Jennifer Dulski hat so ihre Erfahrung mit schwierigen Grundsatzentscheidungen im Berufsleben. Die US-Amerikanerin leitet bei Facebook den Unternehmenszweig Groups & Community. Davor verkaufte sie (als erste Frau überhaupt) ihr Start-up an Google und arbeitete in leitender Funktion für den Internetgiganten. Dulski verließ Google und führte vier Jahre lang die Plattform Change.org, ehe sie zu Facebook wechselte.
„Ich habe während meiner Karriere oft am Scheideweg gestanden“, schrieb die Managerin in einem Beitrag für Linkedin . Nach einigen Versuchen und Misserfolgen habe sie die folgenden drei Techniken entwickelt, um in schweren Situationen leichter die richtige Entscheidung zu treffen.
#1 Pro und Contra – und dann das Bauchgefühl
Das ist der Klassiker für Entscheidungsfindungen. Es werden Argumente für und Argumente gegen einen bestimmten Schritt (zum Beispiel Kündigung oder Unternehmensgründung) gesammelt.
Wer es einfach mag, kommt mit zwei Spalten aus. Fortgeschrittenere Entscheider wie Dulski arbeiten mit einem Raster. Bei dem werden verschiedene Faktoren (Bezahlung, Sicherheit, Motivation, Potenzial usw.) je nach der persönlichen Einstellung gewichtet, etwa durch unterschiedlich hohe Punktzahlen. Am Ende ergibt sich ein klares Bild, welche Entscheidung auf dem Papier die richtige ist. Das ist aber nur der erste Schritt.
Denn ausschlaggebend ist für Dulski, was das Bauchgefühl zu dieser ach so rationalen Entscheidung zu sagen hat. „Wenn Sie denken 'Ja, das fühlt sich richtig an', wissen Sie, dass sie Ihre Antwort haben“, schreibt die Top-Managerin aus dem Silicon Valley.
Dasselbe gelte aber auch, wenn man anfange, das Raster zu manipulieren, um zu einem anderen Ergebnis zu kommen. „Schlussendlich wird Ihnen Ihr Bauchgefühl sagen, welche Option Sie wirklich bevorzugen“, meint Dulski.
#2 Das Verkaufsgespräch
Selbstgespräche sind gut und schön. Oft kommt der besondere Aha-Moment aber erst in der Unterhaltung mit einem anderen Menschen. „Man kann viel über die eigenen Gefühle lernen, indem man sich selbst dabei zuhört, wie man diese Sache Anderen beschreibt“, findet Dulski.
Das gelte vor allem für Gespräche mit Menschen, auf deren Meinung man Wert lege und die man von einer potenziellen Neuorientierung überzeugen müsse. Für die Managerin wurde während einer Unterhaltung mit ihrer Mutter deutlich, dass sie die Sicherheit bei Google für die neuen Herausforderungen bei Change.org aufgeben wollte.
#3 Der mentale Testlauf
Überlegungen bleiben immer bis zu einem gewissen Grad abstrakt. Dulski rät deshalb zu einem möglichst realistischen Testlauf: „Versetzen Sie sich in die Position, die Sie erwägen, idealerweise für mindestens sieben Tage.“
Entscheidend ist bei diesem Ansatz, dass nur ein Szenario zurzeit durchgespielt wird. Das kann so aussehen: Stellen Sie sich vor, Sie überreichen jemandem eine Visitenkarte mit ihrer neuen Position oder Sie aktualisieren Ihr Profil auf Netzwerkseiten. Wie fühlen Sie sich dabei, stecken Sie plötzlich voller Tatendrang oder fühlen Sie sich eher gehemmt?
Dulski wendet diese Methode auch im Privatleben an. Vor dem Kauf ihres neuen Hauses etwa fuhr sie eine Woche lang täglich den potenziellen „Heimweg“ ab. Mit dem Ergebnis: „Der Gedanke, dass dieses Haus mein Heim werden könnte, hat mich jeden Tag mehr begeistert.“
Fazit: „Sie merken vermutlich, dass alle diese drei Techniken sich auf ein Schlüsselelement fokussieren: Ihr Herz“, schreibt Dulski. Schwierige Entscheidungen sind oft ganz simpel und wollen getroffen werden. Manchmal aber ist etwas Vorarbeit nötig, um zu Intuition und Bauchgefühl vorzudringen.