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Interview "Nicht hilfreich für das Geschäft"

Aaron Levie, Chef des erfolgreichen US-Cloudanbieters Box.com, arbeitet an seiner Expansion nach Europa. Doch nun droht das Unternehmen in den Sog der Abhöraffäre zu geraten
Box.com-Chef Levie
Box.com-Chef Levie
© Getty Images

Der Streit um US-Abhörpraktiken lässt amerikanische Technologie-Unternehmen um ihr Geschäft in Deutschland fürchten. " Wir können nicht erwarten, in Deutschland erfolgreich zu sein, solange die US-Regierung ihr Vorgehen nicht transparenter macht", sagte Aaron Levie, Gründer und Chef des Cloud-Anbieters Box.com, im Gespräch mit Capital.de. "So wie es jetzt ist, kann es nicht weiter gehen, wenn wir erfolgreich in Deutschland arbeiten wollen." Levie sagte, er und seine Kollegen seien auch im Gespräch mit US-Regierungsvertretern mit der Forderung, das Vorgehen der dortigen Geheimdienste "transparenter" zu machen.

Misstrauen gegenüber US-Servern

Box.com ist in den USA einer wichtigsten Anbieter von Cloud-Dienstleistungen für Unternehmen und arbeitet derzeit an einer Expansion nach Europa, wo das Unternehmen bisher nur etwa zehn Prozent seines Umsatzes erzielt. Unlängst hatte Box.com eine Europazentrale in London eröffnet und will von dort aus den europäischen Markt bearbeiten. Allerdings hatte die Abhöraffäre, in deren Verlauf der US-Geheimdienst NSA in Verruf geriet, vor allem in Deutschland zu einem großen Vertrauensverlust geführt. Unternehmen, die ihre Daten auf Server von Dienstleistern auslagern, fragen nun vermehrt nach deren Standort und neigen dazu, heimischen Lösungen den Vorzug zu geben. Einer Studie des US-Verbandes Cloud Security Alliance zufolge halten es 56 Prozent der ausländischen Kunden für für „weniger wahrscheinlich“, dass sie in Zukunft Cloud-Anbieter mit Sitz in den USA nutzen werden.

Box.com unterhält derzeit zwei eigene Rechenzentren in Kalifornien und eines in Las Vegas. Levie, der in dieser Woche auf der Startup-Konferenz TechCrunch in Berlin aufgetreten war, versichert, die Daten der Kunden auf den Servern des Unternehmens seien sicher. "Unsere Botschaft an die deutschen Unternehmen ist: Wir haben nie mit der NSA zusammengearbeitet und lehnen vieles von dem, was jetzt zutage tritt, natürlich auch ab", sagte er. "Und wir nehmen die Sicherung der Privatsphäre sehr ernst." Nach Einschätzung des Box.com-Chefs ist die Affäre allerdings "sicherlich nicht hilfreich für das Geschäft".

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