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Softbank-Tochter Chipdesigner Arm meldet Börsengang in New York an

Arm designed Chips zum Beispiel für Mobiltelefone
Arm designed Chips zum Beispiel für Mobiltelefone
© Pau Barrena / Bloomberg / Getty Images
Die Softbank-Tochterfirma Arm hat ihren IPO an der New Yorker Wall Street angemeldet. Kaum ein Smartphone kommt ohne ihre Technologie aus. Welche Chancen der Chipdesigner Anlegerinnen und Anlegern bietet

Der britische Chipdesigner Arm macht Tempo: Um den Hype rund um Künstliche Intelligenz mitzunehmen, will die Tochter des japanischen Softbank-Konzerns bereits im September an die Wall Street. Dafür hat Arm nun am späten Montagabend seinen Börsenprospekt veröffentlicht. Damit ist die Anmeldung zum Börsengang an der Technologiebörse Nasdaq eingeleitet.

Aus dem Börsenprospekt ist ersichtlich, dass das Arm-Geschäft stabile Gewinne abwirft. Im Ende März abgeschlossenen vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Arm demnach 524 Mio. Dollar Gewinn bei rund 2,68 Mrd. Dollar (2,46 Mrd. Euro) Umsatz. Im Geschäftsjahr davor waren es 549 Mio. Dollar Gewinn bei Erlösen von rund 2,7 Mrd. Dollar gewesen.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg geht es bei dem Börsengang um eine Unternehmensbewertung von 60 bis 70 Mrd. US-Dollar. Es wäre das größte Tech-IPO (Initial Public Offering) seit Alibaba. Der chinesische Onlineriese brachte es bei seiner Erstnotierung im Jahr 2014 auf eine Rekord-Bewertung von 230 Mrd. US-Dollar. Uber wurde im Jahr 2019 mit rund 82 Mrd. US-Dollar bewertet, ist allerdings als Transport- und nicht als Techunternehmen gelistet.

Für Aufsehen sorgte zuletzt die Nachricht, dass Amazon als Ankerinvestor bei Arm einsteigen soll. Bloomberg beziffert den angestrebten Deal auf 10 Mrd. US-Dollar. Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung „Financial Times“ ist Arm ebenfalls in Gesprächen mit Nvidia, Intel, Google, Apple und einigen weiteren Unternehmen, die auf Chip-Technologien angewiesen sind. Der US-Konzern Nvidia wollte Arm bereits im Jahr 2021 für 80 Mrd. US-Dollar übernehmen. Die Pläne scheiterten allerdings an den Kartellbehörden.

Die Suche nach einem finanzstarken und zugleich namhaften Ankerinvestor hat zwei Gründe: Dieser würde nicht nur die Arm-Aktie stützen, wenn Softbank wie geplant damit beginnt, seine Beteiligungen zu veräußern. Der Schritt soll auch das allgemeine Interesse an dem Börsengang stärken und dadurch weitere Investoren anlocken.

Bei den Risiko-Faktoren konzentrierte sich Arm im Börsenprospekt vor allem auf das China-Geschäft. Aus dem weltgrößten Smartphone-Markt kam im vergangenen Jahr ein Viertel der Arm-Erlöse. Die Lizenzen für Arms Chipdesigns werden dort von der Firma Arm China verkauft, an der chinesische Investoren die Mehrheit von 52 Prozent halten. Arm gehören lediglich zehn Prozent an der Softbank-Tochter, die den Rest der Anteile kontrolliert. Risiken für das Geschäft sieht Arm sowohl in dieser Struktur als auch durch den Technologie-Wettstreit zwischen Peking und Washington. Einige leistungsstarke Arm-Chips sind bereits von US-Beschränkungen für Exporte nach China betroffen.

Schwächelnder IPO-Markt

Der geplante Börsengang von Arm kommt inmitten eines abermals schwachen IPO-Jahres. Nach dem Rekordjahr 2021, in dem allein die USA unglaubliche 416 Börsengänge mit einem Gesamtvolumen von mehr als 155 Mrd. US-Dollar verzeichneten, sackten die Emissionen 2022 ab. Die Zahl der IPOs in den USA ging um 78 Prozent zurück, das Emissionsvolumen sogar um 94 Prozent. Das geht aus dem IPO-Barometer des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor. Viele Börsenkandidaten sahen sich angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen aus geopolitischen Spannungen, steigenden Zinsen und einer hohen Inflation dazu gezwungen, ihre bereits geplanten Börsengänge zu verschieben oder sogar abzublasen.

Zwar kann man heute noch nicht von einem Comeback des IPO-Marktes sprechen. Doch verglichen mit dem Vorjahreszeitraum gibt das erste Halbjahr 2023 immerhin Grund zur Hoffnung – trotz Bankenkrise und hartnäckiger Inflation. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gingen 63 Unternehmen in den USA an die Börse und erlösten zusammen mehr als 10 Mrd. US-Dollar. Ende Juni 2022 waren es 51 Unternehmen mit einem Volumen von nur 4,7 Mrd. US-Dollar. Das größte US-IPO im bisherigen Jahresverlauf war der Börsengang von Kenvue, der Consumer-Health-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Die Erstemission im Mai brachte dem Unternehmen 4,4 Mrd. US-Dollar ein.

Chancen für Anlegerinnen und Anleger

Für Investoren bietet das Arm-IPO langfristige Chancen. Arm-Technologie findet man in zahlreichen Smartphones, Tablets und Wearables, in Rechenzentren und im Bereich autonomes Fahren. Der Chip-Designer kassiert von jeder Firma Lizenzgebühren, die seine Technologie verwendet. Denn anders als Intel oder AMD stellt Arm keine eigenen Prozessoren (CPUs) her, sondern lizenziert seine Designs an Hersteller wie etwa Qualcomm. Ein bekannter Arm-Prozessor, der in unzähligen Android-Smartphones verbaut ist, heißt „Qualcomm Snapdragon“.

Und auch Apple setzt bei seinen M1- und M2-Chips auf die Arm-Architektur. Arms größter Kunde ist Amazon: Mehr als 50 Prozent aller Server-CPUs, die auf Arm-Technologie basieren, sind in den Rechenzentren von Amazon-Web-Services verbaut. Amazon baut mit dem Arm-Design seine eigenen Graviton-Chips. Steigt Amazon tatsächlich bei Arm ein, wäre das ein klarer Vertrauensbeweis und ein starkes Signal an weitere Investoren.

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