Marco Achenbach arbeitete schon bei Lamy, als sich der japanische Konzern Mitsubishi Pencil vor rund 15 Jahren für die Traditionsmarke interessierte. Die Gespräche führte damals noch Manfred Lamy, der den Heidelberger Schreibgerätehersteller groß gemacht hatte, unter vier Augen. Doch am Ende kam man nicht zusammen. Mitsubishi habe danach weiterhin Interesse an Lamy gezeigt, sagt Achenbach, der heute Leiter der Produkt- und Markenstrategie ist. Manfred Lamys Kinder verkauften die Firma dann 2024 an die Japaner.
Unter dem neuen Mutterkonzern, der nichts mit dem gleichnamigen Autohersteller zu tun hat, soll nun die Internationalisierung kräftig ausgebaut werden. Bislang macht das Unternehmen, das im Jahr rund sieben Millionen Füller und Kugelschreiber im gehobenen Preissegment verkauft, etwa die Hälfte seines Geschäfts außerhalb Europas. Allerdings sei Lamy noch „eine deutsche Marke“, sagt Achenbach. Bei den Produkten richtete man sich bisher nach den Vorlieben der Konsumenten im Heimatmarkt – und setzte darauf, dass sie auch anderswo funktionieren.
„Der Vertrieb ist für Lamy der Schlüssel, um zu wachsen“
In Kooperation mit Mitsubishi Pencil soll es auch Neuentwicklungen geben, die auf die Eigenheiten und Kundenwünsche in einzelnen Märkten zielen. Dabei geht es neben Japan vor allem um China, Südkorea und die USA. Lamy profitiere von der Entwicklungskompetenz des neuen Eigentümers, sagt Achenbach. „Ziel ist es, Innovationen von Mitsubishi Pencil bei Lamy zu integrieren.“ Als erstes Ergebnis präsentierte Lamy einen Kugelschreiber mit einer Mine mit schnell trocknender Tinte von Mitsubishi – zuerst nur in Japan.
Darüber hinaus sollen die Japaner die Tochter aus Deutschland unterstützen, indem sie über ihr dichtes internationales Vertriebsnetz auch Lamy-Produkte verkaufen. Als Lamy noch eigenständig war, setzte die Firma im Ausland auf externe Distributionspartner, auf die sie nur wenig Durchgriff hatte. Mitsubishi Pencil verfügt dagegen in vielen wichtigen Märkten über einen eigenen Vertrieb. Allein in Japan, wo die Marke Lamy seit Langem beliebt ist, gibt es dafür 2000 Mitarbeiter.
„Der Vertrieb ist für Lamy der Schlüssel, um zu wachsen“, sagt Achenbach. Dies gilt umso mehr, als der Markt für klassische Schreibgeräte unter dem Druck der Digitalisierung schrumpft. In der Branche herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb mit hohem Konsolidierungsdruck. Vor Lamy hatten auch schon andere Wettbewerber ihre Eigenständigkeit verloren.
Dagegen sehen die Pläne von Mitsubishi Pencil vor, dass die deutsche Tochterfirma wieder wächst – indem sie Marktanteile gewinnt. In den kommenden zehn Jahren soll der Umsatz, der 2023 nur noch bei rund 75 Mio. Euro lag, auf deutlich mehr als 100 Mio. Euro klettern. Achenbach verweist darauf, dass es für Mitsubishi Pencil als börsennotiertes Unternehmen am Ende auf harte Zahlen ankommt: „Sich nur mit einer neuen schönen Marke zu schmücken reicht nicht aus.“
Unternehmen
1930 gründete C. Josef Lamy in Heidelberg eine Fabrik für Füllfederhalter. Sein Sohn Manfred machte Lamy als Designmarke ab den 1960er-Jahren weltweit bekannt. Nach dessen Tod verkaufte die Familie das Unternehmen Anfang 2024 an den japanischen Schreibwarenkonzern Mitsubishi Pencil. Der Umsatz von Lamy lag 2023 bei rund 75 Mio. Euro.