Das Corona-Jahr 2020 hat insbesondere in China für eine Wohlstandsexplosion gesorgt. Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ kam in seinem Ranking aller Milliardäre weltweit auf einen neuen Höchststand. Es zählte zum Stichtag 5. März 2021 genau 2755 Dollar-Milliardäre. Das waren 660 mehr als ein Jahr zuvor. Fast jeder dritte Neu-Milliardär (210) kam aus China oder Hongkong.
Chinesen werden immer reicher
Die Volksrepublik hat damit bei der Gesamtzahl der Superreichen fast zu den USA aufgeschlossen. Dabei schien die Heimat der Selfmade-Tech-Milliardäre bis auf Weiteres im Länder-Ranking ungefährdet vorne zu liegen. Auf der im März 2020 veröffentlichen Liste kamen die USA laut „Forbes“ auf 614 Milliardäre. China verzeichnet etwa ein Viertel weniger Superreiche und folgte auf Rang zwei mit 456 Milliardären (inklusive 66 aus Hongkong und einem aus Macau). Nur ein Jahr später war der Vorsprung auf nicht mal vier Prozent fast dahingeschmolzen. „Forbes“ zählte 724 Milliardäre in den USA und 698 in China samt seinen Sonderverwaltungszonen. Im Länder-Ranking weit abgeschlagen war Indien auf dem dritten Rang mit 140 Milliardären.
Der Aufschwung Chinas wird auch bei diesem Fakt deutlich: Peking beheimatet laut den Analysten nun mehr Milliardäre als New York City. Die chinesische Hauptstadt gewann demnach binnen zwölf Monaten 33 Milliardäre hinzu und kam zum Stichtag auf 100 superreiche Chinesen. Das war einer mehr als im US-Finanzzentrum, das nur sieben Milliardäre mehr zählte als 2020. Hongkong folgte im Städte-Ranking auf Platz drei mit 80 Milliardären (plus neun). Allerdings spitzt sich die Lage für Chinas Superreiche auch zu – siehe Jack Ma.
Dies sind laut „Forbes“ die zehn reichsten Chinesen
Die reichsten Chinesen 2021
Jeder fünfte der 50 reichsten Menschen der Welt stammt laut „Forbes“ aus China. Den Anfang machte in dem 2021 veröffentlichten Ranking William Ding auf Platz 45. Er ist der CEO von Netease, einem der führenden chinesischen Internettechnologieunternehmen. Es ist unter anderem für Online-Spiele und Online-Bildungskurse bekannt. Der 49-Jährige konnte sein Vermögen im ersten vollen Jahr der Corona-Pandemie laut „Forbes“ nahezu verdoppeln. Es stieg demnach von 17 auf 33 Mrd. Dollar. Das reichte im Boom-Jahr aber gerade einmal für einen Aufstieg auf der globalen Liste um sechs Plätze.
Der Chef des größten Schweinefleischproduzenten im größten Schweinefleischmarkt der Welt war im März 2021 der neuntreichste Chinese. Qin Yinglin und seine Ehefrau Qian Ying starteten ihr Unternehmen Muyuan Foodstuff laut „Forbes“ 1992 mit 22 Schweinen. Der Vorstandsvorsitzende des Konzerns kletterte von 18,5 auf 33,5 Mrd. Dollar – und verschlechterte sich damit im weltweiten Ranking um einen Platz auf Rang 44.
Auf Platz acht der reichsten Menschen Chinas kam als einziger Vertreter Hongkongs Li Ka-shing. Der Investor hatte 2018 die Leitung der CK Hutchison Holdings und CK Asset Holdings an seinen Sohn Victor übergeben. Der 92-Jährige gilt den Angaben zufolge aber weiterhin als einer der einflussreichsten Geschäftsleute Asiens. Sein Vermögen hatte in der 2018er Liste mit 34,9 Mrd. Dollar einen Höhepunkt erreicht. 2020 folgte ein Tiefpunkt mit 21,7 Mrd. Dollar. Im Ranking für 2021 schätzte „Forbes“ den Unternehmer wieder auf 33,7 Mrd. Dollar. Das bedeutete weltweit Platz 43, acht Ränge schlechter als im Vorjahr.
Der 37-jährige Zhang Yiming ist der jüngste Vertreter der chinesischen Top Ten. Er ist Vorstandsvorsitzender von ByteDance, einem der größten Medienunternehmen des Landes und Mutterkonzern von TikTok. Zhangs Vermögen stieg um mehr als 100 Prozent von 16,2 auf 35,6 Mrd. Dollar. Das bedeutete im weltweiten Ranking einen Sprung vom 61. auf den 39. Platz.
He Xiangjian ist der Gründer der Midea Group, einem der weltweit größten Hersteller von Klimaanlagen und Waschmaschinen. Was 1968 als kleine Werkstatt für Flaschenverschlüsse begann, ist heute einer der wertvollsten Konzerne Asiens. Der Gründer gab 2012 die Zügel ab. Sein Vermögen erhöhte sich der Analyse zufolge binnen eines Jahres von 21,6 auf 37,7 Mrd. Dollar. Der 78-Jährige fiel in der globalen Milliardärsliste einen Rang auf Platz 37.
Wer meint, dass die Deutschen in der Corona-Pandemie viel bestellt haben, sollte mal nach China schauen. Essens-Lieferdienste etwa sind dort derart verbreitet, dass sich zur Mittagszeit vor Bürogebäuden Menschentrauben aus Lieferboten und Bestellern bilden. Viele Garküchen haben gar keine Laufkundschaft mehr, sondern bringen ihre Speisen ausschließlich per Lieferdienst an den Mann. Von dem Liefer-Boom profitieren auch der Paketlieferdienst S. F. Holding. Der Chef des „Fedex von China“, Wang Wei, kletterte im globalen Ranking vom 65. auf den 35. Platz. Sein Vermögen stieg um mehr als das Doppelte von 15,2 auf 39,0 Mrd. Dollar.
Jack Ma hingegen fiel im länderübergreifenden Ranking vom 17. auf den 26. Rang. Der Mitgründer der Alibaba Group, einem der größten Online-Händler der Welt, konnte sein Vermögen 2020 laut „Forbes“ nur vergleichsweise moderat um knapp 10 auf 48,4 Mrd. Dollar steigern. Ma hatte im Oktober 2020 mit öffentlicher Kritik an Chinas Wirtschaftspolitik für Aufsehen gesorgt. Der ehemalige Englischlehrer hatte den Verantwortlichen vorgeworfen, technische Innovationen durch Regulierung zu behindern. Ma verschwand daraufhin monatelang aus der Öffentlichkeit. Der Börsengang der Alibaba Finanztochter Ant Group wurde von Behörden gestoppt. Im April 2021 belegte die chinesische Marktaufsicht Alibaba mit einer Rekordstraße von 2,8 Mrd. Dollar. Dem Konzern wurde vorgeworfen, seine Vormachtstellung ausgenutzt zu haben.
Colin Huang hat sein Vermögen während der Corona-Pandemie mehr als verdreifacht. „Forbes“ verzeichnete ein Plus von 16,5 auf 55,3 Mrd. Dollar. Der 41-Jährige stieg vom 57. auf den 21. Platz des weltweiten Rankings. Huang leitet den Online-Discounter Pinduoduo, einen der größten Online-Händler Chinas.
Für Ma Huateng lief 2020 weitaus besser als für seinen Konkurrenten Jack Ma. Der Chef des Internetriesen Tencent Holdings stieg von 38,1 auf 65,8 Mrd. Dollar und rückte im Ranking vom 20. auf den 15. Platz vor. Wenige Wochen nach Veröffentlichung der Milliardärsliste titelte „Forbes“: „Ma Huateng ist wieder der reichste Mensch Chinas.“ Demnach hatte der 49-jährige Tencent-Mitgründer den Spitzenreiter des Rankings dank des gestiegenen Börsenkurses seines Unternehmens knapp hinter sich lassen können.
Zum Stichtag 5. März 2021 aber war Zhong Shanshan im „Forbes“-Ranking der reichste Chinese. Wem der Name nichts sagt, muss sich nicht grämen. Der 66-Jährige hatte 2020 weltweit mit nur zwei Mrd. Dollar noch Platz 1063 belegt. Nun führte das Magazin den Chef der Getränkeherstellers Nongfu Spring mit 68,9 Mrd. auf Platz 13. Der Grund: Das Unternehmen von Chinas Mineralwasserkönig war im September 2020 an die Börse gegangen. Allerdings hat die Aktie zwischenzeitlich über ein Drittel an Wert verloren.