Der Softwarekonzern SAP knackt erstmals die Rekordmarke und ist nun mehr als 200 Mrd. Euro wert. Das geht aus Daten von LSEG hervor. Demnach beträgt der Börsenwert derzeit 201,82 Mrd. Euro, so viel wie noch nie in der Geschichte der Firma aus dem badischen Walldorf.
Die Aktie notierte am Dienstagmittag zeitweise bei rund 174,80 Euro – und die Chancen stehen gut, dass es weiter aufwärts geht: Nach 45 Prozent Kursgewinnen im Jahr 2023 hat die Aktie in diesem Jahr schon 25 Prozent an Wert gewonnen. Allein auf die Vorlage der Geschäftszahlen Mitte Januar und die Ankündigung massiver Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) reagierten die SAP-Titel mit einem Kurssprung von rund acht Prozent.
Am Aktienmarkt ist KI derzeit das Thema schlechthin: Die Aktie des Chipkonzerns Nvidia hat in diesem Jahr bereits rund 60 Prozent an Wert gewonnen und ist damit die Kurstreiberin im Industrieländer-Index MSCI World. Nvidia liefert die Halbleiter, die für viele KI-Anwendungen benötigt werden.
Von „einem attraktiven Geschäftsmodell“ bei SAP spricht Jochen Butz, Geschäftsführer des Vermögensverwalters HQ Trust. Das Unternehmen profitiere davon, dass Kundenbeziehungen langfristig seien und SAP regelmäßige Einkünfte daraus erziele. „SAP ist einer der langfristig attraktivsten Werte aus Deutschland“, sagt Butz.
Dass mit dem aktuellen Kursniveau noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, davon sind zahlreiche Analysten überzeugt. Die Analysten der Bank of America verweisen auf die wachsende Bedeutung des Cloud-Geschäftes und von KI. „Beschleunigendes Wachstum voraus“, heißt es in einer Studie. Auf Sicht von zwölf Monaten traut die Bank of America der Aktie einen Kurs von 178 Euro zu – und gehört damit sogar zu den Skeptikern.
Die UBS setzt ihr Kursziel gar auf 191 Euro und verweist auf ihre Erwartungen, dass sich das Wachstum über 2025 hinaus fortsetzen wird. Mit einem Plus im Cloud-Geschäftes von mehr als 20 Prozent und zugleich steigenden Gewinnmargen rechnet der Broker Stifel Niklaus und nennt ein Zwölf-Monatskursziel von sogar 195 Euro. Bei JP Morgan hat die Erwartung die 200 Euro-Marke übersprungen. Hier lautet das neue Kursziel nun auf 205 Euro. Das Unternehmen profitiere von einer Beschleunigung des Wachstums, steigenden Margen und Barmitteln sowie einer Kostenoptimierung, heißt es zur Begründung.
Analysten rechnen mit weiter guten Zahlen
Nun sind Kursziele zunächst Erwartungen, die sich nicht erfüllen müssen. Deshalb gilt es wie immer vorsichtig zu sein, denn ein Risiko für die SAP-Aktie liegt durchaus in den USA. Seitdem nämlich die Kappungsgrenze gefallen ist, ist der Titel weniger mit dem Dax als mit den US-Techwerten korreliert. Das hat SAP jüngst nach oben geholfen, kann sich aber auch als Risiko erweisen, falls die Rally der Magnificent Seven-Aktien stockt oder diese gar abrutschen.
„Es gibt betriebswirtschaftlich gute Gründe für eine weiterhin überdurchschnittliche Entwicklung“, sagt Butz mit Blick auf die sieben Titel, die im vergangenen Jahr für gut 40 Prozent des Kursanstieges des globalen Aktienmarktes stehen.
Es spricht also vieles dafür, dass SAP im Zuge der Digitalisierung auch weiterhin gute Geschäfte machen wird und sich dies im Aktienkurs niederschlägt. Doch zugleich ist das Unternehmen weit davon entfernt, in der internationalen Rangordnung ganz nach oben zu kommen.
Mit einer Marktkapitalisierung von 201,82 Mrd. Euro ist SAP nur rund halb so viel wert wie die beiden europäischen Champions LVMH und Novo Nordisk. Und im Vergleich mit dem wertvollsten Börsenkonzern der Welt, Microsoft, fällt der Unterschied noch größer aus. Die Marktkapitalisierung von SAP entspricht nicht einmal sieben Prozent von Microsoft. Damit ist das Unternehmen aus Walldorf ein Spiegelbild des deutschen Aktienmarktes, der auf einen Anteil von rund drei Prozent am Industrieländer-Index MSCI World kommt.