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Kolumne New Work und das Erbe der Hippies

Shirt mit der Aufschrift "It's a Hippie thing"
Shirt mit der Aufschrift "It's a Hippie thing"
© Getty Images
Vieles was unter dem Label New Work derzeit in den Unternehmen Einzug hält, hat Wurzeln in der Hippie-Kultur der späten 60er-Jahre. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht.

Freiheit, Selbstverwirklichung, keine Hierarchien, Mut zum Ausprobieren, Experimente, Spaß, Weltverbesserung. Für all das standen die Hippies in der 60er- und 70er-Jahren. Dafür wurden sie verlacht, ausgegrenzt, nicht ernst genommen. Doch die Freaks haben die Gesellschaft über die Jahre dann doch schleichend verändert.

Die Ironie der Geschichte: Heute sind diese Kernthemen der Hippies und 68er wieder omnipräsent. Und zwar ausgerechnet in der Wirtschaft. So antikapitalistisch die Hippies damals waren, ausgerechnet ihr Geist hält heute, 50 Jahre später, Einzug in die Unternehmen. Es ist das späte Erbe der 68er. Nachdem Stück für Stück die Gesellschaft verändert wurde, Yoga, Bio-Essen und Windenergie im Mainstream angekommen ist, trifft es nun auch noch die letzte Bastion, die Wirtschaft.

Nicht jedem Manager mag es bewusst sein, wenn er den Anzug ablegt, im Coworking-Space sitzt , über kollaborative Arbeitsformen und Kreativitätstechniken philosophiert - doch vieles von dem was derzeit in den Firmen unter dem Stichwort Transformation und New Work diskutiert wird, ist direkt oder indirekt Hippie-Kultur.

Der San-Francisco-Faktor

Nach den Wurzeln dieser Entwicklung muss man nicht lange suchen. Die Trends der New Work Bewegung wurden nicht zuletzt von der Start-up-Kultur aus Kalifornien auch hier nach Deutschland getragen. Kein Zufall: San Francisco war die Hippie-Hochburg schlechthin . Der Geist dieser Bewegung ist dort bis heute spürbar, in den Cafés und der Alltagskultur. San Francisco und das Silicon Valley wurde nicht von ungefähr zum Zentrum der Start-up-Kultur und atmete den unkonventionellen Geist der 68er - in den kleinen Firmen - die alles neu machen wollten.

Kinder machen beruflich oft das Gegenteil von dem, was ihre Eltern getan haben. Und trotzdem ist der Einfluss der Eltern häufig doch noch erkennbar, das Alte wird in einer neuen Form reproduziert. Und so machen die Kinder Kaliforniens keine Sitzkreise mehr gegen den Vietnam-Krieg, sondern Kreativitäts-Workshops für Produktinnovationen, wollen mit Algorithmen die Welt verändern und skalieren den Verkauf von Bio-Produkten, die einst von der Generation vor ihnen aus dem Hippie-Bus heraus verkauft wurden.

Vom Freak zum Mainstream

Es ist der klassische Lauf der Dinge: Start-ups waren in der New Economy die Hippies der Wirtschaft. Wie so oft startet es mit Querdenkern und wird irgendwann Mainstream.

So ist es mit der Start-up-Kultur jetzt auch. Sie erreicht die Konzerne. Und jeder Manager, der jetzt wirklich lernen will, was neu denken heißt, sollte sich eben einmal die Wurzeln dieser Entwicklung bewusst machen. Und all den neuen Dingen die heute als freakig gelten, vielleicht ein wenig offener gegenüber stehen – als es damals vor 40 Jahren die Gesellschaft gegenüber den Hippies getan hat.

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