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Aktien „Adidas ist ein Sonderfall“

Adidas-Fußballschuhe: Die EM beeinflusst den Absatz des Sportartikelherstellers
Adidas-Fußballschuhe: Die EM beeinflusst den Absatz des Sportartikelherstellers
© Getty Images
Aktienexperte Daniel Saurenz erklärt, welche Aktien von Sport-Events profitieren und warum bei Adidas andere Faktoren eine Rolle spielen.

Daniel Saurenz betreibt das Investment- und Anlageportal Feingold Research. Der Journalist hat unter anderem für Börse Online und die Financial Times Deutschland geschrieben

Capital: Haben Sie sich mit Blick auf die Fußball-EM schon mit Adidas-Aktien eingedeckt?

DANIEL SAURENZ: Das hätte ich vielleicht tun sollen. Normalerweise ist es bei Adidas so, dass die Aktie bis drei Monate vor einer Fußball-EM oder WM gut läuft, ungefähr ab Spätherbst des Vorjahres. Kurz vor dem Anpfiff ist dann die Luft raus. Dieses Jahr gab es allerdings einen Sondereffekt: Investoren haben den Wechsel von Kasper Rorsted in den Unternehmensvorstand im August vorweggenommen und den Aktienkurs schon früher in die Höhe getrieben. Ich halte die gegenwärtige Bewertung bei Adidas für ambitioniert, weil Adidas immer noch Probleme hat. Der Sondereffekt verzerrt aber den Effekt durch die anstehende EM.

 

Gibt es diesen Effekt bei allen Sponsoren?

 

Adidas ist ein Sonderfall, weil die EM den Absatz von Adidas-Produkten wie Trikots und Fußballschuhen direkt beeinflusst. Anderen Großsponsoren wie Continental, die Premium-Partner der diesjährigen EM sind, geht es eher um einen Imagegewinn. Die Meisterschaft hat bei ihnen kaum Auswirkungen auf den Umsatz. Die Kurseffekte fallen dementsprechend geringer aus. Interessant ist: Wenn es ein großes Fußballereignis gibt, profitieren nationale Sponsoren meist überproportional, also stärker als die Großsponsoren aus dem Ausland. Bei der Fußball-WM 2006 haben Bitburger oder die Radeberger-Gruppe natürlich in Deutschland deutlich mehr Bier verkauft als Großsponsor Budweiser. Bitburger ist allerdings nicht börsennotiert.

Welche Sport-Ereignisse schaffen es, die Kurse zu bewegen?

 

Die großen. Fußball-EM und WM gehören auf jeden Fall dazu, auch die Olympischen Spiele.

 

Viele Analysten gehen davon aus, dass große Sport-Events der Wirtschaft des Gastgeberlandes Rückenwind verschaffen, und damit auch dem heimischen Aktienmarkt. Was ist dran an dieser Theorie?

 

Diese Analysten dürfen sich gern die Wirtschaftsdaten aus Brasilien anschauen. Von der Fußball-WM in Brasilien vor zwei Jahren hat vor allem die Fifa profitiert. Im Land stehen jetzt riesige Stadien herum, die niemand nutzt und die enorme Folgekosten verursachen. Hinter die Frage, ob die WM Brasilien genützt hat, muss man ein ganz großes Fragezeichen machen. Darüber hinaus gibt es immer wieder sportliche Großereignisse in Ländern, in denen man die Auswirkungen auf die Wirtschaft wegen der schlechten Datenlage überhaupt nicht messen kann. Zum Beispiel Katar, Ausrichter der Fußball-WM im Jahr 2022: Das Land ist eine Blackbox. Ob Russland von den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 profitiert hat, weiß ebenfalls niemand, nach harten Kosten sicherlich nicht.

 

Wenn Anleger mit Blick auf die EM investieren wollen, dann also gezielt in einzelne Aktien. Aber ist es überhaupt sinnvoll, eventorientiert anzulegen?

 

Nein, das ist grundsätzlich nicht sinnvoll. Schon das Timing wäre extrem wichtig, das kann schnell schiefgehen. Wer zum Beispiel jetzt in Aktien aus Brasilien investieren will, weil dort im Sommer die Olympischen Spiele stattfinden, steigt möglicherweise zu einem schlechten Zeitpunkt ein. Investoren haben in den vergangenen Monaten in der Hoffnung auf einen Regierungswechsel die Kurse brasilianischer Aktien in die Höhe getrieben, seit Januar hat Brasiliens Aktienmarkt um fast 50 Prozent zugelegt. Der Vorschuss für Olympia ist da schon mit eingepreist. Für antizyklische Anleger sind brasilianische Aktien jetzt kurzfristig eher uninteressant.

 

 

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