Bei seinem ältesten Sohn, der bald in die erste Klasse kommt, hat Florian Sieber den Test jüngst bestanden. Um für den Junior einen Schulranzen auszusuchen, fuhr Sieber, Chef des Spielwarenunternehmens Simba Dickie, mit ihm in den Showroom, in dem die Konzerntochter Undercover ihre Ranzen und Schultaschen ausstellt. Seinem Sohn habe ein Tornister auf Anhieb gefallen, erzählt Sieber – ein Ranzen der Marke Scout, die seit 2024 zu dem Familienunternehmen aus Fürth gehört.
Als Sieber in den 90er-Jahren in die Schule ging, hatte er selbst einen Scout. Es waren die goldenen Zeiten der Traditionsmarke, die damals den Markt in Deutschland beherrschte. Für viele Schulkinder gehörte der Scout einfach dazu.
Doch zuletzt sank das Ansehen des einstigen Erfolgsprodukts. Der frühere Eigentümer habe sich „zu stark auf die bekannte Marke verlassen“, sagt Sieber. Trends wurden verschlafen, Innovationen verpasst – bei Design, Motiven, Ergonomie und Gewicht. Im hochpreisigen Bereich, in dem Scout positioniert ist, eroberten neue Anbieter wie Ergobag die Herzen von Kindern und Eltern. Der einstige Platzhirsch rutschte auf Platz drei, der Marktanteil sank Richtung zehn Prozent.
Für Scout war es schon eng, als Simba Dickie Ende 2023 die Markenrechte übernahm – auf Vermittlung des Wirtschaftsprüfers, der sowohl für den damaligen Scout-Eigner als auch für Simba Dickie arbeitete. „Es musste schnell gehen“, sagt Sieber, dessen Unternehmen mit zuletzt 710 Mio. Euro Umsatz schon etliche bekannte Spielzeugmarken eingesammelt hat: Bobby Car, Majorette, Märklin. Für Scout verantwortlich ist jetzt die Firma Undercover – ein Spezialist für Rucksäcke, Taschen und anderen Schulbedarf, an dem Simba Dickie die Mehrheit hält.
Scout muss aufholen
Unter dessen Regie soll Scout zu alter Stärke geführt werden. Von einem „neuen, modernen Anstrich“ für die Ranzen spricht Undercover-Chef Michael Fortdran. Dabei gehe es um Farben und Design, aber auch um Accessoires wie Leuchtstreifen, Magnetschlösser oder Patches – austauschbare Anstecker mit Motiven, mit denen die Besitzer die Tornister aufhübschen können. Für einen zeitgemäßen Auftritt sollen auch Kooperationen mit Influencern sorgen.
Die ersten Schulranzen, die die neue Handschrift tragen, sollen Ende des Jahres in den Fachhandel kommen, die erste komplett eigene Kollektion 2026. Der Markt für Schulranzen ist stark national ausgerichtet, in Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo Scout präsent ist, kommen jedes Jahr rund eine Million Kinder neu in die Schule.
Als Ziel haben Sieber und Fortdran zunächst ausgegeben, den Abstand zu den Wettbewerbern zu verringern. „Wir müssen Vertrauen schaffen“, sagt Sieber. „Langfristig wollen wir dann wieder Marktführer werden.“ Für Simba Dickie soll der Zukauf jedenfalls mehr sein als eine weitere Marke in der Sammlung: „Für uns geht es nicht nur um ein bisschen Spielgeld.“
Unternehmen
Die Marke Scout wurde 1975 von der Pfälzer Firma Alfred Sternjakob eingeführt. 1990 wurde diese von der Steinmann-Gruppe aus Nürnberg übernommen. Anfang 2024 kaufte der Fürther Spielwarenriese Simba Dickie die Markenrechte. Vor der Übernahme lag der Umsatz des Scout-Eigentümers zuletzt bei weniger als 10 Mio. Euro.