„Trump Always Chickens Out“ lautet der TACO-Trade ausgeschrieben, der seit Mai als geflügeltes Wort unter Börsianern gilt. Damit beschreiben sie Donald Trumps Verhalten, zuerst große Zolldrohungen auszusprechen, um die Zölle dann später wieder zu verschieben. Seit dem Zerwürfnis zwischen dem US-Präsidenten und seinem Berater, Tesla-Chef Elon Musk, ist es Zeit für ein weiteres Akronym: TACU – „Tesla Always Closes Unpredictable“. Denn unberechenbar und unbeherrschbar scheint die Aktie zu sein, seit sich Musk und Trump medial beharken.
Wenn sich die beiden Männer vor einem Weltpublikum in die Haare bekommen, dann hat dies einen doppelten Preis. Auf der politischen Seite untergräbt es das Vertrauen in die USA als funktionierenden und berechenbaren Staat. Im Finanzbereich lässt sich am Aktienkurs von Tesla und anderer Musk-Firmen ablesen, welche Summen der eine oder andere Tweet in Bewegung bringt. Dafür reicht ein Blick auf die Marktkapitalisierung von Tesla.
Der Konzern ist gegenwärtig mit 1000 Mrd. US-Dollar bewertet, so die Daten der Börse München. „Die jüngste Volatilität hat bei Tesla aber merklich zugelegt“, so Thomas Soltau von Smartbroker. „Gegenwärtig“ bedeutet bei der Bewertung nämlich, dass Tesla bei der Eskalation der vergangenen Tage mal eben 100 Mrd. Dollar in ein paar Stunden gefallen ist. Als Musk wenige Stunden später leicht deeskalierte, legte der Kurs rasch wieder 40 Milliarden zu.
Im Tesla-Kosmos
Manche überlegen gar, dass das mediale Spiel „Musk versus Trump“ primär Show sein könnte und die Parteien sich während Kursturbulenzen mit Aktien eindecken, die sie später wieder verkaufen. Das ist bisher aber reine Spekulation, dennoch glauben manche Trader in den USA sogar an diese These und sie wird in Foren entsprechend diskutiert. Für Trader ist Tesla ohnehin ein optimales Vehikel, die Aktie wird an der Börse München genauso wie Rheinmetall, Renk oder Nvidia seit Wochen rauf und runter gehandelt. Zwar wurde der Kurs-Rücksetzer inzwischen weitgehend aufgeholt, aber auch operativ bleibt im Tesla-Kosmos vieles im Unklaren. Jüngstes Beispiel: die Robotaxis.
Elon Musk kündigt für den 22. Juni den Start eines ersten Robotaxi-Angebots an. Die Realität: Tesla will mit zehn bis 20 Fahrzeugen in einem Teil der texanischen Stadt Austin starten – eher eine PR-Aktion als ein echter Markteintritt. Kurzfristig mag das der Aktie Auftrieb geben, strategisch bleibt Skepsis angebracht. Denn während Tesla noch auf der Startrampe steht, bringt Waymo – Googles Schwesterunternehmen – mit rund 1500 Robotaxis bereits mehr als 250.000 Fahrgäste pro Woche ans Ziel, verteilt auf vier US-Großstädte.
Tesla muss zu BYD und Waymo aufholen
Technologisch hinkt Tesla der Konkurrenz um Google momentan hinterher. Das Unternehmen setzt ausschließlich auf Kameras, verzichtet bewusst auf Laserradare (Lidar), wie sie Waymo nutzt. Der Vorteil soll in niedrigeren Kosten liegen. Der Nachteil aber ist eine höhere Unsicherheit. Zwar verspricht Musk Millionen autonomer Teslas bald auf der Straße, doch ohne regulatorisch bewiesene Sicherheit bleibt es ein Hochglanz-Versprechen mit Ablaufdatum.
Auch im klassischen E-Auto-Geschäft weht der Wind inzwischen von vorn. Tesla hat die globale Führungsrolle an BYD verloren. In wichtigen Märkten wie Deutschland brechen die Verkaufszahlen ein, während die Konkurrenz zulegt.
Tesla-Aktie bleibt teuer
Trotz allen operativen Fragen bleibt Tesla an der Börse ein Gigant – aktuell mit rund einer Billion Dollar bewertet. „Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für die nächsten zwölf Monate liegt allerdings bei für Tesla typisch extrem hohen 110“, so Jürgen Molnar von Robomarkets.
Tech-Schwergewichte wie Microsoft, Amazon oder Nvidia notieren im für Tech-Titel durchschnittlichen Bereich von 30. Tesla wird eben nicht mehr als Autobauer gehandelt, sondern als Projektionsfläche für Zukunftsvisionen. Und mitunter als fahrendes Wettbüro für Tweets zwischen Gründer und US-Präsidenten.