Für eine Nvidia-Aktie mussten Anleger immer tiefer in die Tasche greifen. Doch der Aktiensplit der vergangenen Woche machte den teuren Wert erschwinglich. Wer nicht auf den nächsten Split warten will, kann auch mit Techtiteln fernab der sogenannten Magnificent Seven (Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Meta, Nvidia, Tesla) von der guten Perfomance der Branche profitieren. Zum Beispiel mit der Aktie des Softwarekonzerns Oracle aus Texas. Die kletterte Mittwochmorgen fast unbemerkt und unkommentiert um 15 Prozent auf ein Allzeithoch – in einer Woche, in der alle Augen auf Apple und Nvidia gerichtet waren.
Der Grund: Oracle meldete diese Woche starke Deals, starkes Wachstum, starke Analystenratings. Kein Wunder, schließlich verdient Oracle einen großen Teil seines Umsatzes mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz, dem Wachstumstreiber des Jahrzehnts. Dieses Wachstum zeigen auch die jüngsten Quartalszahlen. Oracle meldete ein deutliches Umsatz-Plus in der Sparte Cloud-Datencenter (IaaS) und landete damit leicht über den Analysten-Schätzungen. Der unternehmensweite Quartals-Umsatz von gut 14,29 Mrd. US-Dollar war etwas geringer als die von den Analysten laut London Stock Exchange Group erwarteten 14,55 Mrd. US-Dollar. Doch was Anleger zu überzeugen schien, waren die Aussichten auf mehr Wachstum: 98 Mrd. US-Dollar an „Remaining Performance Obligation“ (RPO), also Einnahmen, die das Unternehmen aus bereits bestehenden Aufträgen in künftigen Quartalen erwartet. CEO Safra Catz sagte in der Pressemitteilung des Konzerns, die Oracle-Cloud sei stark nachgefragt für das Training von KI-Modellen.
Oracle begeistert Analysten
Auch Analysten sind bullisch. 19 Analysten und damit die Mehrheit der auf Marketscreener vertretenen rät zum Kaufen und Aufstocken, vier raten, die Aktie zu halten. Die Schweizer Großbank UBS hat das Kursziel für Oracle von 150 auf 160 US-Dollar angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Die Auftragsbücher für die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) sowie die Umsatzprognose des SAP-Konkurrenten seien beeindruckend, schreibt Analyst Karl Keirstead in seinem Kommentar. Mit einem KGV von 20 ist die Aktie eher niedrig bewertet und vor allem im Vergleich zum Konkurrenten SAP (KGV 80). Für das durchschnittliche Kursziel sehen die auf Marketscreener vertretenen Analysten aktuell noch gut drei Prozent Luft nach oben.
Anlass, das zu glauben, geben auch die neu angekündigten Partnerschaften mit Microsoft und der Google-Mutter Alphabet. Oracle teilte am Dienstag mit, dass sich das Unternehmen mit der Google Cloud zusammengetan habe, um seine eigene Cloud-Infrastruktur für Kunden zu erweitern. Oracle, Microsoft und OpenAl (Chat GPT) gehen ebenfalls eine Partnerschaft ein, um die Microsoft Azure Al-Plattform auf Oracle Cloud Infrastructure zu erweitern. Eine Kooperation unterhält Oracle außerdem mit Börsenliebling Nvidia. Die Zusammenarbeit soll die Oracle Cloud Infrastructure (OCI) mit dem vollständigen Computing-Stack von Nvidia aufrüsten – von Prozessoren über Systeme bis hin zu Software.
Nvidia kostet nach dem Aktiensplit weniger als Oracle
Wem Meta oder Microsoft – beide Aktien notieren bei rund 500 US-Dollar – zu teuer sind, kommt mit Oracle günstiger weg. Oder aber mit der nun verkleinerten Nvidia-Aktie, die nach dem 1:10 Aktiensplit weniger kostet als eine Oracle-Aktie. Nvidia ist bereits das sechste Mitglied des S&P 500, das im aktuellen Jahr einen Aktiensplit ankündigt, gegenüber nur vier Splits im Vorjahr 2023. Analysten glauben, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass im Technologie-Sektor noch mehr Splits kommen könnten. Sie weisen auf Meta Platforms als eines der nächsten Unternehmen hin, das möglicherweise einen Aktiensplit ankündigen wird. Das Tech-Konglomerat, das Facebook, Instagram, Threads und Whatsapp besitzt und betreibt, ist das einzige Unternehmen der Magnificent Seven, das noch keinen Aktiensplit durchgeführt hat. Mit einem Kurs von über 500 Dollar pro Aktie gilt Meta als „reif für einen Split“, so Ken Mahoney, Präsident von Mahoney Asset Management.
In der Vergangenheit schnitten Unternehmen nach einem Aktiensplit in den darauffolgenden Monaten oft besser ab als der breitere Markt. Das zeigen Daten des Research Investment Committee der Bank of America. Aktien, die gesplittet wurden, haben den S&P 500 in den letzten vier Jahrzehnten im Durchschnitt deutlich geschlagen. Insgesamt erzielten diese Unternehmen in den zwölf Monaten nach der Ankündigung des Splits eine durchschnittliche Gesamtrendite von 25,4 Prozent. Das ist mehr als doppelt so viel wie die durchschnittliche Rendite des S&P 500 im gleichen Zeitraum.