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Beste Ausbilder Bei MAN haben Außenseiter eine Chance

Azubi Jason Sons mit seinem Ausbilder Tobias Kühnel
Azubi Jason Sons mit seinem Ausbilder Tobias Kühnel
© Max Brunnert
Beim zweitgrößten Lkw-Hersteller Deutschlands schaut man immer weniger auf den Lebenslauf. Deutlich wichtiger für MAN sind Motivation und Teamgedanke

Wenn Klaus Muno zwei Jahre zurückdenkt, schüttelt er nur den Kopf und lacht. „Ganz ehrlich, ich hätte ihn fast nicht eingestellt“, sagt er und blickt auf den jungen Mann neben sich. Jason Sons schraubt an der Fahrerkabine eines Lkw. „Gott sei Dank ist es anders gekommen“, fügt Muno hinzu. 

Bevor seine Bewerbung auf Munos Tisch landete, arbeitete Sons als Tierpfleger – der aber zunehmend irritiert war darüber, wie in seinem Zoo mit den Tieren umgegangen wurde. Er kündigte und dachte kurz darüber nach, was er sonst noch liebte: Autos, Maschinen und Technik. Drei Dinge, die er bei MAN mit einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker fand.

In einer normalen Welt hätten Muno und Sons trotzdem kaum zusammengefunden. „Ich dachte nur: Was willst du mit einem Tierpfleger in einer Lkw-Werkstatt?“, sagt Muno, der die MAN-Servicestelle in Neuss leitet. Dass beide jetzt zusammenstehen, hat viel damit zu tun, wie MAN sein Personal sucht. Denn beim zweitgrößten Lkw-Hersteller Deutschlands schaut man immer weniger auf den Lebenslauf. Zwar ist ein Realschulabschluss Pflicht – noch deutlich wichtiger sind aber Motivation und Teamgedanke. „Wir haben immer wieder festgestellt, dass gute Noten allein wenig bringen. Nutzfahrzeuge werden im Team repariert, und ohne Interesse bleibt das Erlernte nicht hängen“, sagt Muno. 

Nun ist Motivation eine weiche Größe und schwer zu ermitteln. MAN hat hierfür allerdings gute Erfahrungen mit mehrtägigen Praktika gemacht und sie zur Pflicht erhoben. Wer sich also auf einen Ausbildungsplatz bewirbt, muss durch diesen Praxistest, an den MAN allerdings keine großen Zugangshürden knüpft. Darin liegt die Chance für Außenseiter: Wer sich beim Probearbeiten beweist, hat gute Chancen, dass Brüche im Lebenslauf ignoriert werden. 

Was MAN seinen Azubis bietet

Sons ist das beste Beispiel, dass das System funktioniert. Er gehört inzwischen zu den drei besten Azubis seines Lehrjahres – und zwar im gesamten MAN-Konzern, in dem es immerhin 900 Auszubildende gibt. MAN belohnt dies mit einer Woche in der Münchener Firmenzentrale, wo verschiedene Gruppenevents, eine Werksführung und sogar ein Treffen mit dem Vorstand anstehen.

Auch sonst bietet MAN seinen Azubis einiges, was es in anderen Unternehmen nicht gibt. Ein iPad zum Beispiel. Das bekommt jeder, der die Probezeit erfolgreich absolviert hat – und zwar geschenkt. Dazu kommen eine 36,5-Stunden-Woche, Mitarbeitervorteile bei Volkswagen und Audi sowie Tariflohn. Im ersten Lehrjahr gibt es (in Neuss) 1100 Euro brutto und dann jährlich 100 Euro mehr.

Aktuell bietet MAN fünf Ausbildungsgänge an, vor allem jedoch für den Bereich Kfz-Mechatronik. Dazu kommen noch Bürokaufleute, Einzelhändler, Lagerlogistiker und Automobilkaufleute. Jährlich werden so etwa 400 junge Menschen in ganz Deutschland eingestellt, der Großteil in den Werkstätten und Servicebetrieben.

Eines ist dabei besonders wichtig: Wer in diesen Bereichen arbeiten will, muss mit anpacken. Das Klischee von dreckigen Händen, 95 Prozent Männerquote und lauten Metallgeräuschen ist kein Mythos, sondern Realität. Auch in Neuss. „Das können wir keinem ersparen“, sagt Tobias Kühnel, der die Ausbildung in acht MAN-Betrieben koordiniert. Immerhin sei die Arbeit aber weniger anstrengend als früher. Neue technische Hilfsmittel machen es möglich, dass schwere Motoren nicht mehr von Hand bewegt werden müssen. Und auch Arbeiten über Kopf seien seltener geworden. Trotzdem will Kühnel keinen falschen Eindruck erwecken. „Das ist hier schon manchmal körperliche Arbeit.“

Diese körperliche Arbeit ist auch der Grund, warum neue Azubis immer schwerer zu bekommen sind. Vor allem bei Frauen tut sich die Branche immer noch schwer, auch wenn es hier zuletzt besser geworden ist. „Viele junge Menschen haben andere Vorstellungen und wollen lieber mit dem Laptop von irgendwo arbeiten. Das geht bei uns leider nicht. Dafür bekommt man hier eine extrem erfüllende Arbeit mit sichtbaren Erfolgen“, sagt Betriebsleiter Muno. 

Das bestätigt auch Sons. Besonders gut gefällt ihm, dass im Nutzfahrzeugbereich tatsächlich technisch gearbeitet wird. Bei Pkw-Betrieben etwa, den großen Konkurrenten um neue Azubis, wird ein kaputter Motor in der Regel einfach ausgetauscht. Schlicht, weil es günstiger ist. Das geschieht mit wenigen Handgriffen. Bei Lkw, wo ein Motor schnell 40 000 Euro aufwärts kostet, ist die Rechnung eine andere. Hier lohnt sich die Reparatur plötzlich, auch wenn das technisch extrem herausfordernd ist. Und auch generell könne ein Nutzfahrzeugmechatroniker alles, was ein Pkw-Mechatroniker kann – schlicht, weil die Ausbildungen weitgehend gleich verlaufen. Nutzfahrzeuge setzen auf der Pkw-Ausbildung auf und sind dann ein eigener Teil der Abschlussprüfung. „Jeder, der einen Lkw reparieren kann, kann auch einen Pkw reparieren“, sagt Sons.

Elektro wird wichtiger 

Bei MAN ist die Mechatronikerausbildung dabei in drei bis vier Abschnitte eingeteilt. In Neuss starten alle Azubis im Bereich Nutzfahrzeuge – also in der reinen Wartung und Instandsetzung von Lkw und deren Motoren. Das zweite Lehrjahr, in dem sich auch Sons seit wenigen Wochen befindet, beschäftigt sich mit Bussen. Danach stehen dann die Bereiche Transporter (TGE) und Karosserie an, beziehungsweise, wenn Sons sich weiter gut anstellt, noch die System- und Hochvolttechnik – die branchenintern als Champions League gilt, weil sie so kompliziert ist.

Darunter werden mehr oder weniger die elektrischen Antriebsarten bei Nutzfahrzeugen gefasst. Die allermeisten Lkw werden zwar noch lange mit Diesel fahren, doch auch Elektro wird zunehmend wichtiger. Heutige Azubis müssen also bestenfalls beide Welten kennen. Bislang schaffen jedoch nur etwa 20 Prozent diese Zusatzqualifikation. „Die Anforderungen sind dort unglaublich hoch“, weiß Muno, der auch im Innungsausschuss in Düsseldorf sitzt. Andersrum hieße das aber auch: Wer diese Zusatzqualifikation besitzt, hat langfristig noch bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt – und wohl auch beim Gehalt. 

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