Die Coronakrise hat die Lohnentwicklung bei Tarifverdiensten gebremst. Sie stiegen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um nur noch 2,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat : „Dabei handelt es sich um den geringsten Anstieg der Tarifverdienste seit dem Jahr 2016.“ Die Verbraucherpreise hätten sich im selben Zeitraum um 0,5 Prozent erhöht. Am geringsten fiel der Anstieg der Tarifverdienste (mit Sonderzahlungen) im dritten Quartal 2020 aus. Hier verzeichneten die Statistiker im Vergleich zum Vorjahresquartal nur ein Plus von 1,2 Prozent. Das war der niedrigste Quartalswert in der bis 2015 reichenden Zeitleiste.
In einigen Wirtschaftszweigen blieben die Tarifverdienste deutlich unter dem Durchschnittswert. Das verarbeitende Gewerbe bildete das Schlusslicht mit nur 0,7 Prozent. „Dies ist vorrangig darauf zurückzuführen, dass für die Metall- und Elektroindustrie für das Jahr 2020 wegen der Coronakrise keine prozentuale Tariferhöhung vereinbart wurde“, erklärte die Statistikbehörde. „Im Baugewerbe (plus 1,0 Prozent) wurde in den Tarifverhandlungen 2020 vereinbart, dass die Tariferhöhungen erst 2021 in Kraft treten. Auch im Gastgewerbe war die Tarifentwicklung 2020 mit plus 1,5 Prozent deutlich unterdurchschnittlich.“
Deutliches Lohnplus im öffentlichen Dienst
Tarifbeschäftigte anderer Branchen konnten hingegen deutlich stärkere Zuwächse verbuchen. Das betraf laut der Jahresbilanz in erster Linie Bereiche, die durch den öffentlichen Dienst geprägt sind. „Hier wirkten sich neben den regulären Tariferhöhungen auch die im vierten Quartal gezahlten Corona-Prämien aus“, erläuterten die Experten. Tarifbeschäftigte im Bereich „Erziehung und Unterricht“ profitierten demnach von einem Plus von 3,0 Prozent, also fast 50 Prozent mehr als die Gesamtwirtschaft. Die größte Steigerung bei den Tarifverdiensten gab es allerdings bei „Land- und Forstwirtschaft, Fischerei“ mit 3,6 Prozent.
Dies waren weitere Bereiche, in denen Tarifverdienste 2020 überdurchschnittlich stark gestiegen sind:
- öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung: 2,9 Prozent
- Kunst, Unterhaltung und Erholung: 2,7 Prozent
- Information und Kommunikation: 2,7 Prozent
- Wasserversorgung und Entsorgung: 2,6 Prozent
- Gesundheits- und Sozialwesen: 2,5 Prozent
- Grundstücks- und Wohnungswesen: 2,3 Prozent
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