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Minihäuser Tiny House: Worauf Interessenten achten müssen

Ein Minihaus der Firma Tiny House Manufaktur aus Köln steht in einem Wald
Ein Minihaus der Firma Tiny House Manufaktur aus Köln steht in einem Wald
© Federico Gambarini / picture alliance/dpa
Das Leben auf kleinem Raum ist überschaubar und günstig. Doch wer sich für ein Tiny House interessiert, sollte im Vorfeld wichtige Details klären und sich über Auflagen und Stolperfallen informieren

Für manche ist es eine bewusste Wahl, für andere eine pragmatische Alternative zu herkömmlichen und immer teurer werdenden Wohnformen: das Leben im Tiny House. Die angesagten Minihäuser werben oftmals mit viel Möglichkeiten auf engstem Raum, beinhalten sowohl Wohnbereich als auch Küche, Bad und Schlafplatz, verbrauchen weniger Energie, sehen modern aus. Soweit die Theorie.

In der Praxis werden die Minihäuser in den verschiedensten Größen, Bauweisen und aus unterschiedlichsten Materialien angeboten. Eine einheitliche Definition von Tiny House gibt es bisher nicht. „Vom vollwertigen Haus bis zur Gartenhütte auf Rädern gibt es alle Varianten“, sagt Theresa Mai, Gründerin und Chefin von Wohnwagon. Das österreichische Unternehmen spezialisiert sich bereits seit dem Jahr 2012 auf den Bau von Mini-Wohneinheiten. Weitere Hersteller und Anbieter sind SchwörerHaus, Huf Haus, Coodo, Tiny Home Factory, Tiny House Rheinau oder Zimmereien wie Tiny House Wiedemann.

Entsprechend unterschiedlich sind auch die Kosten: Während Kleinsthäuser und Basis-Varianten schon für rund 5000 Euro erhältlich sind, schaffen es hochwertigere Modelle auf mehr als 150.000 Euro. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt bei einer schlüsselfertigen Ausführung ohne spezielle Extras in der Regel zwischen 1.800 und 2.500 Euro. Neben den Kosten für das Tiny Hose selbst und dessen Ausstattung müssen Interessenten die einmaligen Erschließungskosten (Wasser, Abwasser, Gas und Strom) mit einkalkulieren. Diese liegen meist zwischen 750 bis 2.000 Euro. Dazu kommen eventuelle Stellplatz-Pachtgebühren, welche die monatlichen Fixkosten entsprechend erhöhen. 

Baurecht beachten

Wer sich für ein Leben im Tiny House entscheidet, muss einige grundlegende Dinge beachten. Das fängt bereits mit der Standortwahl an: Wer dauerhaft an einem festen Ort in einem Tiny House leben möchte, braucht fast immer eine Baugenehmigung – selbst wenn das Tiny House im eigenen Garten steht. Dann wird das Miniaturhaus als herkömmliches Gebäude eingestuft und unterliegt damit Bauvorschriften von Bund, Ländern und Kommunen. Holen Eigentümer keine Baugenehmigung ein, drohen hohe Bußgelder.

Die Baugenehmigung spielt bei den Minihäusern noch aus einem anderen Grund eine entscheidende Rolle: „Es gibt auch Abbruchbescheide und verweigerte Genehmigungen, weil der Bau rechtlich nicht sauber abgewickelt werden kann“, weiß Mai aus eigener Erfahrung. Läuft hingegen alles nach Plan, geht es in der Regel ziemlich schnell: Der Bau eines Tiny House dauert nur zwei bis drei Monate, abhängig von der Größe und der gewünschten Ausstattung.

Vorausschauend planen

Wer ein Tiny House ganzjährig bewohnen möchte, muss nicht nur baurechtliche Auflagen und Baunormen im Hinblick auf Brandschutz, Dämmung und Raumhöhe einhalten. Eigentümer sollten zudem auch erhöhten Wert auf den Einsatz hochwertiger Materialien legen. „Wer billig baut, baut teuer“, mahnt Expertin Mai. „Gerade beim kleinen Bauen geht es um die Qualität jedes Anschlusses, weil es leicht zu Feuchtigkeitsbildung und Schimmelproblemen kommen kann, wenn hier unsauber mit Wärmebrücken umgegangen wird.“ Eine gute Dämmung ist ebenfalls wichtig, denn andernfalls steigen die Heizkosten auch bei Minihäusern spürbar an. Bei der Heizung selbst sind im Tiny Hose verschiedenste Systeme möglich. Die Palette reicht von der Gastherme und elektrischen Fußbodenheizung über platzsparende Infrarotheizungen, die auch als Paneele an der Decke angebracht werden können, bis hin zur Wärmepumpe.

Wollen Käufer ihr Tiny House wirklich langfristig nutzen, ist es ratsam, vorausschauend zu planen. So kann etwa der Bau einer Rollstuhlrampe sinnvoll sein, um die Barrierefreiheit zu fördern. Und auch die richtige Pflege zahlt sich aus, denn bei einem behutsamen Umgang können Tiny Häuser eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten erreichen. „Solange das Haus benutzt und gepflegt wird, hält es auch“, sagt Mai. Alle Bauteile, die verschleißen, kann man bei den Minihäusern gut reparieren und relativ einfach tauschen.

Probewohnen als Option

Tiny Häuser sind eine veritable Alternative, um hohen Baukosten, steigenden Mieten und knappem Wohnraum entgegenzuwirken. Wer sich unsicher ist, ob das Wohnen im Tiny House ihm wirklich liegt, kann dies erst mal testen. Möglichkeiten hierzu bieten unter anderem SchwörerHaus, Tiny House Rheinau und Wohnwagon. Das temporäre Probewohnen macht laut Mai durchaus Sinn: „Grundsätzlich empfehle ich, das Tiny House auszuprobieren und ein paar Nächte zur Probe zu wohnen, sodass man ein Gespür für den verfügbaren Raum und die Art von Gebäude bekommt“, rät die Expertin. „Es ist etwas anderes, wenn man die Materialien riecht und fühlt, als wenn man sich das Ganze nur auf Bildern anschaut.“

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