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Serie Alternative Wertanlagen: Uhren

Wer in Uhren investiert, sollte sich sehr genau auskennen
Wer in Uhren investiert, sollte sich sehr genau auskennen
Mit Uhren lassen sich hohe Renditen erzielen. Aber das Risiko, einen Ladenhüter zu erwerben, ist auch besonders hoch

Schon seit Jahrhunderten haben Uhren Könige und Kaufleute fasziniert; die Uhr gilt als eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit, denn erst durch sie wurde die moderne kapitalistische Wirtschaftsform möglich. Unter den Majestäten haben vor allem der illustre französische Sonnenkönig Ludwig XIV und Königin Victoria aus England ein Faible für die tickenden Wunderwerke entwickelt. Uhren können sehr wertvoll sein. Ein charakteristisches Beispiel ist der Chronograf der weltweit renommierten Schweizer Uhrenschmiede Patek Philippe. Deren „Referenz 1518“, die in den Jahren von 1941 bis 1954 auf den Markt kam, galt bereits 20 Jahre nach dem ersten Erscheinen mit einem Marktpreis von umgerechnet 2030 Euro als kostbar. Schon im Jahr 1989 erzielte die Uhr auf einer Auktion einen Zuschlag von stattlichen 178.952 Euro. Falls das Weltfinanzsystem kollabieren sollte, bleiben immerhin die Uhren im Schließfach. Diese Angst mag zwar nachvollziehbar sein, aber es gibt Sachwerte, die eine wesentlich höhere Werterhaltung und bessere Renditechancen haben als Uhren. Auch in manchen Schwellenländern werden kostbare Uhren zunehmend zu einem unverzichtbaren Statussymbol. Auf manchen Pressefotos wurden schon Uhren vom Handgelenk wegretuschiert, um keinen Neid aufkommen zu lassen, und in einigen sozialistisch angehauchten Schwellenländern meidet man inzwischen das Tragen der kostbaren Preziosen.

Che Guevara trug eine Rolex


Erstaunlich, aber wahr: Der von den Achtundsechzigern als Ikone verehrte Revolutionär Ernesto Che Guevara trug eine Rolex, und selbst der Dalai Lama setzt auf dieses Modell. Allerdings legt man in höheren Kreisen mehr Wert auf gepflegtes Understatement, so dass die Rolex dort eher als ein Statussymbol Neureicher gilt.

Figure Buchcover "Ungewöhnliche Wertanlagen"


Uhren sind eine kostspielige Sammelleidenschaft; denn exquisite Modelle können weit über 100.000 Euro wert sein. Ohne eine fundierte Sachkenntnis und eine große Vertrautheit mit dem Markt sollten Sie nicht in Uhren investieren. In letzter Zeit hat die Zahl der Fälschungen sprunghaft zugenommen. Eine gefälschte Uhr ist nichts wert, auch wenn Sie irrtümlich mehrere zehntausend Euro dafür bezahlt haben. Einige Duplikate sind derart perfekt gemacht, dass selbst Experten ins Grübeln kommen. Im Zweifelsfall muss die Uhr geöffnet werden; die versierten Fälscher ahmen die Ziffernblätter und alle anderen Merkmale vollkommen nach. Erst im Innern der Uhr wird offenbar, ob es sich um eine dreiste Fälschung oder ein echtes Stück handelt. Die winzigen Zahnräder werden nämlich von den Herstellern mit einem Logo versehen, das unter einer starken Lupe sichtbar wird. Fälscher machen sich nicht die Mühe, solche Uhrenwerke perfekt zu kopieren – der Aufwand wäre dann doch zu groß. Nahezu vollkommen imitiert werden aber Zertifikate und natürlich die Verpackung. Daher gilt grundsätzlich: Kaufen Sie niemals eine Uhr aus einer dubiosen Quelle. Auch Onlineauktionen sind, selbst wenn Ihnen der Käufer tausendfach glaubhaft versichert, die Uhr sei echt, bedenklich. Häufig lässt sich der Zustand bei gebrauchten Chronometern anhand von Fotos nur schwer beurteilen. Sie sind vor Überraschungen nie sicher; und eine Uhr, die bereits erhebliche Abnutzungsspuren oder gar Beschädigungen und Kratzer aufweist, kann deutlich an Wert verlieren. Da Sie die Uhr als Anlageobjekt erwerben, können Sie nur autorisierten Händlern vertrauen oder renommierten Auktionen, die vorher ein Expertengutachten anfertigen lassen und für die Echtheit uneingeschränkt und glaubhaft garantieren. Einige Auktionsplattformen, die sich auf Uhren spezialisiert haben, bieten einen Treuhandservice, oder das Unternehmen fungiert als Zwischenhändler und nimmt selbst eine umfassende Echtheitsprüfung vor. Generell gilt, dass Uhren, die mit einem Rabatt von mehr als 30 Prozent gegenüber dem Listenpreis veräußert werden, unter dem Generalverdacht der Fälschung stehen können. Auktionen haben den Vorteil, dass Sie eine Uhr, wenn Sie Glück haben, unterhalb des Listenpreises erhalten. Die Gewinnspanne für den Händler liegt bisweilen bei bis zu 50 Prozent. Die Herstellungskosten werden mit zehn Prozent des Verkaufspreises abgedeckt. Allerdings sollten Sie sich keine Illusionen machen: Wirklich gefragte Modelle sind auch auf Auktionen mit keinem Abschlag zu erstehen. Die Uhren, die Sie billiger auf Auktionen bekommen, gelten meist als Ladenhüter, die keine oder nur eine geringe Wertentwicklung haben. Als Einkaufsparadies für Uhren fungiert übrigens Hongkong, denn in der Sonderverwaltungszone werden keine Luxussteuern erhoben.

Welche Uhren sind besonders lukrativ?


Einer der bedeutendsten und angesehensten Uhrenhersteller der Welt im Luxussegment ist Patek Philippe. Er registriert jede einzelne Uhr in einem Stammbuch, das alle Umarbeitungen oder Reparaturen akribisch und detailliert festhält. Uhren im Luxusbereich können mehrere tausend Euro im unteren Segment kosten und in der obersten Qualitätsstufe auf mehrere hunderttausend Euro kommen. Zu den renditestärksten Uhrenherstellern zählen neben Patek Philippe auch Jäger LeCoultre, Rolex, Lange & Söhne, IWC, Audemars Piguet, Omega, Glashütte, Panerai und Vacheron Constantin. Vor allem Spezialfunktionen, die im Fachjargon „Komplikationen“ genannt werden, können den Wert einer Uhr beträchtlich steigern. Solche Zusatzfunktionen sind beispielsweise ein ewiger Kalender, die Angabe von Schaltjahren, Stoppuhrfunktionen oder die Anzeige der Mondphasen. Als besonders herausragend gilt das Tourbillon, eine kunstvolle Vorrichtung, welche die Ganggenauigkeit bei Bewegungen erhöhen soll und eine hohe ästhetische Ausstrahlung besitzt. Wenn die Uhr mit einem durchsichtigen Glasboden ausgestattet ist, wird das Tourbillon als ein winziger „Käfig“ (oder als ein würfelförmiges Geflecht) sichtbar, der das Uhrwerk fort- laufend in Drehungen umkreist. Solche Merkmale lassen sich nur durch eine äußerst ausgefeilte Mechanik verwirklichen. Sie sollten bedenken, dass die so genannten skelettierten Uhrwerke, die eine besondere Faszination auf den Betrachter ausüben, kleinteilige Handarbeit unter der Lupe sind, wobei einige Zahnrädchen weniger als ein Millimeter groß sind. Eine der bekanntesten und begehrtesten Uhren der Welt ist die Rolex Daytona. Obwohl der namensgebende Ort Daytona eher als das „Mallorca der USA“ für trinkwütige Erstsemester bekannt ist, hat die Benennung nicht geschadet: Dank des Paul-Newman-Ziffernblatts konnte die Uhr immer eine große Nachfrage für sich verbuchen. Der bekannte Schauspieler Paul Newman trug sie 1969 in dem Film „Winning“. Ende der achtziger Jahre konnte konnte man die Rolex Daytona noch für schlappe 900 DM erstehen. Inzwischen kostet das Chronometer mehr als 100.000 Euro. Ein anderes markantes Beispiel ist die IWC Mark XI“, eine geschichtsträchtige Fliegeruhr der Royal Air Force, die im Jahr 1948 in Stahl gefertigt auf den Markt kam. Wer 1985 zugriff, konnte sie für erschwingliche 150 DM erwerben. Heute müsste man für die Fliegeruhr 4.400 Euro hinblättern. Eine ähnliche Erfolgsgeschichte kann die Patek Philippe Referenz 3448 Ewiger Kalender“ vorweisen, die in 18 Karat Gold geprägt wurde. 1993 wurde sie bereits für 32.000 DM gehandelt. Heutzutage müssen Sammler 120.000 Euro für sie aufwenden. Überaus begehrt sind die „Nautilus“-Modelle von Patek Philippe, die einen Listenpreis von 30.000 Euro haben. Schon nach kurzer Zeit verdoppelte sich der Wert. Auch wenn Sie über das nötige Kleingeld verfügen, um sich ein solches Chronometer leisten zu können, müssen sie bei vielen Händlern mehrere Jahre warten. Käufer, die eine Rolex Daytona wollen, müssen sieben Jahre beim Hersteller antichambrieren, und auch die Uhren von Patek Philippe erfordern mit fünf Jahren einiges an Contenance. In Krisenzeiten gehen die Uhren aber schon manchmal nach wenigen Monaten über den Ladentisch.

Nur wenige Uhren erzielen wirklich eine hohe Rendite


Inzwischen werden Uhren Rennfahrern und Schauspielern gewidmet, was bei den Fans für hohe Begeisterung und Nachfrage sorgt. Audemars Piguet widmete den Rennfahrern Juan Pablo Montoya und Rubens Barrichello ein eigenes Modell im Rahmen der Serie „Royal Oak Offshore“. Für besonderes Aufsehen sorgt jedoch ein Edelchronometer, das Arnold Schwarzenegger gewidmet ist. Neu kam das „Terminator“- Modell auf 15.000 Euro. Schon kurze Zeit später mussten Sammler dafür 40.000 Euro hinlegen. Jedoch gilt einschränkend: Nur wenige Uhren erzielen wirklich eine hohe Rendite. Sie müssen sich auf die herausragenden und begehrten Modelle der gefragtesten Uhrenhersteller fokussieren. Insbesondere Uhren aus den sechziger Jahren ziehen deutlich an. Aber die Preise sind für die meisten Anleger ohnehin zu hoch. Etliche Modelle verlieren sogar im Lauf der Zeit an Wert; vor allem unmittelbar nach dem Kauf sinkt der Wert einer Uhr um rund ein Drittel. Die Gefahr, dass Sie einen unattraktiven Ladenhüter kaufen, ist größer, als man denkt. Vor allem sollten Sie das Design der Uhr in Ihre Überlegungen mit einbeziehen. Der Geschmack wandelt sich schnell, und ein exotisches Design kann schon Jahre danach verpönt sein. Schlichte, zeitlose Eleganz ist eher gefragt. Insgesamt ist die Rendite bei Uhren durchaus interessant: Spitzenmodelle kommen auf eine Wertsteigerung von jährlich acht bis zehn Prozent. Bedenkt man das hohe Risiko beim Kauf und die Gefahr, einen Ladenhüter zu erwerben, dann ist das Uhrensammeln mehr ein nettes Steckenpferd für Menschen, die sich an den tickenden Preziosen erfreuen, als ein attraktives Investment. Zusammenfassend kann man sagen: Uhren sind als Wertanlage eher nicht ratsam, auch wenn sie durchaus dem Aktienmarkt Paroli bieten können. Die richtige Uhr zu wählen setzt voraus, dass Sie sich intensiv und fundiert mit dem Uhrenmarkt befassen. Eine Uhr sollte man zudem mindestens fünf bis zehn Jahre halten. Pro Jahr werden Uhren im Wert von 17,5 Mrd Euro aus der Eidgenossenschaft in alle Länder ausgeführt. Die weltgrößte Messe für die tickenden Kostbarkeiten findet jährlich in Basel auf der „Baselworld“ statt. Das Wachstum der Branche im Bereich der teuren Uhren beträgt rund 25 Prozent.

Es müssen nicht immer Aktien sein. Wir stellen in einer Serie einige alternative Geldanlagen vor. Unsere Beispiele stammen aus dem Buch „Ungewöhnliche Wertanlagen“, das beim UVK Verlag erschienen ist. Der Autor Gerald Pilz ist Dozent an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Autor zahlreicher Bücher über Finanz- und Börsenthemen

Bislang in dieser Serie veröffentlicht: Whisky / Wein

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