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Kolumne Inflation hui, Gold und Silber pfui

Symbolfoto Silberbarren
Symbolfoto Silberbarren
© dpa
Die Inflation hebt alle Boote. So könnte man denken. Doch Gold und Silber machen die Rally der Immobilien und Aktien nicht mit. Seit eineinhalb Jahre geht es per Saldo lediglich seitwärts. Es gibt aber Hoffnung für Edelmetallfreunde

Das Umfeld für Edelmetalle ändert sich gerade: Aktienmärkte kommen unter Druck und sichere Anlagehäfen könnten ein Comeback erleben. Eigentlich bietet Silber das Beste aus beiden Welten. Auf der einen Seite ist es ähnlich wie Gold ein begehrtes Edelmetall und sicherer Hafen in unruhigen Zeiten. Zugleich ist Silber wesentlich stärker in den Wirtschaftskreislauf eingebunden und wird eher als verkapptes Industriemetall wahrgenommen.

Es ist weich und daher gut formbar, bietet die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente und die höchste thermische Leitfähigkeit aller Metalle. „Rund 50 bis 60 Prozent werden einer industriellen Verwendung zugeführt, bei Gold sind es lediglich zehn Prozent“, erklärt Funda Sertkaya, Geschäftsführerin beim Edelmetallhändler Ophirum.

Silber ist ein E-Autogewinner

Als unverzichtbarer Rohstoff ist Silber im Bereich der erneuerbaren Energien wie der Stromgewinnung über Photovoltaik-Anlagen sowie auch der E-Mobilität gefragt. Elektrofahrzeuge benötigen nach Berechnungen des Silber Institute bis zu drei Unzen, bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sind es nur 0,5 bis 0,9 Unzen. Silber kommt somit vor allem in Bereichen zum Einsatz, die von der Politik mit massiven Fördergeldern unterstützt werden.

Gil Shapira, Chefstratege beim Broker Etoro, warnt allerdings vor den Risikofaktoren: „Ein Problem für die Weltwirtschaft sind die zuletzt häufiger aufgetretenen Lieferkettenprobleme, die die Weltwirtschaft bremsen“. Zuletzt kam es vor allem in China häufiger zu Stromausfällen, Volkswirte senkten daher ihre Wachstumsprognosen. Sowohl Silber als auch Gold zahlen zudem keine Zinsen oder Dividenden, Anleger profitieren nur von steigenden Kursen. Ziehen allerdings wie zuletzt die Renditen am Anleihemarkt an, verlieren die beiden Edelmetalle an Attraktivität.

Gold als Kriseninvestment gefragt

Daher haben Gold und Silber bereits deutlich verloren. „Silber hat seit Jahresanfang mit einem Minus von rund 14 Prozent deutlich stärker nachgegeben als der Goldpreis mit sieben Prozent. Auch der starke US-Dollar hilft nicht – der Dollar hat zum Euro seit Januar 2021 knapp 8 Cent zugelegt“, rechnet Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets vor. Aktuell gibt es die Feinunze Silber so günstig wie seit Sommer 2020 nicht mehr. Eine technische Gegenbewegung erscheint überfällig. Für den Goldpreis spricht derzeit die Korrektur am Aktienmarkt. Vor dem Hintergrund der teilweise ambitionierten Bewertungsniveaus nimmt auch die Risikobereitschaft für Aktien langsam ab. Gold profitiert meist stärker von einem solchen Umfeld.


Silber Rohstoff


Silber Rohstoff Chart
Kursanbieter: FXCM

Manch einer wunderte sich auch, warum Gold nicht stärker der Alternativwährung Bitcoin folgte, der schließlich als Alternative zum Geldsystem gesehen wird. Und eine solche Alternative war früher auch einmal Gold. Bitcoin oder Ethereum sind jedoch auch weitaus volatiler als Silber und vor allem Gold. Außerdem gelten sie gerade bei der jüngeren Anlegergeneration als weit weniger sexy. Dies mag sich dann ändern, wenn in einer längeren Wirtschaftskrise einmal ein echter sicherer Hafen gesucht sein könnte. Die 2020er-Krise war dafür zu kurz.

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