54 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland leisten Überstunden – im Schnitt drei Stunden pro Woche. Das zeigt der „ Arbeitszeitmonitor 2019 “ der Vergütungsanalysten von Compensation Partner. Die Experten haben ausgerechnet, dass Fachkräfte in ihrer Berufslaufbahn so auf insgesamt 9.655 Überstunden kommen. Ein Drittel von ihnen bekommt die Überstunden nicht ausgeglichen – sie arbeiten somit ein Jahr ihrer Berufslaufbahn ohne Bezahlung.
Bei Führungskräften ist dieser Wert noch krasser. So arbeiten Chefs und Chefinnen in ihrer Berufslaufbahn insgesamt 15.390 Stunden zuviel. 74 Prozent von ihnen erhalten dafür keinen Lohn – das entspricht eineinhalb Jahren Arbeiten ohne Bezahlung. Dennoch leisten die Beschäftigten in Deutschland grundsätzlich weniger Überstunden als noch vor zehn Jahren.
Geschlecht, Branche, Gehalt, Alter
Wie viele Überstunden eine Fach- oder Führungskraft leistet, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab – dem Geschlecht zum Beispiel. So arbeiten männliche Fachkräfte mehr als ihre Kolleginnen: Sie leisten wöchentlich 3,7, Frauen dagegen 2,2 Überstunden. Allerdings stellen die Experten von Compensation Partner auch fest, dass Männer und Frauen nicht im gleichen Maße ausbezahlt werden. So erhalten 46 Prozent der Männer einen Ausgleich für die Überstunden, aber nur 41 Prozent der Frauen.
Eine zentrale Rolle bei der Anzahl der Überstunden spielt auch die Branche. Der „Arbeitszeitmonitor“ zeigt, dass Unternehmensberater mit durchschnittlich 5,2 Stunden pro Woche die meisten Überstunden machen. Auch Beschäftigte im Bereich Konsum- und Gebrauchsgüter leisten viele Überstunden – durchschnittlich 4,5 Stunden die Woche. Die wenigsten Überstunden verrichten dagegen Beschäftigte in der Steuerberatung. Sie arbeiten rund 1,8 Stunden mehr.
Regionale Unterschiede gibt es kaum
Mit dem Gehalt steigen zudem auch die Überstunden. So leisten Fachkräfte mit einem jährlichen Gehalt von unter 20.000 Euro rund 1,9 wöchentliche Überstunden. Bei einem jährlichen Einkommen von 120.000 liegt die Zahl der wöchentlichen Überstunden dagegen bei sieben.
Ein weiterer relevanter Faktor ist das Alter: Während Berufseinsteiger unter 20 Jahren nur durchschnittlich 1,7 Stunden pro Woche mehr arbeiten, sind es bei Beschäftigten zwischen 30 und 39 Jahren schon 3,1 Überstunden. Die über 60-jährigen arbeiten jedoch am meisten: Sie kommen auf 3,7 Überstunden die Woche. Regionale Unterschiede gibt es kaum: Lediglich die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen weisen leicht erhöhte Werte auf.