Angesichts steigender Bauzinsen, knapper Flächen und langer Bauzeiten rücken Modulhäuser zunehmend in den Fokus, nicht nur von Bauherren, sondern auch von der Politik. Das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ will unter anderem die Förderungen für modularen Neubau ausweiten und die Genehmigungsprozesse beschleunigen. Grund genug also, die Kastenbauten genauer unter die Lupe zu nehmen.
Modulare Bauten werden nach einem Baukastenprinzip aus verschiedenen Einheiten zusammengesetzt, die seriell vorgefertigt und hintereinander, seitlich oder übereinander montiert werden. So lässt sich nicht nur ein Neubau vergleichsweise kostengünstig realisieren, sondern auch ein Anbau an ein bestehendes Haus – etwa als Gäste- oder Kinderzimmer, das auf die oberste Etage draufgesetzt wird, als Anbau auf der Terrasse, um den Wohnraum zu vergrößern, oder als Bürocontainer im Garten.
Häufig werden Container- und Modulhäuser als synonyme Begriffe verwendet. Doch streng genommen liegen ihnen zwei verschiedene Prinzipien zu Grunde: Modulare Gebäude sind eine dauerhafte Lösung, während ein Containerbau als Übergangslösung geplant wird. Modulhausanbieter werben mit zahlreichen Vorteilen, die angesichts hoher Baukosten und langer Bauzeiten lukrativ klingen:
#1 Sie sind vergleichsweise günstig
Laut dem Hauspreisindex EPX kosteten Neubauhäuser mit einer mittleren Wohnfläche von 132 Quadratmetern im August 2023 rund 544.000 Euro – ein Quadratmeterpreis von rund 4.120 Euro. Ein schlüsselfertiges Einzelmodul-Haus beginnt meist ab 3.000 Euro pro Quadratmeter, abhängig von der Ausstattung. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall rät allerdings, beim Kauf eines Modulhauses mit einem mittleren vierstelligen Betrag zu kalkulieren. Darüber hinaus können weitere Kosten anfallen, etwa für das Fundament, das Grundstück oder mögliche Nebengebäude wie Carport oder Garage.
#2 Sie sind schnell verfügbar
Modulhäuser ähneln Fertighäusern, allerdings werden hier nicht nur Wand- und Deckenteile vorproduziert, sondern komplette Architektureinheiten. Die einzelnen Wohneinheiten werden seriellen vorgefertigt, sogar Versorgungsleitungen für Strom und Wasser sind oftmals schon gelegt. Auf dem Baugrundstück müssen die Einzelteile dann nur noch zusammengefügt und die Leitungen angeschlossen werden. Das ist innerhalb weniger Stunden bis Tage erledigt. Von der Bestellung bis zur Montage vergehen meist nur einige Wochen.
#3 Sie sind flexibel nutzbar
Wer seine Wohnfläche erweitern will, etwa weil die Familie wächst oder die Schwiegermutter einzieht, kann das mit einem zusätzlichen Modul als Anbau tun – auch auf einem normalen Flachdach, sofern die Statik das zulässt. Gleiches gilt bei der Flächenverkleinerung. Einzelne Module können wieder zurückgebaut werden. Wer umzieht, kann sein Modulhaus theoretisch mitnehmen. Die einzelnen Module sind so gefertigt, dass sie per Tieflader transportiert und umgesiedelt werden können. In der Praxis ist das aber nur dann möglich, wenn man am neuen Ort auch eine Baugenehmigung hat. Die braucht es nämlich, egal ob man ein Massivhaus oder ein modulares Gebäude bauen will. Und: Je nachdem, wie viele Module über welche Strecke transportiert werden, kann der Transport schnell mit einer größeren Summe zu Buche schlagen.
#4 Sie sind nachhaltig
Modulhäuser werden meist in Holzrahmenbauweise gefertigt. Holz ist als nachwachsendes Baumaterial nicht nur nachhaltig, sondern auch recyclingfähig. Wie nachhaltig Holz als ökologischer Baustoff wirklich ist, hängt unter anderem davon ab, wo und wie das Holz angebaut wird.
Wer sich für ein Modulhaus entscheidet, sollte bei der Planung ausreichend Stauraum mitdenken, denn Keller oder Dachboden gibt es nicht. Hat das Gebäude mehrere Etagen, hört man womöglich Gehgeräusche von oben, denn Modulbauten haben eine geringere Trittschalldämmung als Häuser in Massivbauweise. Und auch von außen sind sie speziell: Sie sehen meist aus wie ein Kasten, oder zumindest wie mehrere Würfel, die zu einem Gebäude zusammengesetzt wurden. Einige Hersteller haben Sattel- oder Pultdächer im Angebot, doch das kostet extra. Hinzu kommt, dass Modulhäuser mitunter nicht in die Vorgaben der örtlichen Bebauungspläne passen. Das örtliche Bauamt kann Auskunft geben, ob ein Modulhaus in der Gegend überhaupt zulässig ist.