Nach dem jüngsten Renditeanstieg werben Fondsgesellschaften wieder verstärkt für Anlagen in aufstrebenden Volkswirtschaften in Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Doch die Gruppe der Schwellenländer bleibt riskant in der Geldanlage, in einigen von ihnen drohen Währungskrisen. Davor warnt die Investmentbank Nomura in einer Studie. Hohe Risiken bestehen demnach insbesondere für die Türkei, die Tschechische Republik, Sri Lanka und Rumänien.
„Unserer Einschätzung nach hat das Trio von Schocks – die Pandemie, der Krieg und die hohe Inflation – die Ungleichheit der wirtschaftlichen Fundamentaldaten in den Schwellenländern vergrößert“, sagt Rob Subbamaran, Leiter des globalen Makroresearch von Nomura. „Das heißt, in einigen Ländern sind die Fundamentaldaten relativ gesund, während sich in anderen die Haushaltslage deutlich verschlechtert hat, zusammen mit steigenden Leistungsbilanzdefiziten, unzureichender Deckung der Währungsreserven und stark negativen Realzinsen.“
Vier weitere Krisenkandidaten
Nomura berechnet einen so genannten Damokles-Indikator, der Länder identifiziert, die in den kommenden zwölf Monaten von einer Währungskrise bedroht sind. In den Indikator fließen unterschiedlichste ökonomische Fundamentaldaten – von der Haushaltsbilanz bis zur Entwicklung der Realzinsen – ein. Sie münden in einen Wert, der oberhalb der Schwelle von 100 Punkten ein akutes Risiko für eine Währungskrise anzeigt. Nomura berechnet den Indikator für 31 Länder. „Damokles“ hat rund zwei Drittel der vergangenen 61 Währungskrisen seit 1996 korrekt vorhergesagt.
Neben den vier Ländern, von denen die Türkei das höchste Risiko aufweist, weisen Nomura zufolge auch Chile, Ungarn und Brasilien Daten auf, die nahe an der Schwelle zur akuten Gefährdung liegen. „Wir werten dies als Warnung vor den latenten Schwachstellen in den Schwellenländern, die sich durch die Pandemie, den Russland-Ukraine-Krieg, den globalen Inflationsanstieg und den anschließenden aggressiven globalen Zinserhöhungszyklus sowie den starken US-Dollar aufgebaut haben.“ Ungarn ist wie Rumänien und die Tschechien vertraglich verpflichtet den Euro einzuführen. Die aktuelle Lage wird dies sicher erschweren.
Tschechischer Krone droht Abwertung
Während die Türkei insbesondere aufgrund der erratischen Geldpolitik und Sri Lanka wegen seiner hohen Schulden gegenüber China in Problemen stecken, dürfte die Warnung für Tschechien überraschen. Schließlich hält sich die Krone relativ konstant gegenüber dem Euro. Im kommenden Jahr könnte jedoch eine Abwertung drohen, warnt die Commerzbank. „Das Hauptrisiko besteht darin, dass sich die Inflation nicht vollständig auf das Zielniveau einpendelt, was die Glaubwürdigkeit der Notenbank erneut beeinträchtigen wird“, heißt es. „Darüber hinaus ist eine Kontroverse zwischen der Regierung und der Zentralbank entbrannt, da letztere den expansiven finanzpolitischen Kurs als Hauptschuldigen für die hohe Inflation kritisiert.“