Plattners SAP: Der Software-Riese aus der badischen Provinz
Hasso Plattner ist am 21. Januar 1944 geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Berlin-Grunewald und Konstanz. Nach dem Abitur 1963 studierte er an der Universität Karlsruhe Nachrichtentechnik. Seine Karriere begann Plattner 1968 bei IBM in Deutschland. Als SAP-Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Aufsichtsrats prägte er den Erfolg des Konzerns maßgeblich. Laut Forbes zählt er heute mit einem Vermögen von 10,2 Mrd. US-Dollar zu den reichsten 300 Menschen der Welt. Seitdem er sich aus dem Tagesgeschäft von SAP zurückgezogen hat, engagiert sich Plattner als Mäzen. In Potsdam etwa ließ er das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Palais Barberini zum Museum wiederaufbauen – auf eigene Kosten. Das Foto zeigt ihn dort im Februar 2020 vor dem Bild „Der Seerosenteich“ von Monet, das während der Ausstellung „Monet.Orte“ zu sehen war.
April 1972: Fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter treffen sich in der badischen Provinzstadt Weinheim, um ein IT-Unternehmen zu gründen, das sie zu reichen Männern machen wird. Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner gründen die Systemanalyse Programmentwicklung GbR. Ihre Vision: Sie wollen eine Software entwickeln, die alle Geschäftsprozesse eines Unternehmens abrufen kann und Daten in Echtzeit verfügbar macht. Über die Jahre wächst aus dieser Idee der Weltkonzern SAP. Das Kürzel steht für „Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung“. Das Foto zeigt vier der fünf Gründer 1988: Tschira, Hector, Hopp und Plattner (von links).
1979: Hasso Plattner (4. v. l.) übernimmt die Gesamtverantwortung für den Bereich Technologie. Die erste Software für Finanzbuchhaltung heißt „RF“ und bildet den Grundstein für ein modulares System, das später als „SAP R/1“ weltbekannt wird. Schon in den ersten Jahren entscheiden sich große Unternehmen für Plattners Produkt: darunter Burda, Schulze-Pharma, Hugo Mann, Reemtsma, Roth-Händle und Linde. 1981 erscheint die zweite Software-Version „R/2“. Beim zehnjährigen Firmenjubiläum können Plattner und seine Mitstreiter 250 Kunden, 24 Mio. DM Umsatz und 100 Mitarbeiter feiern. Auf dem Foto zu sehen ist der SAP-Vorstand von 1991 (von links): Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp, Hasso Plattner und Henning Kagermann.
1988: Aus der SAP GmbH wird die SAP AG. Am 4. November werden 1,2 Millionen Aktien an den Wertpapierbörsen in Frankfurt und Stuttgart notiert. An diesem ersten Handelstag ist auch Hasso Plattner auf dem Parkett (Foto). Der Emissionspreis beträgt 750 DM pro Aktie. Seit damals legte die Aktie in der Spitze um mehr als 180.000 Prozent zu. SAP ist so das derzeit wertvollste Dax-Unternehmen Deutschlands und der drittgrößte Softwarekonzern der Welt geworden.
1993: Plattner und der Microsoft-Gründer Bill Gates (links) vereinbaren eine strategische Partnerschaft. Die SAP-Programme sollen besser mit den Windows-Systemen verbunden werden können. Im selben Jahr knackt SAP beim Umsatz die Milliardengrenze. Mittlerweile arbeiten 3600 Mitarbeiter für das Unternehmen im badischen Walldorf.
Oktober 1999: Bei der Vorstellung der Quartalszahlen muss Plattner als SAP-Vorstandssprecher ungewohnt schlechte Nachrichten verkünden. Der erfolgsverwöhnte Softwarehersteller hat in den ersten neun Monaten des Jahres einen massiven Gewinneinbruch verzeichnet. „Selbst vor dem Hintergrund des gegenwärtig schwierigen Marktumfelds ist das Ergebnis für uns enttäuschend“, so Plattner. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die Erträge um 24 Prozent abgesackt. Die Gründe: der für die Kunden teure Umstieg auf die neuen Online-Lösungen des Unternehmens und hunderte neue Mitarbeiter, die dafür nötig sind. Längere Zeit gibt es Gegenwind, schließlich geht die neue Strategie aber auf.
2003: Bei SAP endet eine Ära. Mit Hasso Plattner verlässt der letzte Firmenmitgründer den Vorstand. Es übernimmt das SAP-Urgestein Henning Kagermann (links). Plattner wird zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt und zieht sich nach 31 Jahren aus dem Tagesgeschäft seines Unternehmens zurück.
Bei der SAP-Hauptversammlung 2022 kündigt Plattner an, im Mai 2024 erstmals nicht mehr bei der Wahl des Aufsichtsrats anzutreten. Mehr als 20 Jahren war er dort aktiv. Die Nachfolge war lange unklar, Aktionärsvertreter hatten den aus ihrer Sicht schleppenden Nachfolgeprozess kritisiert. „Meine Position als Aufsichtsratsvorsitzender in die richtigen Hände zu geben, ist für mich eine sehr wichtige und auch emotionale Aufgabe, an der ich schon seit einiger Zeit arbeite“, sagte Plattner damals.