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Super Tuesday Super Tuesday: die wichtigsten Zahlen des US-Vorwahlkampfs

Duell am "Super Tuesday": Die demokratischen Kandidaten Bloomberg, Warren, Sanders und Biden (v. l. n. r.)
Duell am "Super Tuesday": Die demokratischen Kandidaten Bloomberg, Warren, Sanders und Biden (v. l. n. r.)
© dpa
Heute findet in den USA der „Super Tuesday“ statt: Danach wird es im Kandidatenrennen der Demokraten vermutlich etwas mehr Klarheit geben. Diese Zahlen sollte man im Wahlkampf im Blick behalten

Am heutigen Dienstag findet der sogenannte „Super Tuesday“ statt – er gilt als Richtungsentscheidung für die US-Wahlen im November. Denn an diesem Termin werden die Demokraten gleich in 14 Staaten über ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl im Herbst entscheiden. Final wird die Demokratische Partei zwar erst im Juli den Herausforderer für US-Präsident Donald Trump küren, doch der „Super Tuesday“ gilt als wichtige Vorentscheidung: Rund ein Drittel aller Delegierten für den Nominierungsparteitag werden hier bestimmt.

Wer das Rennen macht, ist derzeit noch offen. Der Zweikampf zwischen Bernie Sanders und Joe Biden hat durch die jüngste Vorwahl in South Carolina eine neue Dynamik bekommen. Und auch Michael Bloomberg, der sich am „Super Tuesday“ erstmals zur Wahl stellt, hat noch Chancen, ebenso wie Elisabeth Warren.

Am Tag danach wird aber wohl zumindest eine klarere Tendenz erkennbar sein. Dann dürfte der eigentliche Wahlkampf gegen Amtsinhaber Donald Trump endlich an Fahrt gewinnen. Wer das Rennen um das Weiße Haus in den kommenden Monaten ganz genau im Blick behalten will, sollte auf die folgenden Indikatoren besonders achten.

#1 Zustimmungsraten

Ein wichtiger Anhaltspunkt für die Wahl im November sind natürlich die Zustimmungsraten des Präsidenten. Da es viele verschiedene Umfragen hierzu gibt - und hier mitunter gerne die Umfrage gegriffen wird, die gerade zur eigenen Meinung passt - empfiehlt es sich, auf den von Realclearpolitics.com erhobenen Durchschnitt aller Umfragen zu Trump zu schauen. Der Blick auf diese Zahlen wird manch einen überraschen: Denn angesichts der vielen Geschichten über Trumps treue und begeisterte Fan-Basis entsteht vermeintlich der Eindruck eines sehr beliebten Präsidenten. Nüchtern betrachtet, auf die gesamte Wählerschaft bezogen, ist das falsch.

Tatsächlich lehnte ihn während seiner gesamten Amtszeit stets die Mehrheit der US-Amerikaner ab. Nur kurz nach seiner Wahl zum Amtsantritt gab es einmal ein Patt aus 44 Prozent Zustimmung und 44 Prozent Ablehnung. Danach ging es bergab mit seinen Zustimmungswerten - bis sie sich zuletzt in einem erstaunlich stabilen Korridor eingependelt haben. Aufgrund des speziellen Wahlsystems und der Verengung auf wenige entscheidende Staaten kann Trump eine Wiederwahl zwar theoretisch auch mit schlechten Zustimmungswerten schaffen. Diese Ausgangslage macht eine zweite Amtszeit allerdings wohl mindestens schwieriger, als mancher derzeit glaubt.

#2 Historische Perspektive

Interessant ist in puncto Beliebtheit auch der Vergleich zu früheren Präsidenten, den der bekannte Datenjournalist Nate Silver auf seiner Seite fivethirtyeight.com veröffentlicht. Hier wird das historische Ausmaß von Trumps Unbeliebtheit deutlich: Kein Präsident der Nachkriegszeit hatte so kontinuierlich so wenig Zustimmung. Bemerkenswert auch: Normalerweise waren Präsidenten während ihrer Amtszeit mal sehr beliebt, dann ging es bergab, dann erholten sich ihre Zustimmungsraten wieder. Nicht so bei Trump: Er ist einfach durchweg unbeliebt.

Das untermauert in Zahlen den Eindruck, den man derzeit ohnehin von den USA hat: verhärtete Lager auf beiden Seiten. Bei den meisten steht die Meinung über Trump offenbar fest - seine Fans sind treu und eingefleischt, doch ebenso zementiert ist die Ablehnung seiner Gegner. Und der historische Vergleich zeigt noch etwas anderes: Die Präsidenten, die wiedergewählt wurden, waren zumindest zum Zeitpunkt der Wiederwahl bei mindestens 50 Prozent Zustimmung. Etwas, was Trump bislang – anders als all seine Vorgänger - in seiner gesamten Präsidentschaft noch nicht einmal geschafft hat. Seine Zustimmung blieb immer unter 50 Prozent. Die große Frage für die kommenden Monate ist also: Kann ein Präsident mit so schlechten Zustimmungswerten wirklich das Weiße Haus verteidigen? Und wenn nicht, was kann Trump noch tun, um seine Beliebtheit bis November deutlich zu steigern?

#3 Einnahmen und Ausgaben im Wahlkampf

Lässt sich Beliebtheit kaufen? Geld ist im US-Wahlkampf seit jeher ein wichtiges Kriterium. Es gewinnt nicht unbedingt immer der Kandidat mit der größten Kasse, aber sie hilft enorm beim Schalten von Fernsehspots, bei der Suche nach guten Wahlkampfmanagern und auch beim ganz klassischen Klinkenputzen. Wie der laufende Vorwahlkampf der US-Demokraten zeigt, wird Geld auf sehr unterschiedliche Weise eingeworben. Kandidaten wie Bernie Sanders setzen auf Unmengen von Kleinspenden, Joe Biden auf eine Art Zwischenlösung zwischen Klein- und Großgebern – und der Multimilliardär Michael Bloomberg nimmt gar keine fremde Hilfe an, sondern finanziert alles selbst. Bloomberg und der ebenfalls superreiche Tom Steyer liegen bei der Kriegskasse bisher weit vorne. Hier finden Sie Zahlen dazu .

#4 Ausgaben für Anzeigen

Noch deutlicher werden die Unterschiede bei den Ausgaben für Anzeigen, in denen Bloomberg alle anderen Kandidaten bei weitem übertrumpft. Er kann sich leisten, TV-Spots in Bundesstaaten zu schalten, in denen noch gar keine Vorwahlen stattfinden. Und er spricht lokale politische Themen oft einzeln an, statt einheitliche Spots übers Land zu streuen. Das kostet. US-Präsident Donald Trump, ausgestattet mit einer gewaltigen Kriegskasse, ist noch nicht in den offiziellen Wahlkampf eingestiegen. Sollte es zu einer Entscheidung zwischen ihm und Bloomberg kommen, dürfte es eine Geldschlacht geben, wie sie selbst die USA noch nie erlebt haben. Doch selbst wenn Bloomberg als Kandidat das Handtuch wirft, wird es vermutlich zu einer historischen Geldschlacht kommen. Denn Bloomberg hat angekündigt, dass er so oder so den Gegenkandidaten Trumps massiv unterstützen wird. Der Datenjournalist Nate Silver verfolgt die Anzeigenausgaben hier auf seiner Seite Fivethirtyeight .

#5 Wirtschaftsdaten

"It's the economy, stupid!" - diese Weisheit in der US-Politik ist uralt. Letztlich, so die gängige Meinung, werden Wahlen in den USA vor allem über Jobaufbau und die Lage der Wirtschaft entschieden. Es empfiehlt sich, in den kommenden Monaten auf die Arbeitslosenzahlen zu schauen - wenngleich diese ein nachlaufender Indikator für die Konjunktur sind. Ebenso aufschlussreich für die Stimmung der US-Wirtschaft, vor allem mit einem Blick nach vorne, sind die Umfragen unter den Einkaufsmanagern . Hier hat Donald Trump eine sehr gute Ausgangslage. Der Wirtschaft geht es so gut wie lange nicht. Noch. Denn ein derzeit noch völlig unwägbarer Faktor ist das Coronavirus. Der für seine pessimistischen Prognosen bekannte Star-Ökonom Nouriel Roubini hat bereits verkündet, dass dies Trump seine Wiederwahl kosten wird . Doch genauso gut könnte die Wahl just in einer Rebound-Phase der Wirtschaft nach scharfem Einbruch zuvor fallen. Ausgang derzeit noch völlig offen. Klar ist nur, die Lage der Wirtschaft wird bei den US-Wahlen im November wie immer eine entscheidende Rolle spielen.

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