Die gute Nachricht: In Deutschland sind die Treibhausgas-Emissionen im vergangenen Jahr nach Schätzung des Umweltbundesamtes weiter gesunken – um 8,7 Prozent auf rund 739 Millionen Tonnen. Die schlechte Nachricht: Das reicht längst nicht, der CO2-Ausstoß muss mehr und schneller reduziert werden. Die EU-Kommission macht mit ihrem schärferen Klimaschutzprogramm „Fit-for-55-Paket“ Druck. Und auch das Bundesverfassungsgericht fordert vom Bund ambitioniertere Ziele, um künftige Generationen zu schützen.
Soll das gelingen, müssen alle Wirtschaftszweige ihren Beitrag leisten. Jedes Unternehmen – egal ob Hersteller, Dienstleister oder Onlineplattform – steht dabei unter verschärfter Beobachtung von Politik, Investoren, Konsumenten.
Dafür braucht es Zahlen, Daten, Fakten – konkret und nachvollziehbar. Die gibt es bislang nicht in einem klar vereinbarten, verpflichtenden und einheitlichen Rahmen wie etwa bei der Bilanzberichterstattung. Deshalb hat Capital damit begonnen, die Emissionsdaten deutscher Unternehmen zu ermitteln und zu vergleichen. Die Datenanalysten von Statista haben dafür im vergangenen Jahr die CO2-Emissionsdaten von 2000 börsennotierten Konzernen, großen Mittelständlern und Familienunternehmen zusammengetragen und verglichen. Im Zentrum der Studie steht die Frage, welchen Unternehmen es gelingt, CO2-Emissionen zu reduzieren, ohne dadurch Umsatz- oder Produktionswachstum einschränken zu müssen. Das Ziel lautet: ökonomisches Wachstum bestmöglich mit ökologischen Zielen zu vereinbaren.
Auf dieser Basis haben wir Anfang des Jahres erstmals „Deutschlands klimabewusste Unternehmen“ gekürt. Die Ergebnisse sehen Sie in diesem Überblick .
Spitzenreiter Zalando hat seine CO2-Emissionen innerhalb von vier Jahren um 40,9 Prozent reduziert. Unter den 100 besten Unternehmen im Ranking verringerte auch der Gartengerätehersteller Gardena, die Versicherung Barmenia und der Elektronikhändler Ceconomy ihre Eigenemissionen in Relation zum Umsatz um ein Drittel. Knapp ein Drittel aller Unternehmen kam auf eine CO2-Reduktion von bis zu 15 Prozent.
Strengere Kriterien
Da geht noch mehr. Wir werden das Ranking fortführen, starten nun in die nächste Runde – legen in diesem Jahr aber noch strengere Maßstäbe an.
Denn in der bisherigen Berechnung haben wir den Fokus auf die direkten Eigenemissionen der Unternehmen gelegt: Das sind die direkt mit der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen entstandenen Emissionen (so genannter „Scope 1“-Wert) sowie die in Zusammenhang mit dem Stromverbrauch entstandenen Treibhausgase („Scope 2“-Wert). Daneben tragen viele Firmen aber auch die Verantwortung für indirekte Emissionen (Scope-3-Werte), die etwa durch die Anlieferung von Rohstoffen oder durch Auslieferungen von Waren verursacht werden. Solche Daten weisen viele Unternehmen bislang nicht oder nur unzureichend aus.
Wir wollen in unserer Berechnung fortan alle Bemühungen belohnen, die dazu beitragen auch diese Scope-3-Daten transparent zu erfassen und zu optimieren. Deshalb wird die bisherige Berechnung der Emissionsintensität (die sogenannte Compound Annual Reduction Rate – CARR) mit einer Gewichtung von 80 Prozent in das Ergebnis einfließen. Die restlichen 20 Prozent werden für die Qualität der Scope-3-Werte vergeben: je nachdem ob, seit wann und in wie vielen Kategorien sie bilanziert werden, ob es entsprechende Ratings gibt (Carbon Disclosure Project - CDP) und ob bereits anspruchsvollere Klimaziele (Sciences Based Target Initiative - SBTI) verankert sind.
Teilnahme erwünscht
Auch in diesem Jahr wird Statista die relevanten Daten aktiv recherchieren; zudem wollen wir allen Unternehmen und Organisationen die Möglichkeit geben, ihre Daten selbst für diese Studie einzureichen. Nehmen Sie sich dafür ein paar Minuten Zeit, um diesen Registrierungsfragebogen ausfüllen .
Die Teilnahme ist unentgeltlich – und bis Ende Oktober möglich.
Mehr dazu unter: https://de.statista.com/page/klima-deutschland