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Christoph Bruns Warum die Rohstoffkurse auf eine Konjunkturflaute hindeuten

Christoph Bruns
Christoph Bruns
© Lyndon French
Der Zusammenhang zwischen Rohstoffpreisen und Konjunktur ist gut belegt. Das macht Sorge – denn einige Sektoren stehen tief in den Roten Zahlen
Die Ampelregierung will den Haushalt verbessern und braucht dafür eine wachsende Wirtschaft. Denn umso schneller die Wirtschaft wächst, umso mehr nimmt der Staat ein. Insofern dürften Ampelvertreter aber mit größter Sorge auf den Rohstoffmarkt blicken, der in jüngster Zeit besorgniserregende Signale absendet. Dieser Markt ist insofern interessant, da der Zusammenhang zwischen guter Konjunktur und steigenden Rohstoffnotierungen statistisch gut belegt ist. In den vergangenen Wochen zeigten jedoch viele Kurse dort nach unten, sodass Konjunkturoptimismus unpassend wirkt. 
Ein Blick auf den Bloomberg-Rohstoffindex, der ein breites Spektrum an Rohstoffen misst und eine durchaus prominente Gewichtung von Energiepreisen vornimmt, zeigt ein Minus von 2,6 Prozent seit Jahresbeginn. Dies entspricht grob betrachtet dem Rückgang bei Öl- und Erdgaspreisen, wobei letztere äußerst volatil sind und sich regional unterschiedlich entwickeln. Während die Erdgaspreise in den USA in diesem Jahr zurückgefallen sind, stiegen sie in Europa an. Überdies zeigt ein Vergleich der Energieaktien, dass 2024 dort kein Prämienjahrgang werden dürfte.
Im Bereich der metallischen Rohstoffe zeigt sich ein heterogenes Bild. Während Industriemetalle wie etwa Kupfer und Aluminium im Plus liegen, ging es bei Nickel und vor allem Eisenerz deutlich abwärts. Die stark gefallenen Stahlpreise hinterlassen beim Eisenerz Spuren. Angesichts der Krise am chinesischen Immobilienmarkt ist tendenziell mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung zu rechnen. Die schwachen Zahlen bei Thyssen-Krupp und Klöckner & Co SE verdeutlichen die schwierige Lage in diesem Sektor.

Agraraktien zeigen nach unten

Ganz anders sieht es bei Edelmetallen aus. Trotz des Rückgangs bei der Geldentwertung können Gold und Silber in diesem Jahr glänzen. Als zinslose Anlage profitieren beide von dem eingeläuteten Zinssenkungszyklus. Lediglich Platin und Palladium wollen sich dem positiven Befund nicht anschließen.
Enormen Schwung registrieren indessen die Kurse für Agrargüter. ​In diesem Segment stehlen die Kakaopreise allen anderen Mitbewerbern die Schau. Angesichts mehrerer schwierigen Ernten schossen die Preise für Kakao an den Rohstoffbörsen im heurigen Jahr um knapp 140 % empor. Auch Orangensaft, Kaffee und Gummi verzeichneten drastische Kurszuwächse. Derweil setzten sich die mageren Zeiten beim Getreide fort. Mais, Soja und Weizen stehen dort seit einiger Zeit unter Druck, weil die Ernten dort gut ausfallen. Die gefallenen Preise setzen übrigens auch den Landmaschinenherstellern ebenso wie der Düngemittelbranche zu. Ein Blick auf die Aktien von AGCO, The Mosaic Companyoder etwa K+S in Deutschland zeigen die Malaise an.
Für die kommenden Monate wird die zentrale Frage sein, ob der eingeleitete Zinssenkungszyklus die erwünschte konjunkturelle Belebung erbringen kann. An den Rohstoffmärkten ist man diesbezüglich einstweilen zurückhaltend, wäre aber zugleich ein Hauptprofiteur eines solchen Trends.

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