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Republikaner Warum Trump-Herausforderin Nikki Haley immer noch weiter kämpft

Trump-Herausforderin Nikki Haley will für die Republikaner ins Rennen um die US-Präsidentschaft gehen
Trump-Herausforderin Nikki Haley will für die Republikaner ins Rennen um die US-Präsidentschaft gehen
© ASSOCIATED PRESS / Sean Rayford / Picture Alliance
Die letzte verbliebene parteiinterne Konkurrentin von Donald Trump bietet ihm im Wahlkampf öffentlich die Stirn. Ihr Kalkül könnte am Ende sogar aufgehen

Wenn sich Politiker der US-Republikaner in den vergangenen Jahren Donald Trump in den Weg stellten, dann endete das in aller Regel mit einem Desaster: Entweder sie mussten irgendwann das Feld räumen und versanken in der politischen Bedeutungslosigkeit. Oder sie schlugen sich auf die Seite des Immobilien-Unternehmers und heutigen Ex-Präsidenten und redeten ihm fortan nach dem Munde. Trump, der oft in den Kategorien eines Mafia-Paten denkt, nahm beides stets zufrieden zur Kenntnis. Die kuschende Loyalität sogar noch mehr als den stillen Abgang.

Wer nun also den einsamen Kampf von Nikki Haley beobachtet – der letzten verbliebenen Konkurrentin Trumps im Bewerberfeld um die Präsidentschaftskandidatur – dem kommt genau diese Frage unwillkürlich in den Kopf: Welchen der beiden Wege wird sie gehen? Zu groß scheint die Führung in den Umfragen, zu aussichtslos die Hoffnung auf einen Umschwung, als dass es vor dem Nominierungsparteitag der Republikaner noch zu einer Überraschung kommen könnte. Es könnte sogar sein, dass Haley nach der parteiinternen Vorwahl in ihrem Heimatstaat South Carolina am 24. Februar die Segel streichen wird – denn auch dort führt Trump in den Umfragen deutlich.

Einflussreiche Geldgeber unterstützen Haley

Bisher allerdings setzt sich Haley zur Wehr, und ihr Widerstand hat in den vergangenen Wochen sogar noch an Schärfe zugenommen. Als Trump höhnisch fragte, warum Haleys Ehemann sich nicht an der Wahlkampagne beteilige, wies die ihn kühl darauf hin, dass der Gatte derzeit für die US-Streitkräfte im Ausland ist – und nutzte diese Reaktion dazu, um an Trumps oft abfällige Rhetorik gegenüber Militärangehörigen und Veteranen zu erinnern.

Die Aufforderung Trumps an Russland, es könne mit Nato-Ländern nach Belieben umspringen, wenn sie ihre Verpflichtung zu Rüstungsausgaben nicht erfüllten, konterte Haley mit beißender Kritik im Kurznachrichtendienst X. Die ehemalige Uno-Botschafterin der USA unter Trump lässt keine Gelegenheit aus, um deutlich zu zeigen, dass sie dessen Verständnis von Außen- und Sicherheitspolitik rundheraus ablehnt.

Die große Frage ist: Warum tut sich Haley diesen Konflikt an? Und darauf gibt es mehrere plausible Antworten. Zum einen hat sie nach wie vor die Unterstützung sehr einflussreicher Geldgeber, darunter vor allem das Netzwerk des rechtskonservativen Milliardärs Charles Koch. Diese Geldgeber haben Haley auch nach ihrer Niederlage in der zweiten Vorwahl im US-Bundesstaat New Hampshire ganz offenkundig signalisiert, dass sie vorerst weiter machen soll. Auch sammelt Haley sogar jenseits der Großspender noch Geld ein und kann damit derzeit in South Carolina eine Menge in Werbespots investieren.

Trumps lauernde Gerichtsverfahren

Darüber hinaus steht fest, dass Trump trotz seiner enormen Popularität bei den Kernwählern der Republikaner ein Bewerber mit einer besonderen Anfälligkeit ist. Er sieht sich so vielen Rechtsstreitigkeiten gegenüber wie kein anderer Präsidentschaftskandidat vor ihm. Und niemand, wirklich niemand, kann derzeit mit absoluter Sicherheit sagen, ob ihm nicht mindestens eines dieser Verfahren noch im Wahlkampf eine Verurteilung bescheren wird – was einer historisch einzigartigen Situation gleichkäme. Es wäre eine nachvollziehbare Strategie Haleys, für diesen Fall bereit zu stehen, weshalb sie auch immer wieder auf dessen juristische Probleme hinweist.

Eines ist klar: Immerhin ist es Haley gelungen, Trump zu ärgern und in sein Unterbewusstsein einzudringen. Während viele US-Wähler angesichts zahlreicher Aussetzer des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden dessen Eignung für das Amt infrage stellen, leistete sich Trump unlängst einen Lapsus ganz eigener Qualität: Er verwechselte den Namen Haleys gleich mehrfach hintereinander mit dem der demokratischen Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi, einer alten Erzfeindin Trumps und Hassfigur seiner Fans. Der Aussetzer bot Haley erneut Angriffsfläche, sie nutzte ihn, um Trump als zunehmend verwirrten älteren Mann darzustellen.

Trump droht Haleys Finanzierern

Auch, dass Haley überhaupt noch im Rennen geblieben ist, hat Trump verärgert. Er drohte ihren Geldgebern mit Liebesentzug durch seine Anhänger, fall sie seine Kontrahentin weiter unterstützen – eine Drohung, die allerdings bisher folgenlos geblieben ist.

Haley bleibt also die letzte echte republikanische Gegnerin im Spiel, allein dieser Umstand verleiht ihr Profil. Möglicherweise gelingt es ihr, auf diese Weise den beiden klassischen Schicksalen zu entgehen – dem Bedeutungsverlust oder der Unterordnung. Denn vielleicht spekuliert die 52-Jährige am Ende einfach auf eine ganz andere Wahl, nämlich die im Jahr 2028. An der dürfte Trump dann mit einiger Sicherheit nicht mehr teilnehmen. Weil er dann seine zweite Amtszeit hinter sich hat. Weil er zu alt sein wird. Oder weil er sich in einer Strafvollzugsanstalt der Vereinigten Staaten befindet.

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