Die Aktie von Europas größtem Software-Hersteller SAP hat nach guten Quartalszahlen ein Rekordhoch erreicht. Sie kostete zeitweise gut 195 Euro. Die starke Performance zog den Leitindex Dax insgesamt nach oben. Er gewann am Dienstagmorgen 0,69 Prozent hinzu auf 18.534,31 Punkte.
SAP legte am Montagabend nach US-Börsenschluss das Zahlenwerk zum zweiten Quartal vor und erhöhte damit die Ambitionen für den operativen Gewinn 2025 etwas. Die guten Zahlen stützen sich dabei auf ein starkes Cloud-Geschäft, mit dem SAP überraschend viel verdiente. „SAP liefert erneut“, sagte Firmenchef Christian Klein bei der Vorstellung der Quartalsergebnisse. Der operative Gewinn sei währungsbereinigt um 35 Prozent auf 1,94 Mrd. Euro gestiegen. „Dies ist zu einem großen Teil auf die zügige Umsetzung unseres Transformationsprogramms zurückzuführen.“ Damit seien weitere Einsparungen verbunden, weshalb er die Prognose für den operativen Gewinn 2025 auf 10,2 statt 10 Mrd. Euro anhebe. Bei Anlegern kamen diese Zahlen gut an. Die in den USA gehandelten SAP-Aktien stiegen im nachbörslichen Handel an der Wall Street um 5,6 Prozent.
Die besseren Prognosen kommen allerdings mit weiteren Stellenstreichungen einher. Um sich für die aufziehende Ära der Künstlichen Intelligenz (KI) fit zu machen, stellt SAP Tausende Stellen auf den Prüfstand. Statt der ursprünglichen 8000 seien nun voraussichtlich 9000 bis 10.000 der insgesamt rund 100.000 Jobs vom Konzernumbau betroffen, sagte Klein in einer Telefonkonferenz. Am Ende des zweiten Quartals gab es 105.315 Stellen – und damit schon fast 3000 weniger als drei Monate zuvor.
Wie bereits zu Jahresbeginn angekündigt werde zwar die Gesamtzahl des Personals durch Umschulungen und Neueinstellungen weitgehend gleich bleiben. Kurzfristig schlage sich die erhöhte Annahmequote der Abfindungsangebote allerdings in steigenden Kosten nieder, erläuterte SAP-Finanzchef Dominik Assam. Diese lägen voraussichtlich bei rund 3 Mrd. Euro. Der Walldorfer Konzern hatte hierfür zunächst Rückstellungen in Höhe von 2,2 Mrd. Euro gebildet.
Das Cloud-Geschäft von SAP führt zu Wachstum
Das zukunftsträchtige Cloud-Geschäft wuchs weiteren Angaben zufolge im zweiten Quartal währungsbereinigt um ein Viertel auf 4,15 Mrd. Euro. Der Auftragsbestand habe sogar um 28 Prozent auf 14,81 Mrd. Euro zugelegt. Gleichzeitig seien die Konzernerlöse um zehn Prozent auf 8,29 Mrd. Euro gestiegen. Dies sei das erste zweistellige prozentuale Plus seit dem ersten Quartal 2019, betonte SAP-Chef Klein.
Der Free Cash Flow, der als Gradmesser für die Dividendenhöhe gilt, stieg trotz Restrukturierungsausgaben im Quartal von 500 Mio. Euro um mehr als das Doppelte auf 1,3 Mrd. Euro. Dies sei unter anderem einer verbesserten Ertragskraft zu verdanken. Auf dieser Basis bekräftigte das Unternehmen seine Ziele für das laufende Jahr. Der Cash Flow werde voraussichtlich bei 3,5 Mrd. Euro liegen und der operative Gewinn um 17 bis 21 Prozent auf 7,6 bis 7,9 Mrd. Euro steigen. Bei den Cloud-Erlösen könne mit einem Plus von bis zu 27 Prozent auf 17 bis 17,3 Mrd. Euro gerechnet werden.
Analyst Toby Ogg von JPMorgan attestierte SAP insgesamt ordentliche Zahlen in einem Umfeld, das zunehmend unter Druck stehe.