Wahre Demokratien sind weltweit die absolute Ausnahme. Zu diesem ernüchternden Ergebnis kommt die Economist Intelligence Unit in ihrem „Democracy Index 2018“. Die Analysten des Beratungsdienstes, der zur britischen Economist Group gehört, haben zum elften Mal den Stand der Demokratie untersucht. Dazu wurden nach eigenen Angaben 165 unabhängige Staaten und zwei Territorien anhand dieser fünf Kriterien bewertet:
- Wahlen und Pluralismus
- bürgerliche Freiheiten
- funktionierende Regierung
- politische Teilhabe
- politische Kultur
Lediglich 20 Länder wurden als vollwertige Demokratien eingestuft. Das entsprach einem Anteil von zwölf Prozent der untersuchten Staaten. In die Kategorie „Demokratien mit Fehlern“ fiel jedes dritte Land (55 Staaten insgesamt). 39 Länder sind nach Ansicht der Analysten Mischformen, 53 Staaten autoritäre Regime. Der letzte Platz ging an Nordkorea. Das Regime konnte zynischerweise nur beim Funktionieren der Regierung und dem politischen Engagement einigermaßen Punkte sammeln.
Das sind laut dem Ranking aktuell die vorbildlichsten Demokratien der Welt.
Die vorbildlichsten Demokratien der Welt
Europa ist eine Festung wahrer Demokratie. Sieben der zehn vorbildlichsten Demokratien der Welt liegen laut der Economist Intelligence Unit in Europa. Den Anfang macht die Schweiz. Sie erzielt bei der Gesamtnote 9,03 von 10 möglichen Punkten. Mit einer Ausnahme reichte es in allen Kategorien für Werte über neun Punkten. Nur beim Stand der politischen Teilhabe kam die Schweiz auf vergleichsweise magere 7,78 Punkte.
Australien konnte in zwei Kategorien Spitzennoten einfahren. Bei den bürgerlichen Freiheiten sowie bei Wahlen und Pluralismus schaffte das Land die perfekte Zehn. Verbesserungsbedarf sehen die Economist-Analysten hingegen vor allem erneut bei der politischen Teilhabe. Insgesamt kam Australien auf eine Note von 9,09.
Irland und Kanada teilen sich Platz sechs im „Democracy Index 2018“. Beide Länder kommen auf eine Gesamtnote von 9,15. Irland erhielt von den Analysten Bestnoten für seine politische Kultur und die bürgerlichen Freiheiten. Letztere sind auch in Kanada uneingeschränkt gegeben. Das nordamerikanische Land punktete zudem mit guter Regierungsarbeit. Auf dem Foto scherzt Kanadas Premier Justin Trudeau (l.) mit seinem irischen Amtskollegen Leo Varadkar
Dänemark konnte in dem Ranking nur beim Wahlsystem die volle Punktzahl erzielen. Dafür erlaubte sich unser Nachbarland in keiner Kategorie eine echte Schwäche. Den niedrigsten Wert gab es bei der politischen Teilhabe (8,33). Im Durchschnitt reichte es für 9,22 Punkte und damit Platz fünf der vorbildlichsten Demokratien der Welt.
Neuseeland ist laut der Economist-Analyse weltweit ein Vorbild für Pluralismus und bürgerliche Freiheiten. Lediglich der kleine Durchhänger bei der politischen Kultur (8,13) hat die Gesamtnote (9,26) etwas geschmälert und damit den Platz auf dem Treppchen verhindert. Im Bild: das neuseeländische Parlamentsgebäude
Mehr als 160 Länder weltweit sollten sich ein Beispiel an Schweden nehmen, wenn es um gelebte Demokratie geht. Zu diesem Schluss kommt der „Democracy Index 2018“. Schweden erreichte in allen Kategorien mindestens neun von zehn Punkten. Einzige Ausnahme: politische Teilhabe (8,33). Insgesamt erzielte das skandinavische Land einen Mittelwert von 9,39. Im Bild: das Gebäude des schwedischen „Riksdagen“
Die Finanz- und Bankenkrise hat in Island viel Vertrauen zerstört. Aber das Land am Polarkreis hat sich seine nahezu perfekte Demokratie bewahrt, wie die Economist Intelligence Unit befindet. Bestwerte gab es für das Wahlsystem und die politische Kultur. Vor allem die Teilhabe sorgte dafür, dass Island mit 9,58 Punkten den Platz an der Spitze verpasste. Im Bild: der Plenarsaal des „Althings“ in Reykjavik
In Norwegen tragen Regierung und Bevölkerung gleichermaßen ihren Teil zum Gelingen der Demokratie bei. Zu diesem Schluss kommt die Economist Intelligence Unit in ihrem „Democracy Index 2018“. Norwegen erhielt Bestnoten für Wahlsystem, Teilhabe und politische Kultur. Beim Funktionieren der Regierung konnte kein anderes Land einen besseren Wert erzielen. Deutschland landete in dem Ranking übrigens auf Platz 13, vor dem Vereinigten Königreich. Im Bild: der Plenarsaal des „Storthing“ in Oslo