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Dani Parthum Lassen Sie sich keine Krypto-Tipps aufschwatzen – auch nicht von Bekannten

Dani Parthum
Dani Parthum
© Stefanie Link
Kryptogeld als einflussreiche Innovation ist zu einer Anlagefalle geworden. Vom Schneeballsystem bis zur Fake-Börse – wo hoch spekuliert wird, wird heftig betrogen. Das kann sogar die beste Freundin mitreißen

Es gibt diesen ikonischen Satz in „The Big Short“. Dieser Film rollt mit Staraufgebot aus, wie es zur Finanzkrise 2008 kam. Der Satz fällt in einem Striptease-Club in Florida. Eine Tänzerin erzählt stolz, sie besitze fünf Häuser und eine Wohnung, alle kreditfinanziert.

Dieser Satz schoss mir in den Kopf, als mich eine Klientin um Rat bat. Ihre Freundin investiere neuerdings in Kryptogeld und habe sie aufgefordert, ebenfalls einzusteigen. Da gäbe es hohe Renditen, viel mehr als bei Aktien! Die Freundin hatte ihre geerbten 30.000 Euro in fünf verschiedene Coins investiert, obwohl sie davon nicht wirklich etwas verstand, wie sie selbst zugab. Sie hätte einfach übers Internet investiert! Ein Link genüge, und auch meine Klientin könne sofort „Geld machen“. 

Kryptogeld – die neue Tupperware im Netzwerk-Marketing

Ob das seriös sei, fragte sie mich. Natürlich nicht! Da brauchte ich weder nachzudenken, noch zu recherchieren. Wenn die ahnungslose Freundin Pech hat, sieht sie ihr Geld nie wieder. Mich erinnerte das an 2008, weil sich vor Ausbruch der Krise damals selbst Geringverdiener massenhaft in den USA überteuerte Häuser komplett auf Kredit kauften, ohne die Konditionen zu verstehen.

Dem Thema „Kryptogeld“ kann sich heute kaum jemand entziehen. Spam-Mails und Reklame auf Youtube und Instagram bedienen Gier und Angst, spielen mit der Not der Menschen. Internetportale preisen Kryptogeld als Messias des Finanzsystems an. „Kaufe und werde reich“, lautet die Botschaft. „Kaufst du nicht, verstehst du es nicht.“ Und dann fordert auch noch die vertraute Freundin zum Kauf auf, als wären Kryptowerte harmlose Plastikschüsseln mit bunten Deckeln!

Wenn die Freundschaftswerbung zur Verlustfalle wird

Beispielsweise über sogennante „Booster-Tarife“ für Freunde, an deren Coin-Investments man mitverdient. Ein Coin ist eine Einheit eines Kryptogeldes. Die bekanntesten sind Bitcoin, Ripple und Ethereum. Der Haken: Erstens bieten seriöse Krypto-Handelsplattformen keine Freundschaftsprovisionen an. Und zweitens kauft mensch auf betrügerischen Plattformen keine Coins, sondern überweist nur sein Geld. Die Betrüger leiten dieses auf ihre Konten um oder zahlen andere Kundinnen und Kunden damit aus.

Wie bei Onecoin. Die Unternehmerin Ruja Ignatova hat nie einen Coin entwickelt. Dafür kriminelle Energie. Hunderttausende Menschen erlagen ihrem Schwindel, vertrauten ihr Milliarden an. Die meisten sahen ihr Geld nie wieder. 2017 flog alles auf. Seither ist Ignatova auf der Flucht. Es geht noch größer.

Ende 2022 brach die FTX zusammen, eine der weltweit größten Kryptohandelsbörsen. Ihr Gründer, Sam Bankman-Fried, wurde bis zum Kollaps der Börse medial als Wunderkind verehrt. Der junge Multimilliardär wurde 2024 wegen Veruntreuung in New York zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Schaden: mehr als 8 Mrd. Dollar. Die Pleite verursachte beim Bitcoin einen Preisrutsch von 26 Prozent auf 15.500 Euro. Es war der Tiefpunkt des seit Ende 2021 stattfindenden Wertverlustes, der letztlich bei minus 75 Prozent stoppte.

Bafin warnt unermüdlich vor Betrug

Für die Bafin, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, vergeht gefühlt kein Tag, an dem sie nicht vor dubiosen Anbietern warnt. Täglich prasseln Warnungen in mein E-Mail-Postfach. Vor allem warnt sie vor illegalen Kryptobörsen mit illustren Namen wie Coincapit, Bitcoinsynergy oder Bitox.co. Diese Internet-Adressen geben sich als Handelsplattformen aus, ohne dass sie die Bafin zugelassen hat. 

Dass Fake-Börsen und Coin-Schneeballsysteme Konjunktur haben, liegt auch am Bitcoin-Preis. Ein Coin kostete im März 2024 mit knapp 67.000 Euro so viel wie nie.

Wie der Preis von Kryptogeld entsteht

Der Preis eines Coins ergibt sich grundsätzlich aus Angebot und Nachfrage. Werden Coins massenhaft in Euro, Dollar oder Yen getauscht, also panisch verkauft wie 2021 und 2022, sinken die Coin-Werte. Fragen dagegen viele das digitale, begrenzte Geld nach, steigt sein Preis. Je mehr Menschen also Bitcoin, Ethereum und andere Coins kaufen, desto teurer werden sie. Und desto mehr verdienen Plattformen mit Gebühren.

Woran Sie betrügerische Handelsplattformen erkennen? Das sind einige typische Merkmale:

  1. Kunden werben Kunden: Fließt hier das Geld wirklich in Coins oder auf die Konten der Gründer?
  2. Versprechen hoher Renditen: Betrüger versprechen schnellen Reichtum, seriöse Anbieter informieren über Risiken. Als Vergleich: Ein weltweites Aktien-Portfolio bringt fünf bis sechs Prozent reale Rendite pro Jahr.
  3. Wenig bis keine Transparenz: Es bleibt unklar, wie die Plattform funktioniert. Es gibt keine Informationen über Firmensitz, testierte Jahresabschlüsse, Kontaktwege.
  4. Ausüben von Druck: Es wird zur Eile gemahnt, jetzt zu investieren, sonst sei die Chance dahin.

Uninformiert Finger weg!

Investments in Kryptogeld sind spekulativ und als Altersvorsorge ungeeignet. Finger weg, wenn Sie sich nicht auskennen! Es gibt großartige Bücher zum Thema. Lesen Sie sich ein. Sonst ist das Geld schneller futsch als investiert. Wenn Sie mit Kryptogeld handeln möchten, nutzen Sie keine dubiosen Seiten im Nirgendwo, sondern Börsen in Deutschland wie die BSDEX. Sie unterliegen der Aufsicht der Bafin und können im Notfall auf Schadenersatz verklagt werden.

Schützen Sie Ihr Geld – und Ihre Freundschaften. Bleiben Sie skeptisch, selbst wenn Freunde oder Familie von todsicheren Krypto-Investments schwärmen. Bei Kryptogeld ist zu vieles zu oft nicht Gold, was vorgibt, zu glänzen.

Dani Parthum bei der BRIGITTE Academy Masterclass Finanzen

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