Neulich erzählte mir eine Frau Anfang 50, sie habe sich vor ein paar Jahren selbstständig gemacht und die Beitragszahlungen zur gesetzlichen Rentenversicherung eingestellt – es lohne sich nicht, meinte sie. Seitdem habe sie nichts mehr für ihre Altersvorsorge getan. Nun mache ihr das zunehmend Sorgen. Auf meine Frage, wie viel gesetzliche Rente sie erhalten werde, antwortete sie: etwa 800 Euro. Das ist weniger als die Grundsicherung!
Ohne Erbe, versorgenden Partner, Immobilien oder einen gezielten Vermögensaufbau wird sie im Alter kaum über die Runden kommen. Denn woher nimmt sie die fehlenden Finanzmittel, wenn sie nicht mehr arbeiten kann? Solche Gespräche sind für mich eindringliche Momente: Sie zeigen, wie wichtig ein Finanzplan ist und wie oft Menschen ihre finanzielle Basis vernachlässigen – unabhängig von ihrem Bildungsstand, ihrer Herkunft oder beruflichen Erfolgen.
Mir ging das früher ähnlich. Mein kurzfristiger Finanzplan war ganz passabel. Mein langfristiger aber? Puh! Der war nicht wirklich vorhanden. Das Leben planlos zu genießen, mag bei spontanen Reisen und in jungen Jahren reizvoll sein. Doch beim Thema Geld ist ein solcher Ansatz fatal. Ohne einen Plan für unsere Finanzen riskieren wir finanzielle Abhängigkeit, den Verlust unserer Autonomie und später Altersarmut. Gleichzeitig ist das Risiko für finanzielle Gewalt in der Partnerschaft erhöht und die Selbstbestimmung eingeschränkt.
Was soll dein Geld für dich tun?
Lass uns einen Moment innehalten. Und stelle dir diese Frage: Was will ich von meinem Geld? Welche finanziellen Grundlagen brauche ich, um meine Wünsche an mich und das Leben wahr werden zu lassen?
Die Antworten auf diese Fragen sind persönlich und wegweisend. Was soll Geld für dich tun, das Geld, das du mit deinem Beruf verdienst, das aus der Familienkasse kommt oder das du als Ausgleich für Care- und Hausarbeit verhandelt hast? Sei ehrlich zu dir. Einige Antworten können sein:
- Sicherheit: „Ich möchte jederzeit genug Geld haben.“ Selbstbestimmung: „Ich möchte frei entscheiden, wie ich mein Leben gestalte.“
- Träume: „Ich will reisen, mir ein Haus mit Garten kaufen und meine Hobbys pflegen.“
- Soziales Leben: „Ich will Zeit für meine Familie und Freundinnen haben und finanziell sorgenfrei sein.“
- Leichtigkeit: „Ich möchte, dass Geld wie eine verlässliche Freundin ist.“
- Zukunft: „Ich will auch im Alter genug haben.“
Wenn du ehrlich überlegst, was du von Geld willst, und nicht, was die Gesellschaft von dir erwartet, öffnet sich ein Raum, in dem du erkennst, welche Rolle du Geld zuweist. Das hilft dir, richtige Entscheidungen für dich zu treffen. Sei es für die Berufswahl, ein unabhängiges Leben, deine Weiterentwicklung, Mutterschaft, Ehe, den Umfang der Erwerbstätigkeit, die Ausschöpfung deiner persönlichen Talente.
Die Frage fordert dich gleichzeitig heraus, deine Karten auf den Tisch zu legen: Was tust du selbst dafür, um das, was du vom Geld – und vom Leben – willst, zu erreichen?
Mach dein Ding: Ein Finanzplan zeigt dir den Weg und sichert dich ab
Ich erlebe oft, dass Frauen zögern, finanzielle Wünsche und Ziele klar, selbstbewusst und auch mal großspurig zu formulieren. Meist erlauben sie es sich nicht, überhaupt nach finanziellen Zielen zu streben. Weshalb? Weil sie mit Vorurteilen rechnen und die Selbstzensur durch das Patriarchat tief sitzt. Antworten Frauen beispielsweise offensiv: „Ich will Millionärin sein, Immobilieninvestorin oder Unternehmerin“, werden sie belächelt: „Träum weiter, Mädchen, bist doch gar nicht der Typ dafür!“ Oder sie werden abgewertet: „Boah, bist du geldgeil. Konzentrier dich lieber auf deine Kinder, nicht auf Geld. Du haust doch eh alles raus.“ Oder der Klassiker: „Geld ist doch nicht alles!“ Im schlimmsten Fall reden wir es uns selbst ein.
Es ist die alte, stereotype Leier, um Frauen abhängig und kleinzuhalten. Weg damit. Ich kann es nicht oft genug schreiben. Weg damit. Solche Gedanken haben in deinem Leben nichts verloren, sie schränken dich nur ein.
Ersetze sie lieber mit: „Mein Leben. Mein Geld.“ Dein Weg, deine Entscheidungen! Und wenn dich mal wieder jemand ungefragt bevormunden will, sag nichts oder: „Mein Leben, mein Geld!“ Und mach dein Ding.
Trau dich, dir Fragen nach deinen finanziellen Zielen und Wünschen zu stellen. Du kannst nirgendwo hinreisen und ankommen, wenn du nicht weißt, wohin du willst.
Auch wenn du sonst dein Leben nicht gern planst – hab zumindest einen Finanzplan mit dem Ziel, selbstbestimmt zu leben und Vermögen aufzubauen. Er beschützt dich, gibt dir Kontrolle, Stabilität und Klarheit und schafft die Grundlage, dass du jederzeit genug Geld hast. Dadurch wirst du emotional gefestigter, lebst gesünder und bist weniger anfällig für äußere Krisen wie Wirtschaftseinbrüche, Jobverlust oder die Folgen einer Trennung.