Der Bitcoinkurs kannte in den vergangenen Monaten nur eine Richtung: nach oben. Im Jahr 2024 hat er sich mehr als verdoppelt, besonders mit der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten machte er einen Sprung und lag sogar über 100.000 US-Dollar. Kein Wunder, immerhin kündigte Trump sogar eine „nationale Reserve“ in Bitcoin an – also eine staatliche strategische Reserve wie in Gold oder Öl.
Trotz Kursschwäche in den vergangenen Tagen, geben Ideen wie diese Krypto-Fans Grund, auch im neuen Jahr auf steigende Kurse zu setzen. Selbst den ehemaligen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ermutigte Trumps Haltung zu einem Vorstoß im Bundestagswahlkampf. Lindner schlägt der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) ebenfalls eine Bitcoin-Reserve vor. Man solle in Frankkfurt prüfen, „ob Krypto-Assets nicht auch Teil der Reserven der Notenbanken werden sollten“, sagte er der Deutschen Presseagentur. Offen ließ er, woher die Zentralbanken das Geld dafür nehmen sollen.
Allerdings spricht Lindner hier schon selbst eines der Probleme an, die so ein Vorschlag mit sich bringt. Der Bitcoin ist viel mehr eine Anlageform als eine Währung und kann daher schwerlich als Währungsreserve im klassischen Sinne dienen, die etwa den Euro oder Dollar schützen soll. Die Idee hinter einer „Krypto-Reserve“, wie sie etwa von Trump angekündigt wurde, zielt eher darauf ab, auf einen stark steigenden Wert des Bitcoin zu setzen, um damit Staatsschulden zu tilgen. Das ist aber zum einen nicht Sinn einer Währungsreserve. Es ist es äußerst fraglich, ob eine Notenbank ein solch hochspekulatives Geschäft überhaupt eingehen sollte.
Zum anderen würde ein stark steigender Bitcoin-Kurs einen - in dem Kryptoasset gerechneten - Euro-Kursverfall bedeuten. Ein klassischer Fall, in dem eine Währungsreserve zur Verteidigung der eigenen Währung eingesetzt wird. Die Notenbank müsste zur Stützung des Euro also ständig Bitcoin verkaufen, was in einem oftmals illiquiden Markt wohl zu einem Kurssturz führen dürfte.
Ein vor allem politischer Vorschlag wie von Christian Lindner wird den Bitcoin-Kurs ohnehin kaum bewegen. Sollte die US-Notenbank allerdings tatsächlich eine nationale Reserve einrichten, würde das dem Bitcoin erstmal großen Auftrieb geben – sinnvoll oder nicht. Dass die Entwicklung des Bitcoin im nächsten Jahr jedenfalls stark von der Regulierungspolitik der Trump-Administration abhängen wird, hat dieses Jahr bereits gezeigt.
Das spricht im neuen Jahr für den Bitcoin
„Im Jahr 2025 sieht die Zukunft von Bitcoin vielversprechend, aber ungewiss aus“, sagt John Plassard von der Mirabaud-Gruppe der Analysefirma Morningstar. Die zunehmende Integration von Bitcoin in die Mainstream-Finanzwelt deute darauf hin, dass er seine Position als legitime Anlageklasse festigen könne. So hat die Zulassung von sogenannten Spot-ETFs in den USA die Integration in das traditionelle Finanzwesen im Jahr 2024 stark vorangetrieben und dürfte es auch weiterhin tun. Dazu würden institutionelle Anleger zunehmend den Wert darin erkennen, einen kleinen Prozentsatz ihrer Multi-Asset-Portfolios in Bitcoin anzulegen, sagt auch Dovile Silenskyte von der Investmentfirma Wisdom Tree, die unter anderem ETF auf Kryptoassets anbietet.
Trumps Pläne, hohe Ämter mit Krypto-Fans zu besetzen, dürften das befördern. So wird der noch amtierende Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, Mitte Januar zurücktreten und planmäßig durch den kryptofreundlichen Paul Atkins ersetzt werden. Auch das Handels- und Finanzministerium werden Bitcoin und Co. positiv gegenüber stehen.
Aktuell gehört der Bitcoin mit einer Marktkapitalisierung von rund 2 Billionen US-Dollar bereits zu den größten Vermögenswerten der Welt. Analysten rechnen für 2025 nun gar mit einem Anstieg des Kurses auf 200.000 Dollar oder mehr.
Der anhaltende Inflationsdruck und die geldpolitische Unsicherheit dürften sich jedenfalls im Sinne des Bitcoin auswirken, da er aufgrund seiner Begrenztheit als „digitales Gold“ gilt und als „Wertaufbewahrungsmittel“. Werde die Geldpolitik 2025 gelockert, steige die Liquidität im Finanzsystem, was auch die Nachfrage nach Bitcoin steigern könnte, sagt Adrian Fritz, Forschungsleiter bei 21Shares Morningstar.
Das spricht 2025 gegen den Bitcoin
Allerdings bleibe der Bitcoin ein risikoreiches Investment. Die anhaltenden geopolitischen Konflikte, insbesondere im Nahen Osten, könnten die Nachfrage dämpfen oder gar zu einem Verkauf führen, weil Anleger lieber auf traditionelle und mit weniger Risiko verbundene Anlageformen setzen.
Denn der Bitcoin ist weiterhin höchst volatil, unabhängig von aktuellen Marktbedingungen. Anlegerinnen und Anleger sollten also auf Korrekturen und Wertverluste vorbereitet sein. Für die Preisdynamik seien Korrekturen Fritz zufolge allerdings unerlässlich. „Diese Abwärtskorrekturen, die in der Regel zwischen 20 Prozent und 40 Prozent liegen, dienen als wichtiger Mechanismus zur Wiederherstellung des Marktgleichgewichts und sind ein wesentlicher Bestandteil der historischen Kursmuster von Bitcoin.“ Möglicherweise haben wir eine solche Korrektur gerade erlebt: In den vergangenen Tagen fiel der Bitcoin-Kurs von seinem Allzeithoch um fast 15.000 Dollar.
Anlass dafür war eine Ansage des US-Notenbankchefs Jerome Powell. Er stellte klar, dass die Anlagemöglichkeit der Federal Reserve in Staatsanleihen und als sicher geltende Vermögenswerte gesetzlich beschränkt sei. Änderungen an dem Gesetz sind zwar möglich, der Bitcoin-Kurs bewegte sich nach dieser Aussage aber nicht mehr bedeutend nach oben.
Was passiert also, wenn die kryptofreundliche Politik in den USA langsamer umgesetzt wird als erwartet? Dies „könnte zu einer Enttäuschung des Marktes und einer Preiskorrektur führen“, meint Fritz. Schließlich würden viele Investoren darauf wetten, dass die Trump-Administration das Blatt in Sachen Krypto-Anlagen in den Vereinigten Staaten wenden wird.