Frauen sind weltweit weiterhin von wirtschaftlicher Unsicherheit überproportional betroffen, was weitreichende Folgen für die gesamte Wirtschaft hat. Und erschreckenderweise wurden in Bezug auf Geschlechterparität in den letzten Jahren eher Rückschritte als Fortschritte gemacht. Neue Linkedin-Daten zeigen, dass der Anteil an Frauen in Führungspositionen global von 37,5 Prozent im Jahr 2022 auf 36,4 Prozent im April 2024 gesunken ist.
In Deutschland stagniert die Einstellungsrate von weiblichen Führungskräften, und weniger als jeder vierte Führungsposten ist von einer Frau besetzt. Besonders auffällig ist die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), der sonst für großen Wandel bekannt ist: Trotz des rapiden technologischen Fortschritts, der sich hierzulande derzeit vollzieht, stieg der Anteil an Frauen in Deutschland in den letzten sieben Jahren um weniger als fünf Prozent auf 21,1 Prozent und blieb so unter dem Durchschnitt.
Gender Gap ein gravierendes Problem
Mit jeder weiteren Stufe auf der Karriereleiter wird der Frauenanteil geringer: Bei Einstiegspositionen ist die Dysbalance der Geschlechter mit knapp 42 Prozent Frauenanteil noch nicht ganz so stark ausgeprägt, auf Führungsebene sinkt er auf etwa 30 Prozent, und auf Vorstandsebene sind es sogar weniger als 20 Prozent.
Das liegt nicht daran, dass Frauen nicht nach oben wollen – laut einem Arbeitspapier von Linkedin führt ein deutlicher Anstieg der Anspannungen auf dem Arbeitsmarkt zu einem marginalen Rückgang von 0,07 Prozentpunkten beim Anteil der Frauen, die sich auf Führungspositionen bewerben. In Branchen mit höherem Frauenanteil auf Einstiegsebene gibt es weniger drastische Rückgänge in höheren Positionen. Dennoch hat bisher keine Branche eine Geschlechterparität in Führungspositionen erreicht.
Der fehlende Faktor W in der deutschen Wirtschaft
Nicht nur für Frauen selbst sind diese Zahlen enttäuschend. Auch die deutsche Wirtschaft leidet darunter. Globale Studien belegen seit Jahren: Ein Mangel an Frauen in Führungspositionen kann die Wirtschaft Milliarden kosten, da fehlende Diversität zu Verlusten an Innovation und Produktivität führt. Durch die Nichtberücksichtigung von Frauen im Einstellungsprozess und bei Beförderungen werden ihre Fähigkeiten und Potenziale nicht vollständig ausgeschöpft.
In Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit, intern in eine Führungsposition befördert zu werden, bei Männern um 44 Prozent höher als bei Frauen. Wenn Unternehmen Chancengleichheit nicht priorisieren, riskieren sie höhere Fluktuationsraten und geringere Mitarbeiterbindung – ein Luxus, den sich die deutsche Wirtschaft nicht leisten kann.
Erfolgsstrategien zur Schließung des Gender Gaps
Analysen und Daten helfen, konkrete Hindernisse zu erkennen und aufzuzeigen. Mit passenden Lösungen für diese Probleme lassen sich Fortschritte bei der Gleichstellung erzielen. Folgende Maßnahmen können helfen:
- Kompetenzbasierte Einstellungsprozesse: Unternehmen sollten Fähigkeiten der Bewerber in den Fokus rücken, anstatt sich auf traditionelle Referenzen wie Jobtitel oder Berufserfahrung zu fokussieren. Untersuchungen zeigen, dass Frauen sich eher bewerben, wenn ihre Fähigkeiten mit den Stellenanforderungen übereinstimmen, was positive Auswirkungen auf die Einstellungsergebnisse hat.
- Inklusive Einstellungspraktiken: Genderneutrale Sprache in Jobbeschreibungen, diversifizierte Kandidatenauswahl und Verzicht auf die Abfrage früherer Gehälter können Nachteile bei Gehaltsverhandlungen vermeiden.
- Förderung flexibler Arbeitszeiten: Frauen tragen oft mehr Verantwortung in der Care-Arbeit. Flexible Arbeitszeiten für alle können hilfreich sein, um diese besser aufzuteilen.
- Upskilling und Karriereentwicklung für Frauen: Spezielle Trainings- und Mentoringprogramme, insbesondere vor der Führungsebene, können den Aufstieg von Frauen unterstützen.
- Gezielte Weiterbildungsangebote: Unternehmen sollten existierende Kompetenzlücken durch Fortbildungen schließen und Gleichberechtigung in der Weiterbildung sicherstellen, insbesondere im Bereich KI.
Die Zeit für Veränderungen ist jetzt. Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen, aktiv Maßnahmen zu ergreifen, nicht nur, um zur Schließung des Gender Gaps beizutragen, sondern auch, um die besten Talente zu finden und zu halten. Nur so werden Unternehmen langfristig erfolgreich sein.