Wenn Tino Mocken, einer der Chefs und Eigentümer der Valensina-Gruppe, über sein Stammgeschäft spricht, zieht er zur Veranschaulichung eine Parallele. Die Lage auf dem Saftmarkt sei ähnlich wie beim Bier, sagt Mocken: Früher wurde mehr getrunken, wer als Hersteller bestehen will, muss sich an die veränderten Konsumgewohnheiten anpassen.
Über Jahrzehnte hat Valensina nur Säfte verkauft, vor allem Orangensaft. Die Werbespots, in denen der Gründer und frühere Eigentümer Rolf Dittmeyer als „Onkel Dittmeyer“ selbst auftrat, wurden Kult. Doch zuletzt sank auch in Deutschland, einem der größten Saftmärkte weltweit, der Pro-Kopf-Konsum.
Vor sieben Jahren hat das Familienunternehmen aus Mönchengladbach daher begonnen, die Marke zu erweitern – zunächst behutsam mit einem Fruchtsaft für Kinder. „Wir sind uns sicher, dass die Marke mehr kann als Saft“, sagt Valensina-Marketingchef Marvin Mettelsiefen. Seit 2024 ist der Safthersteller, der wie seine Wettbewerber mit steigenden Kosten wegen schlechter Ernten zu kämpfen hat, gleich in mehrere komplett neue Getränkekategorien eingestiegen. Mittlerweile gibt es von Valensina Eistee, Limonaden, Schorlen, sogar einen Energydrink. Dabei, sagt Mettelsiefen, basierten alle diese Getränke auf dem Kern der Marke: einem fruchtigen Geschmack.
Bei den neuen Kategorien gehe es stets um ein „Austarieren“, sagt Geschäftsführer Mocken, dessen Vater Wilfried die Marke Valensina 2001 übernommen hat. Die Stammkunden, die zum Frühstück gern Orangensaft trinken, sollen ihnen schließlich treu bleiben. Bei den Energydrinks etwa, die am weitesten entfernt vom Markenkern sind und völlig andere Kunden ansprechen als die Säfte, wurde daher eine Submarke namens Vaboo eingeführt. Ob ein fruchtiger Energydrink funktioniert und Valensina vom Wachstum in diesem Segment profitieren kann, wollen sie nun ausprobieren.
Schon heute spielen die Getränkesorten, die das Sortiment zuletzt erweitert haben, für das Unternehmen eine wichtige Rolle. Nach Mockens Angaben stehen Eistee, Limonaden und Schorlen bereits für rund 30 Prozent des Absatzes bei der Kernmarke Valensina – Tendenz steigend. Zudem spricht die Marke damit ganz andere Zielgruppen an als mit ihrem Stammprodukt: Während die Säfte vor allem von Konsumentinnen über 35 Jahre gekauft werden, ist Eistee ein Trendgetränk bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen. Um jene Altersgruppen zu erreichen, die die Werbung mit „Onkel Dittmeyer“ nicht mehr kennen, setzt Valensina neuerdings verstärkt auf Tiktok, Instagram und Influencer.
Auch bei der Produktpalette soll es noch weitere Neuheiten geben. Für das kommende Jahr plant Mocken den Einstieg in eine weitere Getränkekategorie, begleitet von einem Markenrelaunch. Welche das ist, will der Valensina-Chef, der früher einmal für Coca-Cola gearbeitet hat, noch nicht verraten. Eine Cola dürfte es aber wohl nicht sein.
Unternehmen
Valensina wurde 1963 als Marke eingetragen. 1984 verkaufte Gründer Rolf Dittmeyer sie an Procter & Gamble, 1998 kaufte er Valensina zurück. Nach einer Insolvenz übernahm die Firma Sportfit der Familie Mocken 2001 die Marke. Die Valensina-Gruppe in Mönchengladbach, zu der weitere Getränkemarken gehören, machte zuletzt 260 Mio. Euro Umsatz.