Philipp von Plato , 41, und Malte Zeeck , 41, gründeten 2007 die Plattform Internations als Netzwerk für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Das Münchner Unternehmen hat rund drei Millionen Mitglieder, der Umsatz liegt im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. 2017 übernahm Xing die Firma für 10 Mio. Euro. Die beiden Gründer sind weiterhin an Bord.
Capital: Herr von Plato, Herr Zeeck, Ihre Plattform Internations hilft dabei, Auslandsaufenthalte angenehmer zu gestalten. Haben Sie selbst schlechte Erfahrungen gemacht?
Von Plato: Nein, keine schlimmen. Wir haben beide während der Schulzeit, im Studium und bei den ersten Jobs viele Erfahrungen im Ausland gesammelt. Die spannendsten hatte ich als McKinsey-Berater in Kroatien, wo es Meetings in Gebäuden mit Einschusslöchern aus dem Bürgerkrieg gab.
Zeeck: Ich habe jede Möglichkeit genutzt, um in andere Länder zu kommen: Highschool in Amerika, Rotary-Jugendaustausch, Bundeswehr-Stationen in den Niederlanden und auf Sardinien. Während des Studiums habe ich als Flugbegleiter bei der Lufthansa gearbeitet, um viel reisen zu können. Später habe ich als Fernsehjournalist unter anderem in Neu Delhi gelebt.
Nach dem BWL-Studium in St. Gallen, wo Sie sich kennenlernten, trennten sich Ihre Wege zunächst. Warum haben Sie fünf Jahre später eine Firma gegründet?
Von Plato: Schon im Studium hatten wir darüber öfter nachgedacht.
Zeeck: Dann haben wir erlebt, wie schwierig es in anderen Kulturräumen ist, sich zu orientieren und Gleichgesinnte kennenzulernen. Das ist ein Problem, das weltweit Millionen Menschen betrifft. Wir wollten dabei helfen, solche Schwierigkeiten schneller zu überwinden.
Von Plato: Die Idee hat uns so fasziniert, dass wir sie sofort vorantreiben wollten. Ich bin Anfang 2007 in Maltes Dachwohnung eingezogen, obwohl ich eigentlich meine Doktorarbeit fertig schreiben wollte.
Kurz darauf haben Sie sich auf der Burg Münchhausen einquartiert und dort Internations gestartet. Wie haben Sie das finanziert?
Von Plato: Maltes Wohnung wurde bald zu klein. Auf der recht spartanischen Burg haben wir vier Monate gelebt. Die Miete und 25.000 Euro für die Firmengründung haben wir aus eigenen Mitteln bestritten. Das fühlte sich riskant an, zumal damals mein erstes Kind zur Welt kam.
Zeeck: Ich habe mich über einen Gründerzuschuss von rund 900 Euro im Monat finanziert. Es war uns wichtig, dass sich jeder von Anfang an zu 100 Prozent einbringt. Das war letztlich wohl auch die Voraussetzung für unseren Erfolg.
Wann wurde es entspannter?
Von Plato: Schon ein paar Monate später, im Herbst 2007, sind Oliver Samwer, Holtzbrinck Ventures und weitere Investoren eingestiegen. Entspannter wurde es aber eigentlich erst, als wir ab 2009 die Premium-Mitgliedschaft eingeführt und angefangen haben, erstes richtiges Geld zu verdienen.
Im Juli 2017 haben Sie Internations dann für 10 Mio. Euro an Xing verkauft. Ein Teil davon ging an andere Gesellschafter – aber Ihnen brachte das die erste Million?
Von Plato: Ja. Und bis 2020 bekommen wir weitere Ausschüttungen – wenn wir erfolgreich bleiben.
Wie haben Sie den Deal gefeiert?
Von Plato: Als wir am 11. Juli nach zehn Stunden Vertragsverhandlungen beim Notar rauskamen, waren wir ziemlich müde.
Zeeck: Dann kam ein Anruf, wir wurden zu Dinner und Gin Tonics mit dem Xing-Vorstand eingeladen. Das war ein netter Abend, da war die ganze Anspannung raus.
Was hat sich durch den Verkauf für Sie geändert?
Zeeck: Zwar müssen wir einige zusätzliche Finanzberichte abliefern, die in einem börsennotierten Unternehmen wie Xing nötig sind, aber letztlich ändert sich sehr wenig. Uns war wichtig, dass wir Internations mit seiner international hohen Bekanntheit als selbstständige Organisationseinheit und Marke erhalten. Ansonsten hilft Xing uns, weiter zu wachsen - mit finanziellen Mitteln, aber auch durch Know-how.
Das Geld ist eine schöne Bestätigung für unseren Erfolg, es war aber nie unsere Triebfeder
Philipp von Plato
Was machen Sie nun mit Ihrem Vermögen? Reisen gehören ja schon zur Jobbeschreibung, davon brauchen Sie wahrscheinlich nicht noch mehr?
Zeeck: Es ist nicht ganz so luxuriös, wie Sie vermuten. Ich besuche zwar regelmäßig unsere Communities in den 390 Städten weltweit. Aber wir beide verbringen den Großteil unserer Zeit trotzdem im Büro vor dem Rechner und in Meetings. Deshalb bin ich mit meiner Familie über Weihnachten tatsächlich verreist – nach Neuseeland. Wir sind zu fünft drei Wochen im Wohnmobil von Campingplatz zu Campingplatz gefahren. Das war eine schöne Zeit, die sehr viel wert ist. Ansonsten hat sich unser Lebensstil nicht verändert.
Von Plato: Ich besorge Lebensmittel weiterhin im Supermarkt nebenan und werde mir bestimmt keinen Porsche kaufen. Das Geld ist eine schöne Bestätigung für unseren Erfolg, es war aber nie unsere Triebfeder. Mein viertes Kind ist gerade zur Welt gekommen, da müssen wir unsere Wohnsituation verändern und können nun überlegen, ob wir eine Immobilie erwerben.
Und was wird sich bei Internations nun verändern?
Zeeck: Es war und ist nicht unser Plan, Internations zu verkaufen und auszusteigen. Wir wollen Internations noch größer machen. Wir haben rund drei Millionen Mitglieder weltweit, gehen aber davon aus, dass es etwa 50 bis 60 Millionen Expats gibt. Von denen wollen wir fünf Millionen, zehn Millionen, möglichst viele auf unserer Plattform versammeln. Während wir bislang vor allem Menschen zusammenbringen, wollen wir künftig weitere Services aufbauen: Wohnung und Umzugsfirma finden, Bankkonto einrichten, Krankenversicherung abschließen. Wir wollen alles rund um den Auslandsaufenthalt einfacher machen.
Was motiviert Sie weiterhin bei der Arbeit?
Zeeck: Das Feedback unserer Mitglieder, die uns berichten, dass sie über Internations ihre besten Freunde kennengelernt haben oder ihren Partner. Mittlerweile gibt es schon viele Internations-Babys. Wir beeinflussen das Leben unserer Mitglieder signifikant. Das ist für uns beide die große Motivation. Auch für unsere 110 Mitarbeiter ist es gut zu wissen, dass sie anderen Menschen helfen. Das ist etwas Positives und macht einen großen Unterschied.
Von diesen 10 Ländern raten Expats ab
Von diesen 10 Ländern raten Expats ab
Zehntletzter Platz: Die Türkei konnte der Flop 10 im vergangenen Jahr gerade eben noch entgehen. 2017 aber eröffnet das Land den Reigen der Schlusslichter. Dazu trugen insbesondere die schlechten Bewertungen im Bereich „politische Lage“ bei. In dieser Unterkategorie landete die Türkei unter allen 65 untersuchten Ländern sogar auf dem drittletzten Platz.
Neuntletzter Platz: Indien punktet unter Expats und Auswanderern mit den niedrigen Lebenshaltungskosten, die sich positiv auf die persönlichen Finanzen auswirken. Mit der Lebensqualität sind die meisten Neuankömmlinge allerdings überhaupt nicht zufrieden. Selbiges gilt für die Karriereaussichten. All das führte dazu, dass Indien sich im Vergleich zum vergangenen Jahr vom 49. auf den 57. Platz verschlechterte.
Achtletzter Platz: Katar konnte zwar einige Ränge gutmachen. Das Emirat am Persischen Golf genießt unter Expats aber generell keinen guten Ruf. Hier arbeitende Ausländer – und ganz besonders Frauen – fühlen sich oft nicht willkommen. Neben der schleppenden Eingewöhnung werden auch mangelnde Freizeitangebote moniert. Bei der persönlichen Zufriedenheit landete Katar auf dem drittletzten Platz. Mit der Sicherheitslage sind die meisten Auswanderer hingegen zufrieden.
Siebtletzter Platz: Die Folgen des Kriegs und der politischen Instabilität machen die Ukraine für Expats zu einem der schlimmsten Länder weltweit. Das Land rutschte im Vergleich zur Umfrage 2016 um ganze 25 Plätze auf Rang 59 ab. Damit gehörte die Ukraine nach Australien und neben Polen zu den größten Verlierern dieses Jahres. Expats beklagten ihre schlechte finanzielle Situation und fanden es sehr viel schwieriger, mit Einheimischen Freundschaft zu schließen.
Sechstletzter Platz: Italien bleibt unter deutschen Urlaubern ein Traumziel. Zum Leben und Arbeiten bietet das Land der Umfrage von InterNations zufolge aber im Allgemeinen miserable Bedingungen. Zwar zeigen sich die Italiener gastfreundlich. Auch die Lebensqualität stimmt. Die kann jedoch angesichts langer Arbeitstage und schlechter Jobaussichten kaum genossen werden.
Fünftletzter Platz: Saudi-Arabien verharrte unverändert auf dem fünftletzten Platz des Rankings. Zwar attestieren die hier lebenden Expats und Auswanderer dem Königreich durchaus Fortschritte bei der Sicherheitslage. Für die meisten von ihnen stimmt die Lebensqualität zwischen Rotem Meer und Persischem Golf aber einfach nicht.
Drittletzter Platz: Keine Verbesserung im Vergleich zur Vorjahresstudie gab es auch in Nigeria zu verzeichnen. Der westafrikanische Staat belegte in den Unterkategorien Sicherheit, Infrastruktur und Gesundheitsversorgung den letzten Platz unter allen untersuchten Auswandererzielen. Im Gegenzug waren sehr viel mehr der hier lebenden Expats mit ihrer finanziellen Situation zufrieden.
Zweitletzter Platz: Kuwait konnte in diesem Jahr vor allem wegen der verbesserten Jobsicherheit die rote Laterne des Expat-Rankings abgeben. Ein schwacher Trost für den chronisch miserabel bewerteten Golfstaat. Wer vom Arbeitgeber hierhin versetzt wird, wünscht sich meist schnell wieder in die Heimat zurück. Insbesondere die mangelnde Lebensqualität macht Expats zu schaffen.
Letzter Platz: Die Auswirkungen der verheerenden Finanzkrise in Griechenland treffen auch Expats und Auswanderer. Bei jedem zweiten der hier lebenden Befragten reicht das Einkommen nicht zum Leben. Väter und Mütter klagen über hohe Kosten für Kinderbetreuung und Schulausbildung. Für die Betroffenen ist klar: Griechenland eignet sich eher als Urlaubsland denn als neue Heimat.