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Thema So spürt die Wirtschaft die Syrien-Krise

Die drohende Eskalation nach dem Giftgaseinsatz beunruhigt die Finanzmärkte. Syrien selbst liegt wirtschaftlich längst am Boden. Die ökonomischen Folgen des Konflikts im Überblick.

1. Nervöse Finanzmärkte

"Dies ist das größte geopolitische Risiko seit dem Irakkrieg 2003", zitiert die Süddeutsche Zeitung Mike O'Rourke von der US-Investmentfirma Jones Trading. Die Furcht vor einer Eskalation spiegelt sich an den Märkten wider.

Alle wichtigen Aktienindizes sind in den letzten Tagen gesunken. Auch, wenn sie sich inzwischen erholt haben, bleiben Dow Jones, Nikkei und Dax unter den Kursen der Vorwoche.

Noch deutlicher spüren die Ölhändler die Angst. Ein Barrel der Sorte Brent kostet derzeit 116 Dollar, nur zwei Dollar fehlen bis zum Jahreshoch. Interessant dabei ist, dass Syrien kein großer Ölproduzent ist, Ägypten auch nicht. Die FAZ erklärt, warum der Ölpreis trotzdem steigt: “Ölkrisen entstehen nicht durch Förderausfälle, sondern durch Boykott.”

Anleger flüchten in vermeintlich sichere Anlagen. Der Gold-Preis steigt, US-Staatsanleihen sind auch teurer geworden.

2. Die syrische Wirtschaft

Dass die syrische Wirtschaft selbst stark unter dem andauernden Bürgerkrieg leidet, versteht sich von selbst. Der Economist schätzt, dass 60 Prozent der Syrer arbeitslos sind und schreibt, dass die syrische Regierung durch Ölsanktionen mindestens 13 Mrd. Dollar bisher verloren hätte.

Wie genau, erklärt Spiegel Online in einem lesenswerten Artikel. Zahlen und Fakten zu den kriegsbedingten Problemen seien zwar Staatsgeheimnisse, schreibt Ulrike Putz aus Beirut. Aber es gebe Indizien:

  • das syrische Pfund hat ein Drittel seines Wertes verloren
  • Reuters meldet, dass das Regime versucht habe, an das Geld auf eigentlich gesperrten Auslandskonten zu gelangen
  • Experten schätzen, dass 75 Prozent der Produktionsstätten Aleppos, Syriens Wirtschaftsmetropole, stillstehen

Aber Putz schreibt auch, dass das Regime wohl Geld sparen kann, weil es weniger Subventionen zahlen für Landesteile, die von den Rebellen kontrolliert werden. Dort sei eine Schattenwirtschaft entstanden, von der Kriminelle profitierten.

Assad selbst kann auch auf seine Verbündeten zählen. Iran, Russland und China überweisen pro Monat 500 Mio. Dollar. Iran versorge das Land dabei angeblich unbegrenzt, seine Kredit-Linie habe kein Limit.

3. Gewinner der Krise: Beiruts Hafen - Verlierer: Libanon

Es gibt aber auch einen unerwarteten Gewinner der Krise: den Hafen von Beirut. Er ist nicht wichtig für die Weltwirtschaft, ein interessanter Fakt bleibt trotzdem, was Businessweek ausgegraben hat:

Lebanon’s importers of consumer goods have stepped up their orders of canned food; paint and other raw materials for small industries; cables, switches and other electrical items and plastics to cater to the rising population, according to Nassif Saleh, owner of Saleh Shipping, a company at the port. “Local traffic has increased even though the economy has slowed,” said Saleh, whose business grew 17 percent in 2012 and 8.4 percent in the first half of 2013 from a year ago.

Aber der Zuwachs am Beiruter Hafen reicht nicht aus, um das ganze Land zu stützen. Im Artikel kommt ein früherer Finanzminister Libanons zu Wort, der sagt, dass die Krise den Tourismus und die Baubranche stark geschwächt habe.

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