Der Angriff Israels auf den Iran und der Vergeltungsangriff des Iran auf Israel sorgen für Nervosität an den US-Börsen. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Freitag 1,8 Prozent tiefer bei 42.198 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 1,3 Prozent auf 19.407 Zähler nach und der breiter gefasste S&P 500 büßte 1,1 Prozent auf 5977 Stellen ein. „Ich denke, die Marktteilnehmer verstehen, dass dies eine Fortsetzung des Krieges zwischen Iran und Israel ist“, sagte Jed Ellerbroek, Portfoliomanager beim Investitionsverwalter Argent, mit Blick auf die vergleichsweise moderaten Kursverluste. „Ich glaube nicht, dass sie mit einer dramatischen Eskalation von diesem Punkt an rechnen.“
Israel hatte in der Nacht auf Freitag den Iran angegriffen. Der Iran startete am Freitagabend Vergeltungsangriffe. „Die große Frage ist natürlich: Wie weit wird das gehen?“, sagte Chris Scicluna, Chefanalyst beim Finanzdienstleister Daiwa Capital Markets. „Der Markt hat bisher richtig reagiert: Aktien runter, Öl und Gold rauf.“ Die Preise für Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI schossen indes zeitweise um fast 15 Prozent nach oben. Danach pendelten sie sich bei einem Plus von rund sieben und sechs Prozent ein, doch mit 74,64 und 73,41 Dollar je Fass (159 Liter) lagen sie trotzdem auf dem höchsten Niveau seit Monaten.
Ölpreis steigt, Aktien sinken
Es könnte nun nicht nur der zuletzt stärkere Ölexport des Iran für eine Weile ausfallen, sagte Jochen Stanzl vom CMC Markets. „Man muss auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln.“ Gefährdet sei zudem der Transport von Öl durch die Straße von Hormus, eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten für die weltweite Ölversorgung.
Wegen des steigenden Ölpreises gerieten Airline-Aktien unter Druck. Zusätzlich belastet wurden die Fluggesellschaften laut einem Händler durch die Umleitung oder Streichung vieler Flüge über Israel, Iran und Irak. JetBlue, American Airlines, Alaska Air und United Airlines verloren zwischen vier und sechs Prozent.
Gefragt waren hingegen Aktien aus dem Rüstungssektor. Die Anteilsscheine von Unternehmen wie Lockheed Martin, Northrop Grumman und RTX legten um jeweils rund 3,5 Prozent zu.
Nach oben ging es auch für Reederei-Titel. Anleger spekulierten darauf, dass Störungen im Schiffsverkehr im Nahen Osten die Frachtraten nach oben treiben könnten. Die Aktien von Navios Maritime Partners, Teekay Tankers und International Seaways rückten um bis zu sechs Prozent vor.
Investoren kaufen Gold
Auf der Suche nach möglichst risikoarmen Anlagen griffen die Investoren vor allem bei Gold zu. Der Preis stieg um bis zu 1,8 Prozent auf rund 3446 Dollar je Feinunze und näherte sich damit wieder seiner Ende April erreichten Rekordmarke von 3500,05 Dollar je Feinunze. Sollte es zu Störungen der Ölversorgung kommen – sei es direkt durch Angriffe oder indirekt durch politisch verordnete Maßnahmen – oder sollte sich der Konflikt in der Region ausweiten, könnte der Aufwärtstrend bei Gold anhalten, sagte Carsten Menke von Julius Bär.
Dollar und Bitcoin verlieren
Gefragt war zeitweise auch die US-Währung: Der Dollar-Index kletterte um bis zu 0,7 Prozent auf 98,59 Punkte. Danach baute er jedoch seine Gewinne größtenteils wieder ab. Auf Wochensicht blieb der Greenback, der seit Monaten unter der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump leidet, angeschlagen.
Unter die Räder gerieten auch die Kryptowährungen. Der Bitcoin verlor 0,7 Prozent auf 105.300 Dollar, während Ether und Ripple knapp vier und gut zwei Prozent einbüßten. „Alles, was mit Risiko zu tun hat, wird in solchen Momenten gemieden“, erläuterte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research.