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Daniel Saurenz Dax vor Paukenschlag: Fliegt Porsche für ein Onlineportal raus?

Der Luxus-Sportwagenbauer Porsche könnte aus dem Dax absteigen
Der Luxus-Sportwagenbauer Porsche könnte aus dem Dax absteigen
© Matthias Balk / Picture Alliance
Regelmäßig überprüft die Deutsche Börse ihre Dax-Mitglieder auf Substanz und Wert. Der Termin im September könnte zum Sinnbild für die deutsche Wirtschaft werden

Wenn eine Aktie innerhalb von zwölf Monaten im Dax den letzten Platz bei der Kursperformance belegt, ist das ein deutliches Signal. Ein Rauswurf aus dem Leitindex ist damit zwar nicht automatisch verbunden – temporäre Schwächen kommen vor –, doch im Fall des Autobauers Porsche wiegt der Rückgang schwer. „Das Minus von 35 Prozent spiegelt die Entwicklung der vergangenen Jahre wider“, sagt Thomas Soltau vom Onlinebroker Smartbroker.

Der geschäftliche Abwärtstrend setzte bereits 2022 ein, als Porsche den Sprung in den Dax schaffte. Nun könnte die Fahrt abrupt enden. Nach einer Auswertung des Brokers Robomarkets besteht im September die Möglichkeit eines „Doppelwechsels“: Der Laborausrüster Sartorius könnte vom Maschinenbauer Gea verdrängt werden. Weitaus spektakulärer wäre jedoch der Abstieg von Porsche und der gleichzeitige Aufstieg des Immobilienportals Scout24. Für Baden-Württemberg, Heimat der Sportwagenschmiede, wäre das mehr als nur ein Stimmungsdämpfer.

Miese Laune im Ländle

Das Szenario steht sinnbildlich für die Lage der deutschen Industrie. Laut Robomarkets sind die Umsatzsteuervoranmeldungen in Baden-Württemberg zuletzt deutlich gesunken – vor allem wegen schwacher Geschäfte bei Autobauern, Zulieferern und deren mittelständischen Partnern. Fast wöchentlich gibt es Meldungen zu Stellenstreichungen bei Porsche, Mercedes-Benz, Daimler Truck, Bosch und anderen.

Mercedes-Chef Ola Källenius warnte jüngst, das für 2035 geplante Verbrenner-Aus helfe weder dem Klima noch der Branche. Porsche versucht inzwischen gegenzusteuern: Beim kompakten SUV Macan will der Hersteller wieder eine Verbrennerversion anbieten. Entgegen dem ursprünglichen E-Kurs.

Dax-Wechsel: Scout24 als Gewinner aus der Wohnungsnot

Ganz anders die Lage bei Scout24. Der Kurs des Unternehmens hat sich seit 2017 von 30 auf 120 Euro vervierfacht, die Marktkapitalisierung liegt bei 8,5 Mrd. Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 ist hoch, doch Investoren schätzen das Abo-Modell und die Skalierbarkeit des Plattformgeschäfts.

Die Erklärung für den Erfolg ist ebenso simpel wie bezeichnend für Deutschland: Der Wohnungsmarkt ist massiv angespannt. Strenge Regulierung, vor allem in Berlin, trifft auf ein deutlich zu niedriges Neubauvolumen. Am Mietmarkt stehen sich Angebot und Nachfrage unversöhnlich gegenüber.

Für Vermieter lohnt sich ein Inserat auf Immoscout24 kaum ohne kostenpflichtige Zusatzpakete; auch Mieter müssen für höhere Sichtbarkeit zahlen. Das Modell funktioniert – und sorgt für stetig wachsende Erlöse.

Investoren setzen auf Plattformen

Während Porsche seit Jahresbeginn rund 23 Prozent an Wert verloren hat – bei einem insgesamt starken Dax –, legte Scout24 um 39 Prozent zu, Gea um gut 32 Prozent. „Sartorius liegt dagegen rund 17 Prozent im Minus“, weiß Soltau.

Laut Vanyo Walter von Robomarkets könnten Scout24 und Gea im September den Aufstieg schaffen. J.P. Morgan hält zudem Lufthansa und den Bausoftware-Spezialisten Nemetschek für aussichtsreiche Kandidaten. Sollte es so kommen, fände sich im Dax neben einem Immobilienportal auch ein Unternehmen für Bauplanungssoftware – ein deutliches Zeichen, wie sehr sich die deutsche Wirtschaft strukturell verschiebt.

Daniel Saurenz betreibt mit seinem Team das Börsenportal Feingold Research. Es bietet täglich einen Börsenbrief an, den Sie kostenfrei testen können. Melden Sie sich unter info@feingoldresearch.de an oder probieren Sie den Börsendienst unter diesem Link aus.

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