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„Big Beautiful Bill“ Das sind die Gewinner und Verlierer von Trumps Steuerpaket

Ein Arbeiter putzt einen neu hergestellten Cybertruck in der Tesla Giga-Fabrik in Texas
Tesla produziert zwar in den USA, trotzdem schadet Trumps Gesetzespaket dem E-Autobauer
© Jay Janner-USA TODAY NETWORK / Picture Alliance
Trumps Gesetzespaket begünstigt Industrie- und Rüstungsunternehmen. Grüne Energieunternehmen und Elektroautohersteller dürften es hingegen künftig schwerer haben

Nun ist es offiziell: Vergangenen Freitag, am amerikanischen Unabhängigkeitstag, hat US-Präsident Donald Trump sein umstrittenes Steuer- und Ausgabengesetz unterzeichnet. Der „One Big Beautiful Bill Act“ (OBBBA) kommt, und soll durch massive Staatsschulden die amerikanische Konjunktur wieder auf Trab bringen. Die Aktienmärkte hatten das Gesetzesvorhaben wohl schon eingepreist. Freitag setzte der Handel wegen des Feiertags aus, Montag schloss der S&P 500 rund 0,8 Prozent niedriger, was aber wohl mit den erneuten Zolldrohungen des US-Präsidenten zu tun hatte. Marktbeobachter sind geteilter Meinung, wie die amerikanische Wirtschaft langfristig auf das Fiskalpaket reagieren wird. Kurzfristig dürften manche Branchen besonders profitieren, andere haben dagegen das Nachsehen. 

Big Beautiful Bill: Kurzfristiger Boost, langfristiger Dämpfer

In erster Linie sieht das Maßnahmenpaket eine Reihe von Steuersenkungen vor. „Der anhaltende Fiskalstimulus dürfte die Konjunktur und die Märkte weiter unterstützen“, schlussfolgern Analysten von Berenberg in einem aktuellen Marktkommentar. Doch der Blick auf die langfristigen Auswirkungen ist umstritten. Hier ist besonders die Schuldenquote eine relevante Kennzahl. Derzeit liegt die Quote an öffentlich gehaltenen Staatsschulden zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei rund 100 Prozent in den USA. 

Nach Auffassung des Weißen Hauses wird der OBBBA die Schulden langfristig reduzieren. Dort rechnet man vor, dass die Schuldenquote im Jahr 2034 ohne Maßnahmenpaket bei 117 Prozent liegen würde. Mit OBBBA soll sie auf 94 Prozent fallen. Viele Marktteilnehmer sehen die Lage hingegen deutlich kritischer. So sagt etwa das Committee for a Responsible Federal Budget (CRFB) voraus, dass mit dem Gesetzespaket die Schuldenquote auf 127 Prozent steigen wird.

Je mehr Schulden ein Land macht, desto mehr Zinsen muss es für die Schulden aufbringen. „Ein weiter steigendes Zinsniveau wäre prinzipiell problematisch für die Konjunktur“, kommentiert Feri-Chefsvolkswirt Axel Angermann. „Auch Daten zum Konsum zeigen erste Signale, dass die Kauflaune der US-Amerikaner nicht mehr uneingeschränkt positiv ist.“ 

Das Gesetz im Detail: Höhere Steuern für Reiche, Nachteile für Erneuerbare

Doch manche Sektoren profitieren vom neuen Gesetzespaket. Zum einen werden die Abschreibungsmöglichkeiten für den Kauf von Betriebsausstattung erhöht, was besonders produktionsintensiven Branchen wie der Industrie zugutekommen dürfte. Zum anderen ist für Forschungs- und Entwicklungsausgaben ein Steuernachlass vorgesehen, der sich für forschungsintensive Branchen wie dem Gesundheitssektor vorteilhaft auswirken könnte. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Mittel für das Militär: Es soll mehr Geld in Schiffbau, Luft- und Raketenabwehr sowie Munitions- und Atomwaffenprogramme fließen.

Deutlich schlechter läuft es hingegen für erneuerbare Energien. Steuererleichterungen für Investitionen in Wind- und Solaranlagen fallen weg, genauso wie Gutschriften für saubere Elektrizität. Stattdessen sollen nukleare, fossile Brennstoffe künftig gefördert werden. Das nützt vor allem der Öl- und Gasindustrie.

Autohersteller in den USA: Neue Chancen für Elektroautos

In der Automobilbranche zeigt sich ein gemischtes Bild. Wer in den USA produziert, profitiert dank dem OBBBA von höheren Abschreibungsmöglichkeiten für Betriebsausstattung. Zudem lassen sich die Zinsen auf Autokredite künftig steuerlich absetzen, was die Verkäufe ankurbeln könnte. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Autos in den USA endmontiert wurden. Außerdem fällt die Förderung für E-Autos weg – ein Geschäftsfeld, in dem ein Großteil der Autohersteller mittlerweile aktiv ist. Im Zuge des Inflation Reduction Acts erhielten Käufer je nach Modell Subventionen von bis zu 7500 Dollar für Neufahrzeuge sowie 4000 Dollar für Gebrauchtwagen.

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Für deutsche Autohersteller in den USA könnte sich der Wegfall der Elektroauto-Prämie sogar positiv auswirken. Sie waren ohnehin von der Förderung ausgeschlossen, weil sie ausländische Komponenten verwendeten. Ohne Prämie verteuern sich also die Modelle von Tesla und Co., was die Fahrzeuge ausländischer Hersteller konkurrenzfähiger macht. VW, Mercedes und BMW, die auch Autos in den USA produzieren, dürften überdies von den Steuererleichterungen für Betriebsausstattungen profitieren. Porsche und Audi haben keine US-Werke, für sie wird es künftig wohl schwieriger auf dem US-Markt.

Doch auch wenn der OBBBA die Situation deutscher Hersteller zunächst verbessert, sind die Marktrisiken in den USA damit noch nicht geklärt. Schon jetzt bedeutet der Zollkonflikt deutliche Kostensteigerungen: Es gelten 25 Prozent Zölle auf importierte Fahrzeuge sowie 50 Prozent auf Stahl- und Aluminiumprodukte.

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