Sie warnten früh vor einer Invasion, wurden aber nicht erhört. Inzwischen haben sich Russlands Elite-Technokraten mit dem Krieg arrangiert – und halten Putin den Rücken frei
Einige Wochen vor dem Großangriff auf die Ukraine bekam Wladimir Putin Besuch. Hochrangige Wirtschaftsexperten reisten in die Residenz des russischen Präsidenten nach Nowo-Ogarjowo, um ihn über die möglichen Folgen westlicher Sanktionen zu informieren.
Vor Putin hielt Herman Gref, der Chef des staatlichen Kreditinstituts Sberbank, eine 39-seitige Präsentation, in der er den Präsidenten vor den katastrophalen Folgen warnte, die eine Eskalation der Spannungen zwischen der Ukraine und Russland bedeuten würde. Gref und Putin kennen sich gut aus gemeinsamen Tagen im Sankt Petersburger Rathaus. Dem Banker eilt der Ruf voraus, die vielleicht liberalste Stimme in Putins Kreisen zu sein – und seine Meinung offen zu äußern.