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Immobilienkauf Wenn der Hauskredit Geld bringt

Auch in Deutschland denken erste Banken über negative Bauzinsen für den Hauskredit nach
Auch in Deutschland denken erste Banken über negative Bauzinsen für den Hauskredit nach
Die Zinsen auf Baugeld fallen immer weiter. Aber die Talsohle ist offenbar noch nicht erreicht: Die ersten Banken denken über negative Bauzinsen nach. Was das für den Immobilienmarkt bedeutet

Lange galt eine einfache Weisheit in der Finanzwelt: Wer sich Geld leiht, zahlt dafür Zinsen. Schließlich verzichtet der Kreditgeber zumindest zeitweise auf sein Kapital und geht das Risiko ein, sein Geld nicht zurückzuerhalten. Der Darlehensnehmer wiederum kann sich seinen Traum verwirklichen, obwohl das nötige Kapital vielleicht erst in einigen Jahren beisammen ist.

Mittlerweile aber steht die Zinswelt Kopf: Bei den ersten Anbietern können Kreditnehmer bereits Kredite zum Negativtarif aufnehmen. Der Online-Finanzdienstleister Smawa etwa wirbt mit einem Darlehen mit einem Zinssatz von minus 0,4 Prozent. Wer sich bei Smawa 1.000 Euro leiht, muss also nur 995,84 Euro zurückzahlen.

Solche Deals sind inzwischen auch beim Immobilienkredit Realität. In Dänemark gibt es schon seit Jahren negative Zinsen auf Baugeld, beispielsweise bei der Jyske Bank. Zehnjährige Hypothekendarlehen gibt es dort zu einem Zinssatz von minus 0,5 Prozent. Das Modell: Die monatliche Rate bleibt immer gleich, die Restschuld reduziert sich jedoch jeden Monat um anteilig 0,5 Prozent pro Jahr. Auch in der Schweiz bieten die ersten Geldinstitute negative Bauzinsen an. Geld zurück gibt es dort bislang aber nur für institutionelle Kunden und kurzfristige Kredite mit hohen Volumina.

In Deutschland kratzen die Bauzinsen noch an der Nulllinie. Für Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung zahlen Hauskäufer derzeit durchschnittlich nur noch 0,74 Prozent Zinsen, zeigt das aktuelle Bauzins-Trendbarometer des Finanzdienstleisters Interhyp. Einige Institute verlangen teilweise nur 0,5 Prozent Zinsen.

Negative Bauzinsen in Deutschland im Gespräch

Trotzdem scheint die Talsohle damit nicht erreicht . Die ersten Banken denken laut einem Bericht des Branchendienstes „Finanz-Szene“ offenbar über negative Bauzinsen nach. „Wir reden hier nicht von Lockvogelangeboten“, sagte demnach ein Bankmitarbeiter. Den Vertreter eines anderen großen Geldhauses zitiert das Online-Portal mit den Worten: „Natürlich wollen wir möglichst die Null halten, aber sollte es die Wettbewerbssituation erfordern, werden wir handeln und mit negativen effektiven Jahreszinsen arbeiten.“

Auch die Bundesbank kann sich für den deutschen Markt negative Zinsen auf Immobilienkredite vorstellen. „Betriebswirtschaftlich kann es für eine Bank sinnvoll sein, Kredite negativ zu verzinsen anstatt selbst noch höhere Zinsen bei einer anderen Verwendung zu bezahlen“, sagte jüngst Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Denn das Geld zu verleihen und noch einen Bonus obendrauf zu zahlen, ist für die Institute das kleinere Übel.

Die Alternative wäre, das Kapital bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu parken. Dafür fällt aber derzeit ein Strafzins von minus 0,4 Prozent an. Für die Banken lohnt sich das Geschäft mit dem Baugeld also auch dann, wenn sie Hauskäufer für die Kreditaufnahme bezahlen – zumindest solange die Kosten über dem Einlagezins der EZB liegen.

Derzeit müssen die Banken im Euroraum pro Monat mehr als 600 Millionen Euro an Negativzinsen an die EZB zahlen, zeigen Berechnungen des Bundesverbands deutscher Banken. Aufs Jahr gerechnet entspricht das einer Summe von 7,5 Milliarden Euro.

Bald könnten es sogar noch mehr werden: Die obersten Währungshüter haben vor Kurzem angekündigt, den Strafzins für Einlagen bei der EZB weiter zu verschärfen. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Notenbank den Einlagenzins noch in diesem Monat von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent senken wird. Baugeld dürfte also günstig bleiben.

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