Blitze zucken, meterhohe Wellen türmen sich auf, im eiskalten Wasser schwimmen Menschen in roten Überlebensanzügen. Ein Helikopter lässt ein Seil herunter, zieht die Leute hoch, in Sicherheit. Es ist wildes Meer hautnah, das Hapag-Lloyd beim Sicherheitstraining für angehende Seefahrer bietet – allerdings in der Halle, weder Gefahr noch Hubschrauber sind echt.
Dafür wird sogar die Gischt simuliert, erklärt Erik Hirsch, Ausbildungsleiter für die seemännische Grundbildung bei der Hamburger Reederei. „Im Planschbecken“, wie Hirsch das Maritime Kompetenzzentrum im norddeutschen Elsfleth nennt, üben die Azubis den Ernstfall. Das zweiwöchige Training ist der Einstieg in die seemännische Grundausbildung bei Hapag-Lloyd.
Malte Rosskamp hat dabei im letzten Jahr ein paar blaue Flecken davongetragen. Der 19-Jährige zählt zu den 14 Kadetten – drei davon Frauen –, die 2019 als Nautische Offiziersassistenten angeheuert haben. Hinzu kamen vier Technische Offiziersanwärter, 14 angehende Schiffsmechaniker sowie Auszubildende an Land. Damit ist Hapag-Lloyd, 13.000 Mitarbeiter weltweit, hierzulande der größte maritime Ausbilder, mit einer Erfahrung von über hundert Jahren.
„Eine gewisse Leidensfähigkeit gehört dazu“
Die Ausbildung besteht aus zwölf Monaten Seepraxis und einer Reihe Zusatzkursen. Wer sie durchläuft, kann Nautik studieren, Offizier und später Kapitän werden und eines der 240 Frachtschiffe der Reederei über die Weltmeere steuern. Der Nachwuchs ist heiß begehrt, weil kaum einer sein Leben lang zur See fahren will. „Es ist ein Leben voller Entbehrungen“, sagt Hirsch. „Monate unterwegs, weit weg von Freunden und Familie. Nicht jeder hält das aus. Eine gewisse Leidensfähigkeit gehört dazu.“ Hirsch selbst hat sechs Jahre als Marineoffizier die Meere befahren und dann Betriebspädagogik studiert.
Das „nötige Salzwasser im Blut“, wie Hirsch so sagt, hat der Kadett Rosskamp vom Großvater auf Borkum. Aufgewachsen ist er bei Stuttgart in einem Lehrerhaushalt, der Opa brachte ihm das Segeln bei, als Schüler machte er ein Praktikum auf einer Fähre. Wenn am Strand die großen Pötte vorbeifuhren, träumte er als Kind davon, mitzufahren.
Nun liegen neun Monate, drei Schiffsreisen, Zehntausende Seemeilen hinter ihm. Er kann mit Radar navigieren, Himmelskörper anpeilen, Seekarten lesen, kennt Betonungen und Lichtersysteme – und ist hellauf begeistert. Einzig Corona hat seine Freude getrübt. Als sie im Februar nach China kamen, durften sie zwar in den Häfen anlegen, aber Landgänge waren strikt verboten. Der erste Chinabesuch muss warten.
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