Sie heißen beide Bär, wurden beide im elterlichen Unternehmen groß, beide verkaufen Schuhe mit mehr Platz für die Zehen, die auf der Erfindung ihres Vaters basieren. Aber mittlerweile sitzen Christof und Sebastian Bär in verschiedenen Büros: Christof in der Firmenzentrale von Bär in Bietigheim-Bissingen. Sein jüngerer Bruder Sebastian in Ludwigsburg, wo er seine Laufschuhmarke Joe Nimble angesiedelt hat.
Vor wenigen Wochen haben die Brüder, denen das Unternehmen bis dahin je knapp zur Hälfte gehörte, einen eher seltenen Schritt vollzogen: eine Teilung in zwei eigenständige Firmen. Seitdem führt Christof das Stammgeschäft von Bär mit bequemen Alltags- und Barfußschuhen weiter. Sein Bruder übernahm die Tochtermarke Joe Nimble, die er in den vergangenen Jahren in einer Art internem Start-up ausgebaut hatte. Mithilfe einer Crowdsourcing-Kampagne entwickelte Sebastian Bär, selbst passionierter Marathonläufer, einen Laufschuh, der die Funktion der großen Zehe unterstützt. Zielgruppe: ambitionierte Sportler.
„Die Marken haben sich immer weiter auseinanderentwickelt“, begründet Christof Bär die Trennung – nicht nur, was die Zielgruppen angehe. Auch Synergien gebe es kaum mehr: So werden die Schnürschuhe, Sneaker oder Wanderstiefel der Marke Bär in der eigenen Ledermanufaktur in Indien produziert. Dagegen sind die Laufschuhe von Joe Nimble aus anderem Material und werden bei einem Partner in Vietnam gefertigt. Auch der Vertrieb unterscheidet sich: Joe Nimble setzt vor allem auf Onlinekanäle. Bär betreibt in Deutschland 22 eigene Filialen.
Für Sebastian Bär kommt noch etwas anderes hinzu: Zwar wächst seine Runningmarke schneller als das Stammgeschäft – wenn auch ausgehend von einem deutlich niedrigeren Umsatzniveau als die rund 25 Mio. Euro bei Bär. Allerdings fordert der Newcomer in seinem dynamischen und umkämpften Segment globale Dickschiffe wie Nike oder Adidas heraus. Als eigenständiges Unternehmen könne sich Joe Nimble dabei „agiler“ bewegen, sagt er.
Ebenfalls eine Rolle, sich zu trennen, spielten familiäre Gründe – nicht weil die Brüder nicht mehr miteinander können, sondern weil sie sich die Frage stellten, ob das Unternehmen auf Dauer zwei Familienstämme versorgen kann. Christof Bär, dessen Kinder älter sind, macht sich bereits Gedanken über die Nachfolge. Er wolle den Generationswechsel schneller vollziehen als damals sein Vater, sagt er. Auch dafür sei die Aufteilung vorteilhaft.
Aus all diesen Gründen reifte bei den Brüdern bereits in den vergangenen Jahren die Entscheidung, nicht nur die Marken zu trennen, sondern das gesamte Unternehmen. Von einem „kompletten Cut“ spricht Sebastian Bär – auch bei der IT und Logistik. Dass die beiden Marken die gleichen Wurzeln haben, können Kunden heute nur noch an Kleinigkeiten sehen: In den Shops von Bär etwa gibt es noch einen Bereich mit den Laufschuhen von Joe Nimble.
Unternehmen
Der Ingenieur Christian Bär und seine Frau Hilke gründeten den Schuhhersteller 1982 in Bietigheim-Bissingen. 2002 holten sie ihre Söhne Christof und Sebastian in die Geschäftsführung. Vor Kurzem wurde das Unternehmen mit den Marken Bär und Joe Nimble aufgespalten. Die Marke Bär macht rund 25 Mio. Euro Umsatz, Joe Nimble 5 Mio. Euro.