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Granolas Diese elf europäischen Aktien schlagen die Magnificent 7

Eine Schale mit Knuspermüsli
Die Investmentbank Goldman Sachs hat 2020 das Akronym „GRANOLAS“ erfunden. Gemeint sind keine Knuspermüslis, sondern die elf besten europäischen Aktien
© Pond5 Images / IMAGO
In den USA dominieren sieben Firmen den Aktienmarkt. In Europa gibt es elf Top-Werte, die sich seit 2021 noch besser entwickelt haben als Amazon, Apple und Co. Sie heißen „GRANOLAS“

Viel ist von der Corona-Pandemie nicht geblieben. Die Nachfrage nach Impfstoffen, Toilettenpapier oder Nudeln hat sich längst wieder abgekühlt – die Wirtschaft beinahe schon die nächste Krise durch den Ukraine-Krieg verdaut. Schaut man allerdings auf die europäischen Aktienmärkte, könnte ein anderer Eindruck entstehen. Denn dort haben sich zuletzt vor allem diejenigen Werte gut entwickelt, die auch schon in der Corona-Krise gut liefen – die sogenannten „GRANOLAS“.

Den Begriff schuf die Investmentbank Goldman Sachs mitten in der Pandemie 2020. Die Granolas sind ein Akronym, bestehend aus den Anfangsbuchstaben der elf Krisengewinner GSK, Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L’Oréal, LVMH, Astrazeneca, SAP und Sanofi. Sie sind die elf europäischen Unternehmen mit der höchsten Marktkapitalisierung im Jahr 2020.

Wer Anfang 2021 in einen Korb dieser elf Aktien investiert hätte, wäre heute – drei Jahre später – um 65,7 Prozent reicher. Das ermittelte Goldman Sachs nun erneut in einem Strategiepapier zu den Granolas – und stellt darin fest: Europas Top-Aktien laufen nicht nur leicht besser als die hochgelobten amerikanischen Magnificent Seven, sondern sind zugleich weniger volatil. Die sieben US-Schwergewichte Amazon, Apple, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla kommen im selben Zeitraum nur auf 63,7 Prozent bei einer doppelt so hohen Volatilität. Heißt: Ab- und Aufstiege der Kurse sind steiler, was Investoren normalerweise verunsichert.

Die europäischen Stars kommen zusammen auf einen Börsenwert von 3 Billionen US-Dollar. Das ist nur knapp mehr als Microsoft und damit das wertvollste Unternehmen der Magnificent Seven, das an der Wall Street allein mit 2,8 Billionen Dollar bewertet wird. Zusammen kommen die Magnificent Seven auf fast 13 Billionen Dollar – und nur Tesla bleibt unter der Schwelle von 1 Billion Dollar.

Nur noch fünf Granolas heute in Top-Elf

Theoretisch würden die Granolas heutzutage auch nicht mehr Granolas heißen. Denn nach drei Jahren und unzähligen weltpolitischen Wendungen stehen heute andere Unternehmen an der Spitze der wertvollsten europäischen Unternehmen. Unter den elf Granolas befinden sich aktuell nur noch fünf in der europäischen Top-Elf. Statt Pharmaunternehmen wie Astrazeneca oder Roche stehen dort nun alte Industriekonzerne wie Siemens oder Airbus – aber auch Energieunternehmen wie TotalEnergies.

Solche Verschiebungen werden beispielsweise in ETFs auf den Stoxx Europe 600 abgebildet. Hiermit hätte man im selben Zeitraum immerhin 19 Prozent gewonnen. Genau das wollte Goldman Sachs aber nicht, sondern den alten Korb der Corona-Gewinner auf Langlebigkeit prüfen. 

Die Dominanz der elf Titel ist auch heute noch groß. Gemeinsam stellen die Granolas etwa ein Viertel der Marktkapitalisierung aller im Stoxx Europa 600-Index enthaltenen europäischen Unternehmen dar. Gepaart mit ihrer überdurchschnittlichen Kursentwicklung sind sie für rund 60 Prozent des Anstiegs des gesamten Index im vergangenen Jahr verantwortlich – die restlichen 540 zusammen nur für 40 Prozent der Entwicklung. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Unternehmen einen Großteil ihrer Erlöse im Ausland, und hier vor allem in den USA erzielen. Der starke Euro treibt die Entwicklung weiter.

Trotzdessen ist es erstaunlich, dass noch kein Produkt auf die Granolas angeboten wird. Auf die Magnificent Seven bietet Roundhill beispielsweise einen ETF an (ISIN: US53656G4982), der das investierte Geld allerdings recht simpel auf die sieben Titel gleichmäßig verteilt – und das bei immerhin 0,29 Prozent Kosten (TER). 

Andere Gewichtung bei Granolas

Der Granolas-Korb von Goldman Sachs gewichtet hingegen täglich neu – und zwar wie marktüblich auf Basis des „Free Float Market Cap“ – also nach Marktkapitalisierung auf Basis der täglich frei handelbaren Aktien. So kommt es, dass L’Oréal trotz der insgesamt sechshöchsten Marktbewertung nur eine durchschnittliche Gewichtung von 5 Prozent am Index hat – schlicht, weil nur 44 Prozent der Anteile frei handelbar sind. Wichtig ist auch, dass Goldman Sachs beim Kursplus vom „Total Revenue“ spricht – also annimmt, dass Dividenden direkt wieder reinvestiert werden.

So, und nur so, ergibt sich das Plus von 65,7 Prozent seit Januar 2021. In allen statischeren Anlagevarianten wäre der Gewinn kleiner ausgefallen. Hätte man beispielsweise den Korb im Januar 2021 einmal gekauft und seitdem nichts mehr getan, läge das Granolas-Depot heute nur um 37,8 Prozent im Plus – ohne Dividenden. Hätte man die Dividenden direkt wieder reinvestiert (Total Revenue), aber das Portfolio nicht täglich neu gewichtet und umgeschichtet, läge dieser Wert bei 40,3 Prozent. Das gilt fairerweise aber auch für die Magnificent Seven.

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