verzeichnete zuletzt rund 780 Filialen und einen Jahresumsatz von mehr als elf Milliarden Dollar, wie „Forbes“ berichtete. Auf der Milliardärs-Liste des Magazins belegte Hendricks 2020 weltweit Platz 211.